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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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hatten, fuhren sie nach Süden in Richtung Dresden. Nach einigen Minuten beugte Tulpanow sich nach vorn, hob einen kleinen, ramponierten Koffer mit den Initialen K. L. auf und reichte ihn Armstrong.
»Was ist das?« erkundigte er sich.
»Die weltliche Habe des guten Majors«, antwortete Tulpanow. »Oder vielmehr alles, was seine arme Witwe von ihm erben wird.« Er reichte Armstrong einen dicken, bräunlichen Umschlag.
»Und was ist das? Auch weltliche Habe?«
»Nein, das sind die vierzigtausend Reichsmark, die Lauber für seine Anteile am Telegrafen Schultz bezahlt hat. Wenn die Briten an einer Sache beteiligt sind, versuche ich, mich an die Regeln zu halten. ›Streng dich an, gib dein Bestes, und mach deine Sache gut.‹« Tulpanow grinste; dann fuhr er fort: »Ich glaube, Sie sind im Besitz des einzigen anderen Dokuments, das benötigt wird.«
Armstrong nickte und steckte das dicke Kuvert in seine Reisetasche. Dann blickte er aus dem Fenster auf die vorüberziehende Landschaft. Er war bestürzt, wie wenig hier seit Kriegsende wiederaufgebaut worden war. Es fiel ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren, wie er bei Frau Lauber vorgehen sollte, doch er gab sich alle Mühe und tat erst wieder den Mund auf, als sie den Stadtrand von Dresden erreichten.
»Weiß Ihr Fahrer, wohin wir wollen?« fragte er, als sie an einem Straßenschild mit der Aufschrift »Höchstgeschwindigkeit 40 km/h« vorüberkamen.
»O ja«, antwortete Tulpanow. »Sie sind nicht der erste, den er zu dieser alten Dame bringt. Er ist eingeweiht.«
Armstrong blickte Tulpanow verwundert an.
Wenige Minuten später hielten sie vor einem grauen Betonklotz von Mietshaus, das mitten in einem Park stand, der aussah, als wäre er gestern erst bombardiert worden.
»Sie müssen zu Nummer dreiundsechzig«, sagte Tulpanow. »Leider gibt es keinen Fahrstuhl. Sie werden also hinaufsteigen müssen, mein lieber Lubji. Aber das beherrschen Sie ja ziemlich gut.«
Armstrong stieg mit seiner Reisetasche und dem mitgenommenen Koffer des deutschen Majors aus dem Wagen und stapfte den von Unkraut überwucherten Weg zum Eingang des zehn Stockwerke hohen Vorkriegsmietshauses. Dann stieg er die Betontreppe hinauf. Er war froh, daß Frau Lauber nicht ganz oben wohnte. Als er endlich in den sechsten Stock gelangte, ging er über einen schmalen Korridor bis zu einer Tür, neben der mit roter Farbe eine »63« an die Wand gepinselt war.
Behutsam stieß er mit seinem Offiziersstöckchen an die Glasscheibe. Gleich darauf wurde die Tür von einer alten Dame geöffnet, die sich nicht darüber zu wundern schien, Besuch von einem britischen Offizier zu bekommen. Sie führte Dick über einen düsteren, unbeleuchteten Flur zu einem winzigen, kalten Zimmer, durch dessen Fenster ein fast identischer, zehnstöckiger Betonklotz zu sehen war. Armstrong setzte sich der alten Frau gegenüber in einen Sessel neben einem winzigen Heizlüfter, der jedoch kaum Wärme abgab.
Dick fröstelte, während er beobachtete, wie die alte Dame sich in ihren Sessel kauerte und sich eine fadenscheinige Stola straffer um die Schultern zog.
»Ich habe Ihren Gatten kurz vor seinem Tod in Wales besucht«, begann Dick. »Er bat mich, Ihnen dies hier zu geben.« Er händigte ihr den ramponierten Koffer aus.
Frau Lauber machte ihm ein Kompliment über sein gutes Deutsch, ehe sie den Koffer öffnete. Armstrong beobachtete, wie sie ein gerahmtes Hochzeitsbild herausnahm, auf dem sie und ihr Gatte zu sehen waren; anschließend das Foto eines jungen Mannes. Dick vermutete, daß es ihr Sohn war. Nach ihrem traurigen Gesicht zu urteilen, war er offenbar im Krieg gefallen. Dann kamen verschiedene Kleinigkeiten zum Vorschein – unter anderem ein Gedichtband von Rainer Maria Rilke und ein altes Schachspiel aus Holz.
Als Frau Lauber schließlich die drei Orden ihres Mannes aus dem Koffer genommen hatte, blickte sie auf und fragte hoffnungsvoll: »Hat er Sie gebeten, mir etwas auszurichten?«
»Ja, daß Sie ihm sehr fehlen. Und er ließ Sie bitten, Arno das Schachspiel zu geben.«
»Arno Schultz«, murmelte sie. »Ich bezweifle, daß er noch lebt.« Sie machte eine Pause. »Wissen Sie, der arme Mann war Jude. Während des Krieges haben wir uns aus den Augen verloren.«
»Dann werde ich versuchen, in Erfahrung zu bringen, ob er überlebt hat«, versprach Armstrong. Er beugte sich vor und nahm die Hand der alten Dame.
»Sie sind zu gütig«, sagte sie. Ihre knochigen Finger umklammerten seine Hand und ließen sie erst nach einer

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