Archer Jeffrey
Dinner kommenden Mittwoch freuen.«
Der Colonel lüpfte den Hut vor Becky und verließ die vier Vorstandsmitglieder, die weiter über ihre Vermutungen diskutierten, wer es sein könnte, der sich so für die Wohnungen interessierte.
Da die Vorstandssitzung länger als vorhergesehen gedauert hatte, kam der Colonel nur dazu, sich einen Whisky zu gönnen, ehe Daphne zu dem bestellten Tisch im Damenzimmer geführt wurde. Sie hatte tatsächlich ein paar Pfund zugenommen, aber er fand, daß ihr das ganz gut stand.
Er bestellte Gin Tonic für seinen Gast, während sie über das vergnügungsreiche Amerika und das heiße Afrika plauderte, aber er vermutete, daß Daphne eigentlich über einen ganz anderen Kontinent mit ihm sprechen wollte.
So fragte er schließlich: »Und wie war Indien?«
»Nicht so erfreulich, fürchte ich«, antwortete Daphne und nahm einen Schluck von ihrem Gin Tonic. »Um ehrlich zu sein, schrecklich.«
»Komisch«, sagte der Colonel. »Ich fand die Inder eigentlich immer recht nett.«
»Es waren nicht die Inder, die sich als Problem erwiesen«, entgegnete Daphne.
»Trentham?«
»Leider ja.«
»Hat er Ihren Brief denn nicht bekommen?«
»O doch, aber das war durch die Ereignisse längst überholt. Ich wünschte jetzt nur, ich hätte Ihren Rat befolgt und Ihren Entwurf wortwörtlich übernommen und Trentham gewarnt, daß ich die Wahrheit über Daniel sagen müßte, wenn man mir diese Frage direkt stellte.«
»Wieso? Was hat Sie zu diesem Sinneswandel gebracht?«
Daphne leerte ihr Glas in einem Zug. »Entschuldigen Sie, Colonel, aber das brauchte ich. Nun, als Percy und ich in Poona ankamen, erzählte uns Ralph Forbes, der Regimentskommandeur, daß Trentham aus der Armee ausgeschieden sei.«
»Ja, das haben Sie in Ihrem Brief erwähnt«, sagte der Colonel. Er legte Messer und Gabel nieder. »Aber ich wüßte gern, warum.«
»Irgendein Problem mit der Gattin des Adjutanten, wie Percy später herausbekam, doch niemand wollte ins Detail gehen. Offenbar ist das Thema tabu – nichts, worüber sie in der Offiziersmesse sprechen möchten.«
»Dieser Hundsfott. Wenn ich nur …«
»Ich teile Ihre Meinung völlig, Colonel, aber es kommt noch schlimmer.«
Der Colonel bestellte noch einen Gin Tonic für seinen Gast und einen Whisky für sich, ehe Daphne fortfuhr.
»Als ich vergangenes Wochenende in Ashurst war, zeigte mir Major Trentham den Brief, den Guy seiner Mutter geschrieben hat. Er erklärt darin, wieso er gezwungen wurde, seinen Abschied von den Füsilieren zu nehmen. Er behauptet, Sie seien daran schuld, weil Sie Colonel Forbes mitteilten, daß er, Guy, ›dieses Flittchen aus Whitechapel‹ geschwängert habe. Ich habe mir die Formulierung gemerkt.«
Der Colonel lief vor Zorn tiefrot an.
»Dabei habe die Zeit unmißverständlich bewiesen, daß es Trumper gewesen sei. Jedenfalls ist es das, was Trentham überall herumerzählt.«
»Hat der Mann denn absolut kein Ehrgefühl?«
»Offenbar nicht das geringste«, antwortete Daphne. »Er schrieb weiter, daß Charlie Trumper Sie nur angestellt hat, damit Sie den Mund halten. ›Dreißig Silberlinge‹ war der genaue Ausdruck.«
»Er verdient es, mit der Reitpeitsche traktiert zu werden!«
»Dagegen hätte nicht einmal Major Trentham etwas einzuwenden. Aber meine größte Sorge gilt nicht Ihnen, nicht einmal Becky, sondern Charlie selber.«
»Wieso?«
»Bevor wir Indien verließen, schwor Trentham Percy, als sie allein im Überseeclub waren, daß Trumper das den Rest seines Lebens bereuen würde.«
»Aber warum gibt er Charlie die Schuld?« wunderte sich der Colonel.
»Percy hat Trentham die gleiche Frage gestellt und erhielt als Antwort, daß es doch ganz offensichtlich sei, daß Trumper Becky zu der Verleumdung angestiftet habe, um eine alte Rechnung zu begleichen.«
»Aber das ist nicht wahr.«
»Das hat Percy ihm auch gesagt, aber er wollte nicht zuhören.«
»Und überhaupt, was meinte er mit ›eine alte Rechnung zu begleichen‹?«
»Keine Ahnung, außer daß mich Guy später am Abend mehrfach nach einem Madonnenbild fragte.«
»Etwa das, das in Charlies Wohnzimmer hängt?«
»Genau, und als ich schließlich zugab, daß ich es gesehen hatte, ließ er das Thema fallen.«
»Der Mann muß völlig den Verstand verloren haben.«
»Mir erschien er relativ normal«, sagte Daphne.
»Jedenfalls sollten wir froh sein, daß er noch in Indien festsitzt, das gibt uns Zeit zu überlegen, was wir tun können.«
»Aber nicht viel Zeit, fürchte ich.«
»Wie das?«
»Major
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