Archer Jeffrey
erkläre ich die Sitzung für geschlossen.«
Sie traten in dem Augenblick auf die Chelsea Terrace, da
der Postbote den Laden betreten wollte. Als er Becky sah,
händigte er ihr einen Brief aus.
»Bei diesen vielen Marken kann er nur von Daphne sein«,
sagte sie zu ihren Begleitern. Sie riß den Umschlag auf und las
im Gehen.
»Red schon, was schreibt sie?« fragte Charlie, während sie
zur Tregunter Road schlenderten.
»Sie haben sich Amerika und China angesehen und werden als nächstes nach Indien reisen«, antwortete Becky. »Sie schreibt, daß sie gut drei Kilo zugenommen hat und einen Mr.
Calvin Coolidge kennengelernt hat, wer immer das sein mag.« »Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten«, sagte Charlie. »Ach ja? Und sie hoffen, irgendwann im August zu Hause
zu sein; somit wird es nicht mehr lange dauern, bis wir aus
erster Hand etwas von ihnen erfahren können.« Als Becky
aufblickte, bemerkte sie, daß nur noch der Colonel neben ihr
ging. »Wo ist Charlie?« Beide drehten sich um und sahen, daß
er zu einem kleinen Stadthaus hochschaute, an dessen Mauer
ein Schild befestigt war. »Zu verkaufen« stand darauf. Sie kehrten zu Charlie um. »Was denkst du?« fragte Charlie
Becky, ohne den Blick von dem Haus zu nehmen.
»Was meinst du damit, was ich denke?«
»Ich glaube, meine Liebe«, warf der Colonel ein, »Charlie
möchte wissen, was Sie von dem Haus halten.«
Becky betrachtete das von wildem Wein umrankte,
zweistöckige Haus.
»Es ist wundervoll, ganz wundervoll.«
»Es ist mehr als das«, sagte Charlie, mit den Händen in den
Westentaschen. »Es gehört uns. Es ist ideal für jemanden mit
einer Frau und drei Kindern, der Direktor eines expandierenden
Unternehmens in Chelsea ist.«
»Aber ich habe noch kein zweites Kind, geschweige denn
ein drittes.«
»Ich bin nur vorausschauend«, erwiderte Charlie. »Das hast
du mir beigebracht.«
»Können wir es uns denn leisten?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, daß die
Immobilienpreise in dieser Gegend bald steigen werden, wenn
die Leute hier erst erfahren, daß sie nur einen Katzensprung
entfernt ein Kaufhaus haben werden. Außerdem ist es jetzt zu
spät, weil ich heute früh bereits die Anzahlung auf den Tisch
gelegt habe.« Er schob die Hand in die Jackentasche und holte
einen Schlüssel heraus.
»Warum hast du es nicht zuvor mit mir besprochen?« fragte
Becky.
»Weil ich wußte, daß du nur sagen würdest, wir könnten es
uns nicht leisten, genau wie beim zweiten, dritten, vierten,
fünften und jedem weiteren Laden.«
Er ging zur Haustür und Becky einen Meter hinter ihm her. »Aber …«
»Ich lasse Sie jetzt allein, dann können Sie es unter sich
ausmachen«, sagte der Colonel. »Kommen Sie auf das Glas
Sekt zu uns, sobald Sie sich Ihr neues Zuhause angeschaut
haben.«
Der Colonel schwenkte den Schirm in der Vormittagssonne,
während er weiter die Tregunter Road entlangging. Er war sehr
zufrieden mit sich und der Welt und gönnte sich, als er daheim
war, den ersten Whisky des Tages.
Er weihte Elizabeth in all die Neuigkeiten ein, und sie stellte
viele Fragen, aber viel mehr über das Baby und das Haus als
über die neue Gesellschaft und die Ernennung ihres Gatten
zum Vorsitzenden. Sobald er sie so gut wie möglich
beantwortet hatte, rief er seinen Diener, eine Flasche Sekt in
einen Eiskübel zu stellen. Dann zog er sich in sein
Arbeitszimmer zurück und beschäftigte sich mit seiner
Morgenpost, während er auf die Trumpers wartete.
Drei Briefe lagen noch ungeöffnet auf seinem Schreibtisch:
eine Rechnung von seinem Schneider – was ihn an Beckys
Bemerkung über die Zahlungsmoral bei Schneiderrechnungen
erinnerte –, eine Einladung zum Jahrestreffen der Ashburton
Shield in Bisley, darauf freute er sich jedesmal, und ein Brief
von Daphne, von dem er annahm, daß er etwa den gleichen
Inhalt hatte wie der, den Becky bekommen hatte.
Der Umschlag war in Delhi abgestempelt. Der Colonel
schlitzte ihn erwartungsvoll auf. Tatsächlich schrieb Daphne
auch ihm, wie sehr sie die Reise genoß, erwähnte jedoch ihr Gewichtsproblem nicht. Dafür schrieb sie, daß sie beunruhigende Neuigkeiten, Guy Trentham betreffend, hatte. Als sie in Poona gewesen waren, hatte Percy ihn eines Abends im Offiziersclub getroffen. Trentham war in Zivil gewesen und hatte so stark abgenommen, daß ihr Gatte ihn kaum wiedererkannt hatte. Er hatte Percy erzählt, daß man ihn gezwungen habe, aus der Armee auszuscheiden, und daß es einen gebe, der an allem schuld sei:
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