Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
Vom Netzwerk:
ihn in Erinnerung gehabt hatte. Er trug nun statt des verwahrlosten Anzugs einen Blazer und eine graue Flanellhose und war zwar noch blaß im Gesicht, aber wenigstens rasiert. Mrs. Trentham faltete das Blatt Papier zusammen; denn sie wußte jetzt genau, was zu tun war.
    »Setz dich«, sagte sie, »und hör gut zu.«
    Guy Trentham verließ Chester Square kurz nach einundzwanzig Uhr, eine Stunde ehe sein Vater aus dem Unterhaus zurückkehren sollte. Er hatte dreiundfünfzig Pfund in bar in der Tasche und einen Scheck über fünftausend Pfund. Er hatte versprochen, daß er seinem Vater sogleich nach seiner Ankunft in Sydney schreiben und ihm erklären würde, weshalb er direkt nach Australien gefahren war. Und seine Mutter hatte versprochen, daß sie während seiner Abwesenheit alles in ihrer Macht Stehende tun würde, ihn zu rehabilitieren, damit er schließlich hocherhobenen Hauptes nach England zurückkehren und eines Tages seinen rechtmäßigen Platz als Familienoberhaupt einnehmen könne.
    Die beiden Dienstboten, die Captain Trentham an diesem Tag gesehen hatten, wurden von ihrer Herrin angewiesen, diesen Besuch niemandem, nicht einmal Major Trentham gegenüber zu erwähnen, wenn sie nicht ihre Stellung verlieren wollten.
    Das letzte, was Mrs. Trentham tat, ehe ihr Gemahl an diesem Abend heimkehrte, war, das Polizeirevier anzurufen. Ein Wachtmeister Wrigley nahm eine Anzeige wegen Diebstahls auf.
    Während der Wochen, in denen Mrs. Trentham auf den Brief ihres Sohnes wartete, blieb sie nicht müßig. Gleich am Tag nach Guys Abreise machte sie ihren regelmäßigen Besuch im Hotel St. Agnes – mit einem sorgfältig eingewickelten Päckchen unter dem Arm –, wo sie Mr. Harris ihre Beute übergab, ehe sie ihm eine Reihe detaillierter Anweisungen erteilte.
    Zwei Tage später versicherte ihr der Detektiv, daß sich das Madonnenbild nun im Leihhaus Bentley befand und zumindest fünf Jahre nicht verkauft werden konnte. Er übergab ihr ein Foto des Bildes und die Quittung des Pfandleihers. Mrs. Trentham steckte das Foto in ihre Handtasche und machte sich nicht die Mühe, ihn zu fragen, was aus den fünf Pfund geworden war, die er für das Bild bekommen hatte.
    »Gut«, sagte sie nur und stellte ihre Handtasche neben ihren
    Stuhl. »Ausgezeichnet.«
»Möchten Sie, daß ich dem richtigen Mann in Scotland
Yard einen Hinweis auf Bentley gebe?« fragte Harris. »Auf keinen Fall«, entgegnete Mrs. Trentham. »Ich möchte,
daß Sie zunächst einige Nachforschungen über das Bild
anstellen, bevor irgend jemand sonst es zu Gesicht bekommt,
und dann, wenn meine Vermutung sich als richtig erweist, wird
das Gemälde erst wieder das Licht der Öffentlichkeit erblicken,
wenn es bei Sotheby’s unter den Hammer kommt.«
    24 »Guten Morgen, Madam. Tut mir leid, daß ich Sie belästigen muß.«
    »Sie belästigen mich nicht«, versicherte Mrs. Trentham dem Kriminalbeamten, den Gibson ihr als Inspektor Richards gemeldet hatte.
    »Ich wollte auch gar nicht Sie sprechen, Mrs. Trentham«, erklärte ihr der Inspektor, »sondern Ihren Sohn, Captain Guy Trentham.«
    »Dann haben Sie aber eine weite Reise vor sich, Inspektor.« »Ich fürchte, ich weiß nicht, was Sie meinen, Madam.« »Mein Sohn«, erklärte Mrs. Trentham, »vertritt die
    Interessen unserer Familie in Australien, wo er Partner in einer großen Viehmaklerfirma ist.«
    Richards konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Wie lange ist er bereits dort, Madam?«
»Oh, schon längere Zeit, Inspektor.«
»Könnten Sie bitte präziser sein?«
»Nun, Captain Trentham verließ England, als er im Februar 1920 nach Indien zu seinem Regiment versetzt wurde. Er erhielt das Militärverdienstkreuz nach der zweiten Schlacht an der Marne, wissen Sie.« Sie deutete mit einem Kopfnicken zum Kaminsims. Wie erwartet, wirkte der Inspektor nun beeindruckt. »Selbstverständlich war es nie seine Absicht, bei der Armee zu bleiben, da schon immer geplant war, daß er sich eine Zeitlang in den Kolonien umsehen würde, ehe er heimkehrte, um unsere Ländereien in Berkshire zu leiten.«
»Aber er kam erst nach England zurück, ehe er diese Stellung in Australien annahm?«
»Leider nicht, Inspektor. Er reiste gleich, nachdem ihm sein Abschied genehmigt wurde, nach Australien, da man ihn ersucht hatte, seinen verantwortlichen Posten sofort zu übernehmen. Mein Gemahl, der, wie Sie sicher wissen, der Abgeordnete von Berkshire West im Unterhaus ist, wird Ihnen sicher die genauen Daten sagen können.«
»Ich

Weitere Kostenlose Bücher