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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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ganzen Weile wieder los. Dann nahm sie das Schachspiel und reichte es ihm. »Ich hoffe sehr, daß er noch lebt. Er war ein so guter Mensch.« Armstrong nickte.
»Hat mein Mann mir sonst noch etwas ausrichten lassen?“
»Ja. Er sagte mir, sein letzter Wunsch wäre, daß Sie Arno seine Anteile zurückgeben.«
»Welche Anteile?« fragte sie und schien zum erstenmal ein wenig besorgt. »Nie hat jemand von Anteilen gesprochen, wenn ich Besuch bekommen habe.«
»Wie ich gehört habe, hat Arno Ihrem Mann kurz nach Hitlers Machtergreifung einige Anteile seines Zeitungsverlags verkauft, und Ihr Mann versprach, sie Arno gleich nach Kriegsende zurückzugeben.«
»Nun ja, hätte ich solche Papiere, bekäme Arno sie selbstverständlich zurück«, versicherte die alte Frau und schauderte wieder vor Kälte. »Aber leider besitze ich keine Anteile. Vielleicht hat Klaus ein Testament gemacht…«
»Bedauerlicherweise nein, Frau Lauber«, erklärte Armstrong. »Und falls doch, konnten wir es nicht finden.«
»Das sähe Klaus aber gar nicht ähnlich«, sagte sie. »Er war immer peinlich genau. Aber wer weiß, vielleicht ist das Testament irgendwo in der russischen Zone verlorengegangen. Man kann den Russen nicht trauen, wissen Sie«, wisperte sie.
Armstrong nickte zustimmend. »Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte er und nahm wieder ihre Hand. »Ich habe hier ein Dokument, in dem mir die Vollmacht erteilt wird, dafür zu sorgen, daß Herr Schultz die ihm zustehenden Anteile bekommt, sofern er noch lebt und wir ihn finden können.«
Frau Lauber lächelte. »Danke. Es ist mir eine große Erleichterung, daß die Angelegenheit sich in den Händen eines britischen Offiziers befindet.«
Armstrong öffnete seine Tasche und nahm den Vertrag heraus. Er blätterte die letzte der vier Seiten auf, deutete auf zwei Bleistiftkreuze und reichte Frau Lauber seinen Füllfederhalter. Sie setzte ihre krakelige Unterschrift zwischen die zwei Kreuze, ohne auch nur den Versuch zu machen, eine einzige Klausel oder einen Paragraphen des Vertrags zu lesen. Sobald die Tinte trocken war, legte Armstrong das Dokument in seine Reisetasche zurück und schloß sie. Er lächelte Frau Lauber an.
»Ich muß jetzt nach Berlin zurück.« Er erhob sich aus dem Sessel. »Und dort werde ich alles tun, um Herrn Schultz zu finden.«
»Vielen Dank.« Frau Lauber stand ebenfalls auf, sehr langsam, und begleitete ihn über den Flur zurück zur Wohnungstür. »Leben Sie wohl«, sagte sie, als Dick hinaus auf den Treppenabsatz trat. »Es war sehr freundlich von Ihnen, die lange Fahrt auf sich zu nehmen, um mich zu besuchen.« Sie lächelte müde und schloß die Tür ohne ein weiteres Wort.
»Nun?« fragte Tulpanow, als Armstrong wieder neben ihm auf dem Rücksitz Platz nahm.
»Sie hat den Vertrag unterschrieben.«
»Damit hatte ich auch gerechnet«, sagte Tulpanow.
Der Fahrer wendete den Wagen und machte sich auf die Rückfahrt nach Berlin.
»Was jetzt?« fragte Armstrong.
»Sie haben die Münze geworfen.« Tulpanow blickte ihn an. »Und Zahl bedeutet, daß Sie von nun an im Spiel sind. Allerdings muß ich sagen, daß Ihr Verhalten gegenüber Frau Lauber gegen jede Spielregel war.«
Armstrong blickte ihn fragend an.
»Sogar ich dachte, daß Sie ihr die vierzigtausend Reichsmark geben«, sagte Tulpanow. »Aber zweifellos beabsichtigen Sie zumindest, dem armen Arno«, er machte eine Pause, »das Schachspiel zu bringen.«
    Am nächsten Morgen meldete Captain Richard Armstrong beim britischen Kontrollrat seinen Besitzanspruch auf den Telegraf an. Obwohl einer der Offiziere eine Braue hochzog und ein anderer ihn mehr als eine Stunde warten ließ, stempelte der diensthabende Schreiber schließlich das Dokument ab, mit dem die Transaktion genehmigt und bestätigt wurde, daß Captain Armstrong nun der alleinige Besitzer der Zeitung war.
    Charlotte bemühte sich, ihre wahren Gefühle zu verbergen, als Dick ihr von seinem »Coup« erzählte. In ihren Augen konnte es nur bedeuten, daß ihre Abreise nach England noch einmal verschoben werden müsse. Doch sie war sehr erleichtert, als Dick nichts dagegen hatte, daß sie nach Lyon zu ihren Eltern fuhr, um dort ihr erstes Kind zur Welt zu bringen. Sie war entschlossen, dafür zu sorgen, daß jedes ihrer Kinder sein Leben als französischer Staatsbürger begann.
    Arno Schultz staunte über Armstrongs wiedererwachte Begeisterung für den Telegraf ; Dick machte bei den Redaktionskonferenzen Anregungen und Vorschläge und half sogar persönlich

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