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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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der Beweis für seine Unehrlichkeit sein würde. Und das Bild konnte ja später immer noch an seinen rechtmäßigen Ort zurückgebracht werden. Sobald wir hinter unseren eigenen Linien zurück waren, ließ ich sofort Trumpers Sachen durchsuchen, um ihn wegen des Diebstahls arrestieren zu lassen. Aber zu meiner Überraschung war es nirgendwo zu finden.«
»Und wie kann dir das jetzt nutzen?«
»Das Bild ist wieder zum Vorschein gekommen.«
»Wieder?«
»Ja.« Guys Stimme wurde lauter. »Daphne HarcourtBrowne erzählte, daß sie das Gemälde im Salon von Trumpers Haus gesehen hat, und sie beschrieb es mir sogar. Ich zweifelte nicht im geringsten, daß es sich um das Madonnenbild handelt, das er damals aus der Kirche gestohlen hat.«
»Aber solange es dort hängt, kann man doch nichts unternehmen.«
»Es hängt nicht mehr dort. Darum laufe ich ja in diesem Aufzug herum.«
»Du mußt aufhören, in Rätseln zu reden, Guy«, rügte seine Mutter. »Erkläre es mir genau.«
»Heute vormittag ging ich zu Trumpers Haus und erzählte der Haushälterin, daß ich mit ihrem Dienstherrn an der Westfront gekämpft habe.«
»War das klug, Guy?«
»Ich habe behauptet, daß ich Fowler heiße, Korporal Denis Fowler, und daß ich Charlie gern wiedersehen wollte. Ich wußte, daß er nicht zu Hause war, weil ich ihn nur wenige Minuten zuvor in einen seiner Läden in der Chelsea Terrace gehen sah. Die Haushälterin – die mich ziemlich mißtrauisch anstarrte – bat mich, in der Diele zu warten, sie wollte Mrs. Trumper oben Bescheid geben. Dadurch hatte ich genug Zeit, mich in den Salon zu stehlen, wo, wie Daphne sagte, das Bild hing, und es von der Wand zu nehmen. Ich war aus dem Haus, ehe sie ahnen konnte, was ich getan hatte.«
»Aber sie werden den Diebstahl bei der Polizei melden, und dann wird man dich verhaften.«
»Ganz bestimmt nicht«, versicherte ihr Guy, während er nach dem braunen Päckchen griff und es auswickelte. »Daß die Polizei das in die Hand kriegt, ist das letzte, was Trumper will!« Er reichte seiner Mutter das Bild.
Mrs. Trentham betrachtete das kleine Ölgemälde. »Von jetzt an kannst du Mr. Trumper mir überlassen«, sagte sie ohne nähere Erklärung. Guy lächelte zum erstenmal, seit er das Haus betreten hatte. »Doch«, fuhr sie fort, »müssen wir uns zunächst auf deine unmittelbare Zukunft konzentrieren. Ich bin sicher, daß du auch jetzt noch eine Stellung in der City bekommen kannst. Ich habe bereits …«
»Nein, das würde nicht gutgehen, Mutter, und das weißt du. Im Moment gibt es in England keine Zukunft für mich. Zumindest nicht, ehe mein Name nicht wieder einen guten Klang hat. Wie auch immer, ich habe keine Lust, in London herumzusitzen und deinem Bridgezirkel zu erklären, weshalb ich nicht mehr bei meinem Regiment in Indien bin. Nein, ich werde ins Ausland gehen müssen, bis die Gemüter sich beruhigt haben.«
»Dann brauche ich noch etwas mehr Zeit zum Überlegen«, entgegnete Guys Mutter. »Geh hinauf, nimm ein Bad und such dir was Sauberes zum Anziehen, und ich lasse mir inzwischen etwas einfallen.«
Kaum hatte Guy den Salon verlassen, kehrte Mrs. Trentham zu ihrem Sekretär zurück und schloß das kleine Gemälde in der linken unteren Schublade ein. Den Schlüssel steckte sie in ihre Handtasche. Dann beschäftigte sie sich mit dem unmittelbareren Problem, was im Interesse des guten Namens der Trenthams getan werden mußte.
Während sie aus dem Fenster starrte, nahm ein Plan Form an, zu dessen Ausführung sie zwar noch mehr ihrer schrumpfenden Mittel opfern müßte, doch er würde ihr zumindest den Freiraum geben, den sie brauchte, um aufzudecken, welch ein Dieb und Lügner Trumper war, und somit ihren Sohn zu entlasten.
Mrs. Trentham schätzte, daß nicht mehr als ungefähr fünfzig Pfund in ihrem kleinen Safe im Schlafzimmer waren, aber sie hatte auf ihrem Bankkonto noch etwa sechzehntausend von den zwanzigtausend Pfund, die ihr Vater ihr an ihrem Hochzeitstag zugesteckt hatte. »Für unvorhergesehene Fälle«, hatte er prophetisch gesagt.
Sie holte ein Blatt Papier aus der Schublade und machte sich ein paar Notizen. Ihr war nur allzusehr bewußt, daß sie ihren Sohn wahrscheinlich längere Zeit nicht mehr wiedersehen würde, wenn er heute abend Chester Square verließ. Vierzig Minuten später studierte sie ihre Notizen.
£ 50 (bar)
Sydney
Max Harris
Mantel
£ 5000 (Scheck) Bentley
Bild
Polizeiwache
    Die Rückkehr Guys unterbrach ihren Gedankengang. Er sah jetzt etwas mehr so aus, wie sie

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