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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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belegt, aber Mrs. Trentham hatte Mrs. Trumper immer noch nicht entdecken können.
Vom Augenblick an, da Mr. Fothergill zum ersten Gebot aufrief, verlief die Auktion nicht so, wie Mrs. Trentham es sich vorgestellt, und schon gar nicht, wie sie es geplant gehabt hatte. Nichts, was sie während des vergangenen Monats bei Christie’s erlebt hatte, hätte sie auf den Ausgang vorbereiten können – nur sechs Minuten später erklärte Mr. Fothergill: »Verkauft an Mrs. Trentham für zwölftausend Pfund.«
Sie zog finster die Brauen zusammen, wenn sie daran dachte, was sie da öffentlich aufgeführt hatte, auch wenn sie die Kunstgalerie erworben und Rebecca Trumper damit einen befriedigenden Schlag versetzt hatte. Aber zu welchem Preis! Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie genug Geld hatte, um die volle Summe aufbringen zu können, auf die sie sich eingelassen hatte.
Nach achtzig Tagen Gewissensqualen, während der sie überlegte, ob sie ihren Gemahl oder gar ihren Vater um den fehlenden Betrag bitten sollte, entschied sich Mrs. Trentham schließlich, die eintausendzweihundert Pfund Anzahlung abzuschreiben und von dem Kauf zurückzutreten. Die Alternative wäre gewesen, ihrem Gatten gegenüber zuzugeben, was genau in Chelsea Terrace 1 an jenem Tag geschehen war.
Doch wenigstens einen Vorteil hatte es. Sie würde Sotheby’s nicht mehr brauchen, wenn es an der Zeit war, sich des vermißten Gemäldes zu entledigen.
    Im Lauf der Monate erhielt Mrs. Trentham regelmäßig Briefe von ihrem Sohn, zuerst aus Sydney, später aus Melbourne, in denen er ihr von seinen Fortschritten berichtete. Häufig bat er sie, ihm Geld zu schicken. Je mehr die Firma wuchs, erklärte Guy, desto mehr Kapital benötigte er, um seine persönliche Investition zu sichern. Insgesamt wanderten innerhalb von vier Jahren gut sechstausend Pfund über den Pazifik zu einer Bank in Sydney. Mrs. Trentham tat kein Pfund davon leid, denn Guy hatte offenbar großen Erfolg in seinem neuen Beruf. Sie war auch überzeugt, daß ihr Sohn völlig rehabilitiert – selbst in den Augen seines Vaters – nach England zurückkehren konnte, wenn es ihr erst gelungen war, Charlie Trumper als den Dieb und Lügner zu entlarven, der er war.
    Doch gerade in dem Augenblick, als Mrs. Trentham fand, daß die Zeit reif sei, ihren Plan durchzuführen, erhielt sie eine Depesche aus Melbourne. Und die Absenderadresse ließ Mrs. Trentham keine Wahl, als so schnell wie möglich dorthin zu reisen.
    Auf ihre Mitteilung beim Dinner an diesem Abend, daß sie beabsichtige, mit dem nächsten Schiff zu den Antipoden zu fahren, reagierte Gerald mit höflichem Desinteresse. Das verwunderte sie nicht, denn seit der Vorladung zum War Office vor mehr als vier Jahren war Guys Name nur selten über die Lippen ihres Gemahls gekommen. Tatsächlich war der einzige Beweis der Existenz ihres Ältesten, sowohl in Ashurst Hall wie am Chester Square, das Bild von ihm in Paradeuniform, das nun auf ihrem Nachtkästchen stand; außerdem hatte Gerald zugelassen, daß das Militärverdienstkreuz am Kaminsims stehen blieb.
    Aber soweit es Gerald betraf, war Nigel ihr einziges Kind. Gerald Trentham war durchaus bewußt, daß seine Gattin allen seinen und ihren Bekannten erzählte, Guy sei ein erfolgreicher Partner einer großen Viehbörse, die Büros in ganz Australien hatte. Er selbst hatte jedoch längst aufgehört, diese Geschichten zu glauben, ja überhaupt noch zuzuhören, wenn sie sie erzählte. Wenn hin und wieder ein Kuvert mit der nur zu vertrauten Handschrift durch den Briefschlitz an der Haustür fiel, erkundigte sich Gerald Trentham nie, wie es Guy ging.
Das nächste Schiff nach Australien war die SS Orontes, die am darauffolgenden Montag von Southhampton in See stach. Mrs. Trentham sandte ein Telegramm an eine Melbourner Adresse, in dem sie die vorhersehbare Ankunftszeit mitteilte.
Die fünfwöchige Fahrt über zwei Ozeane erschien Mrs. Trentham endlos, vor allem, weil sie es vorzog, den größten Teil der Reise in ihrer Kabine zu bleiben, denn sie hatte kein Bedürfnis, neue Bekanntschaften an Bord zu machen oder, schlimmer noch, etwa gar jemandem zu begegnen, der sie kannte. Sie lehnte mehrere Einladungen zum Dinner am Kapitänstisch ab.
Als das Schiff in Sydney eingelaufen war, verbrachte Mrs. Trentham eine Nacht in dieser Stadt, ehe sie nach Melbourne weiterreiste. Am Bahnhof Spencer Street angekommen, nahm sie sogleich ein Taxi zum Royal Victoria Hospital, wo man ihr die Eröffnung machte, daß

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