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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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ich geahnt hatte; denn
durch Zufall erfuhr ich, daß wir nicht auf die Gästeliste für die
Vermählung von Daphne Harcourt-Browne mit dem Marquis
von Wiltshire gesetzt wurden. Natürlich wäre Percy nie der
zwölfte Marquis geworden, hätten nicht sein Vater und Bruder
ihr Leben an der Westfront geopfert. Und später hörte ich von
anderen, die dabei gewesen waren, daß sowohl Colonel
Hamilton wie die Trumpers in der St. Margarets Kirche und
danach bei dem Empfang gesehen worden waren.
Während dieser Zeit berichtete Mr. Harris laufend
Wissenswertes über die Trumpers und ihr wachsendes
Ladenimperium. Ich muß gestehen, daß mich ihre
geschäftlichen Transaktionen nicht interessierten – das war
eine mir völlig fremde Welt –, aber ich hielt Harris auch nicht
davon ab, denn es gab mir einen nützlichen Einblick in die
Angelegenheiten von Guys Gegnern.
Ein paar Wochen später erhielt ich einen Brief von Colonel
Forbes, der meinen bestätigte, doch ansonsten hörte ich nichts
über das bedauerliche Mißverständnis, dessentwegen man Guy
an den Pranger gestellt hatte. Ich nahm deshalb an, daß alles
wieder in Ordnung war und man Colonel Hamiltons Behauptung mit der Geringschätzung abgetan hatte, die sie
verdiente.
Dann, im Juni des folgenden Jahres, wurde Gerald eines
Morgens ins War Office gerufen, wegen einer, wie er zunächst
annahm, routinemäßigen Unterhaussache.
Als mein Gemahl am Nachmittag in unser Stadthaus am
Chester Square zurückkehrte, sagte er, ich solle mich setzen
und einen großen Whisky trinken, denn er habe mir sehr
Unerfreuliches mitzuteilen. Ich hatte ihn selten so grimmig
gesehen, also tat ich, was er verlangte, und fragte mich, was
denn so wichtig sein könnte, daß er schon am Nachmittag
heimkam.
»Guy hat seinen Abschied eingereicht«, erklärte er scharf.
»Er wird nach England zurückkehren, sobald der erforderliche
Papierkram erledigt ist.«
»Warum?« fragte ich, wie vor den Kopf geschlagen. »Mir wurde kein Grund genannt«, erwiderte Gerald. »Ich
wurde heute morgen ins War Office gerufen, und Billy
Cuthbert, ein alter Regimentskamerad, teilte es mir vertraulich
mit. Er machte auch kein Hehl daraus, daß Guy, wenn er nicht
von sich aus um seinen Abschied gebeten hätte, aus der Armee
ausgestoßen worden wäre.«
    Während ich auf Guys Rückkehr wartete, ging ich jedes bißchen Information durch, das mir Mr. Harris über Trumpers immer noch wachsendes Ladenimperium besorgt hatte, so unbedeutend es auch sein mochte. Unter den zahllosen Seiten Material, die der Detektiv schickte, zweifellos um sein unverschämtes Honorar zu rechtfertigen, stieß ich auf eine Sache, von der ich vermutete, daß sie für Trumper fast ebenso wichtig war wie der Ruf meines Sohnes für mich.
    Ich nahm in diesem Fall die nötigen Ermittlungen selbst vor, und nachdem ich mir das Objekt eines Sonntags vormittags angesehen hatte, rief ich daraufhin am Montag die Maklerfirma Savill an und machte ein Angebot über zweitausendfünfhundert Pfund für dieses Objekt. Savill rief mich während der Woche zurück und teilte mir mit, daß jemand anderes dreitausend dafür geboten hatte. »Dann biete ich eben viertausend«, erklärte ich und hängte auf.
    Am Nachmittag dieses Tages teilte mir Savill mit, daß ich jetzt Eigentümerin des Wohngebäudes Chelsea Terrace 25-99 sei. Ich versicherte ihm, daß ich nichts dagegen hatte, wenn er Trumpers Vertreter mitteilte, wer sein neuer Nachbar sein würde.
    23
    Guy Trentham kam an einem kalten Nachmittag im September 1922 am Chester Square 19 an, gerade nachdem Gibson das Teegeschirr abgeräumt hatte. Seine Mutter würde diesen Augenblick nie vergessen, denn als Guy den Salon betrat, erkannte sie ihn beinahe nicht. Mrs. Trentham war beim Briefschreiben gewesen, als Gibson: »Captain Guy!« meldete.
    Sie drehte sich um und sah, wie ihr Sohn hereinkam, direkt zum Kamin ging und mit dem Rücken zur Glut stehenblieb. Seine Augen stierten glasig geradeaus, und er sagte kein Wort.
    Mrs. Trentham war froh, daß Gerald an diesem Nachmittag an einer Unterhaussitzung teilnahm und erst nach der Abstimmung um zweiundzwanzig Uhr heimkommen würde.
    Guy hatte sich offensichtlich seit Tagen nicht mehr rasiert und sah aus, als könnte ein Bad vertragen. Sein Anzug war kaum noch als der erkennbar, den Gieves vor drei Jahren für ihn angefertigt hatte. Trotz der molligen Wärme, die vom Kamin ausstrahlte, zitterte er am ganzen Leib. Er wandte den Blick und sah seine Mutter an. Zum erstenmal

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