Archer Jeffrey
sie empfohlen hatte. Er hatte noch nie jemanden gekannt, der schon nach ein paar Stunden so offen und freundlich war. Sie diskutierten über alles, von Mathematik bis Clark Gable, und Jackie hatte zu jedem Thema eine feste Meinung.
»Darf ich Sie zu Ihrem Hotel zurückbringen?« fragte Daniel, als sie schließlich das Lokal verließen.
»Ich hab’ keins«, antwortete Jackie lachend. Sie schlüpfte in die Rucksackgurte und fügte hinzu: »Also kann ich genausogut Sie zu Ihrem begleiten.«
»Warum nicht?« entgegnete Daniel. »Mrs. Snell wird sicher noch ein Zimmer für die Nacht haben.«
»Hoffentlich nicht«, murmelte Jackie.
Als Mrs. Snell die Tür öffnete, nachdem Jackie mehrmals auf die Nachtglocke gedrückt hatte, sagte sie: »Ich wußte nicht, daß Sie zu zweit sind. Das kostet natürlich extra.«
»Aber wir …«, wollte Daniel erklären.
Doch Jackie nahm der Wirtin den Schlüssel ab, ehe er dazu kam, und Mrs. Snell zwinkerte Daniel zu.
In Daniels kleinem Zimmer stellte Jackie ihren Rucksack ab und sagte: »Machen Sie sich meinetwegen keine Gedanken, Dan. Ich werde auf dem Boden schlafen.«
Er wußte nicht, was er dazu sagen sollte, deshalb ging er wortlos ins Badezimmer, schlüpfte in seinen Schlafanzug und putzte sich die Zähne, dann ging er rasch zum Bett, ohne in Jackies Richtung zu blicken. Einen Augenblick später hörte er das Schließen der Badezimmertür. Er stand rasch auf, ging auf Zehenspitzen zum Schalter und drehte das Licht aus, ehe er die Decken wieder über die Schultern zog. Es vergingen ein paar Minuten, ehe er die Badezimmertür wieder hörte. Er schloß die Augen und tat, als schlafe er. Einen Augenblick später spürte er, wie Jackie neben ihn glitt und die Arme um ihn legte.
»O Daniel« – Jackie sprach nun in der Dunkelheit mit übertrieben englischem Akzent –, »wir wollen doch diesen abscheulichen Schlafanzug entfernen.«
Als sie an der Baumwollkordel der Hose zog, drehte er sich um, um zu protestieren, und fand sich an ihren nackten Körper gedrückt. Er brachte keinen Ton heraus, während er mit geschlossenen Augen dalag und sich kaum rührte, als Jackies Hände langsam seinen Körper auf und ab wanderten. Dabei übermannten ihn nie gekannte Wonnegefühle und bald danach Erschöpfung, und er war sich nicht ganz klar, was passiert war, außer daß er jeden Moment genossen hatte.
»Weißt du was«, sagte Jackie, nachdem er die Augen geöffnet hatte, »ich glaube, du hast es noch nie gemacht.«
»Jetzt schon«, korrigierte er sie.
»Na ja, noch nicht ganz«, entgegnete Jackie. »Wenn man’s genau nimmt. Aber denk dir nichts dabei, ich verspreche dir, bis zum Morgen sieht es anders aus. Übrigens, Dan, das nächste Mal darfst du gern mitmachen.«
Daniel verbrachte an den nächsten drei Tagen die meiste Zeit im Bett und erhielt Unterricht von einer Studentin im dritten Semester. Am zweiten Morgen entdeckte er, wie schön ein Frauenkörper sein kann. In der dritten Nacht stieß sie einen Laut aus, der ihm die Hoffnung gab, daß er, auch wenn er vielleicht noch kein Diplom erworben hatte, doch wenigstens kein Studienanfänger mehr war.
Er war traurig, als Jackie ihm mitteilte, daß sie nach Perth zurückkehren mußte. Sie warf ihren Rucksack zum letztenmal über die Schultern, und nachdem er sie zum Bahnhof begleitet hatte, blickte er dem Zug nach, der sie nach Westaustralien entführte.
»Wenn ich je nach Cambridge komme, Dan, dann besuche ich dich«, waren ihre letzten Worte gewesen, wie er sich erinnerte.
»Das hoffe ich sehr«, hatte er geantwortet und gedacht, daß einige Mitglieder des Professorentischs im Trinity von ein paar Tagen von Jackies Privatunterricht nur profitieren könnten.
Am Donnerstag morgen kehrte Daniel, wie aufgefordert, wieder zur Einwandererbehörde zurück, und nachdem er eine Stunde Schlange gestanden hatte, schob er seine Quittung dem Beamten zu, der auch jetzt wieder halb über seinem Schalter lehnte.
»O ja, Guy Trentham, ich erinnere mich. Schon Minuten nachdem Sie gegangen waren, konnte ich alles über ihn herausfinden«, sagte der Beamte. »Schade, daß Sie nicht am gleichen Nachmittag wiedergekommen sind.«
»Dafür kann ich Ihnen nur danken.«
»Danken? Wofür?« Der Beamte blickte ihn mißtrauisch an. Daniel nahm die kleine grüne Karte, die der Beamte ihm
aushändigte. »Für drei der glücklichsten Tage meines Lebens.« »Was wollen Sie damit sagen?« fragte der Mann, aber
Daniel war bereits außer Hörweite.
Er setzte sich auf die
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