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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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und obwohl ich nie zuließ, daß er verzogen wurde, hielt ich es für meine Pflicht, dafür zu sorgen, daß er den Start im Leben bekam, der ihn auf die Rolle vorbereiten würde, die er, meiner festen Überzeugung nach, eines Tages spielen würde. Mit diesem Ziel vor Augen meldete ich ihn noch vor seiner Taufe in der Vorbereitungsschule Asgarth und dann in Harrow an, von wo aus er, wie ich annahm, in die Königliche Militärakademie übertreten würde. Sein Großvater geizte mit nichts, wenn es um seine Erziehung und Bildung ging, und tatsächlich war er bei seinem ältesten Enkel großzügig bis zum Übermaß.
    Sechs Jahre später kam mein zweiter Sohn, Nigel, als Frühgeburt auf die Welt, woran es liegen mag, daß er länger für seine Entwicklung brauchte als sein älterer Bruder. Guy hatte inzwischen verschiedene Hauslehrer, von denen ein oder zwei ihn für zu ungestüm hielten. Aber welches Kind steckt nicht zumindest einmal eine Kröte ins Badewasser oder schneidet Schnürsenkel durch?
    Mit neun ging Guy wie geplant nach Asgarth, und von dort weiter nach Harrow. Der hochwürdige Präbendarius Anthony Wood war zu der Zeit sein Rektor, und ich machte ihn darauf aufmerksam, daß Guy die siebente Generation von Trenthams war, die diese Schule besuchte.
    In Harrow tat sich Guy sowohl in der Kadettenvereinigung hervor – er wurde im letzten Jahr Hauptfeldwebel –, als auch im Boxring, wo er jeden seiner Gegner besiegte, ausgenommen gegen Radley, wo er einem Nigerianer gegenübergestellt wurde, der, wie ich später erfuhr, bereits Mitte Zwanzig war.
    Es betrübte mich, daß er während des letzten Semesters nicht zum Vertrauensschüler ernannt wurde. Aber man sagte mir, er sei bereits bei so vielen anderen Schulaktivitäten maßgeblich beteiligt, daß man ihm das in seinem eigenen Interesse nicht zugemutet habe. Ich hatte zwar vielleicht gehofft, daß seine Prüfungsergebnisse etwas besser ausfallen würden, aber ich hatte schon lange erkannt, daß er zu den Kindern gehörte, die ungemein intelligent sind, aber keinen schulischen Ehrgeiz haben. Trotz der Bemerkung eines voreingenommenen Klassenlehrers im Abschlußzeugnis, daß einige Noten, die Guy in den Prüfungen erzielte, sehr überraschend für ihn gekommen seien, gelang es meinem Sohn, in Sandhurst aufgenommen zu werden.
    Auf der Akademie machte er mit dem Boxen weiter und wurde Mittelgewichtsmeister der Kadetten. Zwei Jahre später, im Juli 1916, machte er seinen Abschluß als überdurchschnittlicher Schüler und wurde danach im alten Regiment seines Vaters aufgenommen.
    Ich sollte nicht versäumen zu erwähnen, daß Gerald nach dem Tod seines Vaters seinen Abschied bei den Füsilieren nahm, um die Leitung der bewirtschafteten Ländereien seiner Familie zu übernehmen. Er war zum Zeitpunkt seines durch die Umstände bedingten Ausscheidens Major im Titularrang eines Colonels, und viele hatten es für selbstverständlich erachtet, daß er Regimentskommandeur würde. Wie sich jedoch erwies, wurde er wegen eines anderen übergangen, eines gewissen Danvers Hamilton, der nicht einmal dem 1. Bataillon angehörte. Ich hatte diesen Mann nicht selbst kennengelernt, aber mehrere Offizierskameraden meines Gemahls machten kein Hehl daraus, daß sie diese Ernennung für ungerecht fanden. Ich glaubte jedoch fest daran, daß Guy die Familienehre wiederherstellen und das Regiment schließlich befehligen würde.
    Obgleich Gerald nicht als Militär am Weltkrieg teilnahm, diente er seinem Vaterland während dieser schweren Jahre, indem er sich dazu bereit erklärte, daß man ihn als Abgeordneten für Berkshire West aufstellte, ein Wahlbezirk, den sein Großvater Mitte des vergangenen Jahrhunderts für die Liberalen unter Palmerstone vertreten hatte. Er wurde für drei Wahlperioden ohne Opposition gewählt und arbeitete fleißigst für seine Partei als Hinterbänkler, nachdem er von vornherein klargemacht hatte, daß er kein Interesse an einem Amt habe.
    Nachdem Guy sein Offizierspatent erhalten hatte, kam er als Leutnant nach Aldershot, wo er seine weitere Ausbildung erhielt, ehe er zu seinem Regiment an der Westfront geschickt werden konnte. Als er nach nicht einmal ganz einem Jahr seinen zweiten Stern auf der Achselklappe tragen durfte, wurde er nach Edinburgh versetzt und als Adjutant dem 5. Bataillon zugeteilt, ein paar Wochen bevor sie den Befehl erhielten, sich nach Frankreich einzuschiffen.
    Nigel war inzwischen gerade nach Harrow in die Schule gekommen und versuchte, in

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