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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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bemerkte Mrs. Trentham, daß ihr Sohn ein flaches, in braunes Packpapier gewickeltes Paket unter dem Arm trug.
    Obwohl ihr nicht kalt war, schauderte Mrs. Trentham ebenfalls. Sie blieb jedoch an ihrem Sekretär sitzen; denn sie verspürte nicht das geringste Verlangen, ihren Sohn zu umarmen oder vor ihm das Schweigen zu brechen.
    »Was hat man dir erzählt, Mutter?« fragte Guy endlich mit bebender Stimme.
»Nichts wirklich Wesentliches.« Sie blickte ihn mit hochgezogener Braue an. »Außer, daß du um deinen Abschied gebeten hast und man dich aus der Armee gestoßen hätte, wenn du es nicht getan hättest.«
»Ja, soweit entspricht es der Wahrheit.« Er legte das Päckchen, das er so verkrampft festgehalten hatte, auf das Tischchen neben sich. »Aber nur, weil sie sich gegen mich verschworen haben.«
»Sie?«
»Ja, Colonel Hamilton, Trumper und das Mädchen.«
»Colonel Forbes glaubte die Behauptung des Mädchens auch noch, nachdem ich ihm geschrieben hatte?« fragte Mrs. Trentham eisig.
»Ja – ja, allerdings. Colonel Hamilton hat immer noch eine Menge alte Kumpane im Regiment, und einige taten nur zu gern, worum er sie bat, schließlich ging es ja darum, einen Rivalen auszuschalten.«
Sie beobachtete ihn kurz, während er sein Gewicht nervös von einem Fuß auf den anderen verlagerte. »Aber ich dachte, diese Sache wäre ein für allemal geklärt. Der Geburtsschein …«
»Hätte sicher geholfen, wenn er nicht nur von dem Mädchen, sondern auch von Charlie Trumper unterschrieben gewesen wäre. Aber da war nur eine Unterschrift – ihre. Und was noch schlimmer war, Colonel Hamilton hatte Miss Salmon geraten, mich wegen gebrochenen Eheversprechens anzuklagen und mich als Vater des Kindes anzugeben. Wenn sie das täte, würde der gute Ruf des Regiments darunter leiden, so falsch die Anklagen auch wären. Ich fand deshalb, daß mir keine Wahl blieb, denn als Ehrenmann sofort meinen Abschied einzureichen.« Noch verbitterter fuhr Guy fort. »Und das alles, weil Trumper befürchtet, die Wahrheit könnte an den Tag kommen.«
»Wovon sprichst du, Guy?«
Er wich dem Blick seiner Mutter aus, indem er vom Kamin zu dem Getränkeschrank ging und sich einen großen Whisky eingoß. Die Siphonflasche ließ er unberührt und nahm einen tiefen Schluck. Seine Mutter wartete stumm, daß er fortfuhr.
»Nach der zweiten Schlacht an der Marne befahl mir Colonel Hamilton, Erkundigungen im Fall Trumper einzuziehen, der der Feigheit vor dem Feind verdächtigt wurde. Viele fanden, daß er vor das Kriegsgericht gestellt gehörte, aber der einzige andere Zeuge, der Schütze Prescott, wurde nur wenige Meter vor unseren eigenen Gräben von einer verirrten Kugel getötet. Ich war so dumm gewesen und hatte Prescott und Trumper selbst zu unseren Linien zurückgeführt; wie auch immer, als Prescott fiel, schaute ich über die Schulter und sah Trumper hämisch grinsen. Er sagte: ›Zu dumm, Captain, jetzt haben Sie Ihren Zeugen verloren, nicht wahr?‹«
»Hast du das damals gemeldet?«
Guy kehrte zum Getränkeschrank zurück und schenkte sich nach. »Wem denn, nachdem ich meinen einzigen Zeugen verloren hatte? Nachdem Prescott tot war, war das einzige, was ich für ihn tun konnte, dafür zu sorgen, daß er postum die Tapferkeitsmedaille bekam, selbst wenn das bedeutete, daß ich nichts mehr gegen Trumper unternehmen konnte. Später mußte ich feststellen, daß Trumper meine Version des Geschehens auf dem Schlachtfeld zu dementieren versucht hatte. Dadurch hätte er mich fast um das Verdienstkreuz gebracht.«
»Und jetzt, da es ihm gelungen ist, dich zu zwingen, dein Offizierspatent abzugeben, steht also nur noch dein Wort gegen seines.«
»Das wäre der Fall, wenn Trumper nicht einen törichten Fehler begangen hätte, der ihn noch jetzt teuer zu stehen kommen könnte.«
»Wovon redest du?«
»Nun«, setzte Guy jetzt ein wenig gefaßter fort, »während die Schlacht tobte, eilte ich zur Rettung der beiden Männer. Sie hatten sich in einer ausgebombten Kirche verkrochen. Ich beschloß, bis zum Anbruch der Dunkelheit dort zu bleiben und sie dann zu unseren Schützengräben und in Sicherheit zurückzuführen. Während wir auf dem Dach auf den Sonnenuntergang warteten, dachte Trumper offenbar, daß ich schlief. Jedenfalls sah ich, wie er in die Kirche zurückkletterte und ein Madonnenbild von der Wand hinter dem Altar hob. Dann steckte er das kleine Ölgemälde in seinen Tornister. Ich sagte zu dem Zeitpunkt nichts, weil mir bewußt wurde, daß dies

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