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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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den Zucker von seinem Tisch leihen könnte.
»Selbstverständlich.« Daniel händigte ihr den Zuckerstreuer aus und hätte dem Mädchen keinen zweiten Blick gewidmet, wenn ihm nicht aufgefallen wäre, daß sie Prindpia Mathematica von A. N. Whitehead und Bertrand Russell las.
»Studieren Sie Mathematik?« fragte er.
»Ja«, antwortete sie, ohne von ihrem Buch aufzuschauen.
Daniel befürchtete, daß sie sein Interesse mißverstanden haben könnte, deshalb erklärte er: »Ich habe nur gefragt, weil ich Mathematik lehre.«
»Ach, tatsächlich«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Bestimmt in Oxford.«
»Nein, in Cambridge.«
Nun schaute das Mädchen doch herüber und musterte Daniel eingehend. »Könnten Sie mir die Details der Simpsonschen Regel erklären?« fragte sie abrupt.
Daniel glättete seine Papierserviette, holte seinen Füllhalter heraus und zeichnete ein Diagramm, das die Regel Schritt für Schritt darstellte, etwas, das er seit St. Paul’s nicht mehr getan hatte.
Sie verglich sein Werk mit dem Diagramm in ihrem Buch, lächelte und sagte: »Tatsächlich! Sie verstehen wirklich was von Mathe.« Das überraschte Daniel ein wenig. Noch mehr überraschte ihn, daß das Mädchen ihren Salatteller nahm und sich zu ihm an den Tisch setzte.
»Ich bin Jackie«, stellte sie sich vor. »Ein Bushwhacker – so nennt man bei uns die Hinterwäldler – von Perth.«
»Ich bin Daniel, und ich komme von …«
»Ein Pom aus Cambridge«, und als Daniel sie erstaunt ansah, erklärte sie: »Ein Professor der Mathematik. Das haben Sie mir ja bereits gesagt, erinnern Sie sich?«
Jetzt musterte Daniel das Mädchen eingehender. Jackie war ungefähr zwanzig, hatte kurzes blondes Haar und eine Stupsnase. Sie trug hautenge Jeans, die eine gute Handbreit über dem Knie abgeschnitten waren, und ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift: PERTH! Schlaf hier und bereu es dein Leben lang! Sie war so völlig anders als die Studentinnen im Trinity.
»Wo studieren Sie?« fragte er sie.
»Perth, drittes Semester. Was bringt Sie nach Sydney, Dan?«
Daniel fiel nicht gleich eine Antwort darauf ein, aber das spielte auch keine Rolle, denn ehe sie ihm auch nur eine Chance zur Erwiderung gegeben hatte, erklärte Jackie bereits, weshalb sie sich hier in der Hauptstadt von Neusüdwales befand. Tatsächlich bestritt Jackie die Unterhaltung fast allein, bis die Kellnerin ihre Rechnungen brachte und Daniel darauf bestand, ihre zu übernehmen.
»Nett von Ihnen«, bedankte sich Jackie. »Was machen Sie heut abend?«
»Ich habe noch nichts vor.«
»Na prima, denn ich hab’ überlegt, ob ich nicht ins Theater Royal gehen soll. Kommen Sie doch mit!«
»Oh, was wird gespielt?« Daniel konnte seine Überraschung nicht ganz verbergen, denn immerhin wurde er heute zum erstenmal in seinem Leben von einem Mädchen zum Ausgehen aufgefordert.
»Noel Cowards Tonight at Eight-thirty mit Cyril Richard und Madge Elliott.«
»Klingt vielversprechend«, sagte Daniel zurückhaltend.
»Prima. Dann treffen wir uns um zehn vor acht im Foyer. Und wenn’s geht’s pünktlich, Dan.« Sie griff nach ihrem Rucksack, warf ihn sich über die Schultern, schnallte ihn fest und ging.
Daniel blickte ihr verwirrt nach, ehe ihm eine Ausrede einfiel, warum er ihrer Aufforderung nicht nachkommen konnte. Schließlich sagte er sich, daß es rüde wäre, sie im Theater umsonst warten zu lassen, ganz abgesehen davon gestand er sich ein, daß er Jackies Gesellschaft erfrischend fand. Nach einem Blick auf die Uhr beschloß er, sich den Rest des Nachmittags die Stadt anzusehen.
Als er ein paar Minuten vor der vereinbarten Zeit im Theater Royal ankam, erstand er zwei Sperrsitzplätze im Wert von je sechs Shilling und wartete im Foyer auf seine Begleiterin – oder war er der Begleiter? Die Glocke forderte fünf Minuten vor Beginn auf, sich auf die Plätze zu begeben, aber Jackie war immer noch nicht da, und Daniel wurde bewußt, daß er sich mehr auf das Wiedersehen gefreut hatte, als er sich eingestehen wollte. Als die Glocke zwei Minuten vor Beginn wieder läutete, nahm er an, daß er sich das Stück allein anschauen mußte. Doch eine Minute ehe der Vorhang hochgehen würde, spürte er, wie sich eine Hand durch seinen Arm schob, und er hörte eine Stimme: »Hallo, Dan. Ich dachte nicht, daß Sie wirklich kommen würden.«
Daniel lächelte. Er genoß das Stück, aber mehr noch Jackies Gesellschaft während der Pause und nach dem Theater bei einem Imbiß in einem kleinen italienischen Restaurant, das

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