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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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nahe
daran aufzuhängen, ehe der Mann Gelegenheit zu einer
Antwort hatte.
»Ja, Madam.« Jetzt klang die Stimme erfreuter.
»Ich brauche vielleicht Ihre Dienste – für eine Freundin,
wissen Sie.« Ich kam mir ziemlich albern vor.
»Eine Freundin«, murmelte die Stimme. »Ja, natürlich.
Dann sollten wir uns mal zusammensetzen und darüber reden«,
schlug er vor.
»Aber nicht in Ihrem Büro«, sagte ich fest.
»Ich verstehe, Madam. Wäre es Ihnen morgen um sechzehn
Uhr recht, im Hotel St. Agnes in der Bury Street in South Kensington?«
»Ja.« Ich hängte ein, ehe mir bewußt wurde, daß ich meinen
Namen nicht genannt hatte und nicht wußte, wie dieser Harris
aussah.
Als ich am St. Agnes ankam, einem heruntergekommenen
Haus unweit der Brompton Road in South Kensington, ging ich
erst ein paarmal um den Block, bevor ich mich bereit fühlte,
die Eingangshalle zu betreten. Ein Mann von etwa dreißig bis
fünfunddreißig lehnte am Empfang. Er richtete sich sofort auf,
als er mich sah.
»Suchen Sie vielleicht einen Mr. Harris?« fragte er. Ich nickte, da führte er mich rasch in das Cafe und zu einem
Ecktisch. Sobald er sich mir gegenübergesetzt hatte, musterte
ich ihn eingehender. Er war etwa eins fünfundsiebzig groß,
korpulent und hatte dunkelbraunes Haar und einen noch
dunkleren Schnurrbart. Er trug eine braunkarierte HarrisTweed-Jacke, ein cremefarbenes Hemd und einen schmalen
gelben Binder. Ich begann zu erklären, wozu ich ihn
beauftragen wollte, wurde jedoch immer wieder abgelenkt,
weil er seine Fingerknöchel knacken ließ, erst die der Linken,
dann der Rechten. Ich wollte aufstehen und gehen, und hätte es
auch getan, wenn ich sicher gewesen wäre, daß ich ein weniger
abstoßendes Individuum für meinen Auftrag finden würde. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, daß ich nicht vorhatte,
mich scheiden zu lassen. Bei diesem ersten Treffen erklärte ich ihm soviel von meinem Dilemma, wie ich mich imstande fühlte. Ich war entsetzt, als er die exorbitante Summe von fünf Shilling die Stunde verlangte, bloß um mit seiner Ermittlung auch nur zu beginnen. Bedauerlicherweise hatte ich keine große Wahl in dieser Sache. Ich sagte, er solle am nächsten Tag anfangen, und wir würden uns in einer Woche wieder
treffen.
Mr. Harris’ erster Bericht lief darauf hinaus, daß nach
Meinung derer, die den größten Teil ihrer Arbeitsstunden im
»Musketier«, einem Pub in Chelsea, zubrachten, Charlie
Trumper der Vater von Rebecca Salmons Kind war, und er das
auch nie leugnete, wenn man ihm die Frage direkt stellte. Und
fast als Beweis heirateten er und Miss Salmon kurz nach der
Geburt des Kindes standesamtlich.
Mr. Harris hatte keine Schwierigkeiten, an eine Kopie der
Geburtsurkunde zu kommen. Sie bestätigte, daß das Kind,
Daniel George Trumper, der Sohn von Rebecca Salmon und
Charlie George Trumper, wohnhaft Chelsea Terrace 147, war. In meinem nächsten Brief an Guy legte ich eine Kopie des
Geburtsscheins und ein paar Notizen über Harris’
Ermittlungsergebnisse bei, alles, was er über die Hochzeit
erfahren hatte und über Colonel Hamiltons Ernennung zum
Vorstandsvorsitzenden von Trumpers Firma. Ich nahm an,
damit wäre die Sache erledigt.
Zwei Wochen später jedoch erhielt ich einen Brief von Guy
– ich nahm an, daß er sich mit meinem gekreuzt hatte. Er
schrieb, daß Sir Danvers Hamilton sich mit seinem
Kommandeur, Colonel Forbes, in Verbindung gesetzt hatte,
und da Forbes befürchtete, es könne zu einer Anklage wegen
gebrochenen Heirats-Versprechens kommen, hatte Guy vor
einen Ausschuß seiner Offizierskameraden erscheinen und sein
Verhältnis zu Miss Salmon erklären müssen.
Daraufhin schrieb ich sogleich einen langen Brief an
Colonel Forbes – Guy war offenbar nicht in der Lage, alles vorzubringen, was ich hatte eruieren können. Ich legte eine weitere Kopie der Geburtsurkunde bei, um Forbes zu überzeugen, daß mein Sohn nichts mit dem Salmon-Mädchen zu tun gehabt hatte. Ich erwähnte auch so nebenbei, daß Colonel Hamilton nun Vorsitzender von Trumpers Vorstand sei, eine Stellung, die doch sicherlich nicht ehrenhalber war. Ich muß gestehen, daß Mr. Harris’ wöchentliche Berichte sich
nun als sehr nützlich erwiesen.
Eine Zeitlang nahm alles wieder seinen normalen Gang.
Gerald beschäftigte sich mit seinen Abgeordnetenpflichten,
und ich brauchte mich auf nichts Dringlicheres zu
konzentrieren als die Ernennung des neuen Kirchenvorstehers
und auf meinen Bridgezirkel.
Doch das Problem reichte tiefer, als

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