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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Freitreppe des hohen, im Kolonialstil
errichteten Gebäudes und las die Karte. Wie er befürchtet hatte,
verriet sie ihm nicht viel:
    Name: Guy Trentham, eingetragen am 18. November 1922 Beruf: Makler
Adresse: Manley Drive 117, Sydney
    Daniel hatte keine Schwierigkeiten, den Manley Drive auf dem Stadtplan zu finden, den Jackie ihm dagelassen hatte. Er fuhr mit dem Bus in Sydneys nördlichen Stadtteil, einen begrünten Vorort, von dem man auf den Hafen blickte. Die verhältnismäßig großen Häuser wirkten alle ein wenig heruntergekommen. Daniel schloß, daß diese Gegend früher einmal ein Viertel der wohlhabenderen Bevölkerung gewesen war. Als er an der Tür des Hauses läutete, das ein altes koloniales Gästehaus gewesen sein mochte, öffnete ein junger Mann in Shorts und T-Shirt. Daniel nahm allmählich an, daß dies offenbar quasi die Volkstracht war.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich störe, aber ich versuche jemanden zu finden, der wahrscheinlich 1922 in diesem Haus gewohnt hat.«
    »Ein bißchen vor meiner Zeit«, entgegnete der junge Mann freundlich. »Kommen Sie doch herein, und fragen Sie meine Tante Sylvia, vielleicht weiß sie was.« Daniel folgte ihm durch den Gang in ein Wohnzimmer, das aussah, als hätte seit Tagen niemand mehr aufgeräumt, und auf eine Veranda hinaus, der man stellenweise immer noch ansah, daß sie früher einmal weiß gestrichen gewesen war. Eine Frau saß dort, die etwas unter Fünfzig sein mochte, doch wegen ihres gefärbten Haares und des dicken Make-ups Daniel eine genauere Schätzung schwermachte. Sie lehnte in einem Korbstuhl und genoß mit geschlossenen Augen die Vormittagssonne.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie störe …«
»Ich schlafe nicht«, sagte die Frau. Sie öffnete die Augen und blickte mißtrauisch zu Daniel hoch. »Wer sind Sie? Sie kommen mir bekannt vor.«
»Ich bin Daniel Trumper. Ich versuche jemanden aufzuspüren, der möglicherweise 1922 hier gewohnt hat.«
Sie lachte. »Vor über zwanzig Jahren! Ich muß schon sagen, Sie sind ein Optimist.«
»Er hieß Guy Trentham.«
Sie richtete sich abrupt auf und starrte ihn an. »Sie sind sein Sohn, nicht wahr?« Daniel rann es eisig über den Rücken. »Ich könnt’ das Gesicht dieses schöntuerischen Schwindlers nie vergessen, und wenn ich hundert würde!«
Die Wahrheit ließ sich nicht mehr verleugnen, nicht einmal sich selbst gegenüber.
»Dann sind Sie also nach all diesen Jahren gekommen, um seine Schulden zu bezahlen?«
»Ich verstehe nicht …«, sagte Daniel.
»Hat sich aus dem Staub gemacht, nachdem er mir schon fast ein Jahr die Miete nicht bezahlt hat! Hat dauernd seiner Mutter geschrieben und sie um Geld gebeten, aber wenn es dann gekommen ist, hab’ ich nie was davon gesehen. Er hat sich wohl gedacht, daß er mit mir ins Bett geht, genügt. Wie könnt’ ich den Schuft da vergessen? Und vor allem, was dann mit ihm passiert ist.«
»Heißt das, daß Sie wissen, wohin er ist, nachdem er von hier verschwand?«
Sie zögerte eine Zeitlang, als könnte sie sich nicht zu einer Antwort entschließen. Sie schaute durch das Fenster, während Daniel wartete. »Das letzte, was ich gehört hab’«, sagte sie nach einer langen Pause, »ist, daß er in Melbourne als Laufbursche für einen Buchmacher gearbeitet hat, aber das war, bevor …«
»Bevor was?« fragte Daniel.
Sie starrte ihn wieder nachdenklich an.
»Nein«, sagte sie schließlich. »Das müssen Sie schon selbst herausfinden, denn ich will nicht die sein, die’s Ihnen sagt. Aber ich kann Ihnen bloß raten, fahren Sie mit dem nächsten Schiff nach England zurück und vergessen Sie Melbourne.«
»Aber Sie sind vielleicht die einzige, die mir helfen kann.«
»Mir reicht’s, daß Ihr Vater mich hinten und vorn betrogen hat, da hab’ ich wahrhaftig keine Lust mehr, mich von seinem Sohn zu was überreden zu lassen. Bring ihn zur Tür, Kevin.«
Daniel seufzte. Er bedankte sich bei der Frau, daß sie sich Zeit für ihn genommen hatte, und ging ohne ein weiteres Wort. Er fuhr mit dem Bus in die Stadt zurück und ging den Rest des Weges zur Pension zu Fuß. Er vermißte Jackie und verbrachte eine einsame Nacht mit Grübeleien darüber, weshalb sein Vater sich so schlecht benommen hatte, als er nach Sydney gekommen war, und ob er den Rat »Tante Sylvias« befolgen sollte.
Am nächsten Morgen verließ Daniel die gewichtige Mrs. Snell mit ihrem gewichtigen Lächeln, doch nicht, ehe sie ihm eine gepfefferte Rechnung präsentiert hatte. Er bezahlte sie ohne Widerspruch

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