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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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nach Cambridge zurückkehren mußte, bei uns, und sogar Charlie, der kaum auf so etwas achtet, bemerkte, wie sehr er sich verändert hatte. Er war noch genauso ernst und ruhig, ja wortkarg, aber er war uns gegenüber viel wärmer, daß ich mich fragte, ob er vielleicht auf seiner Reise ein Mädchen kennengelernt hatte. Ich hoffte es, doch obwohl ich hin und wieder einmal auf den Busch klopfte, sprach er nie von irgend jemandem im besonderen. Er hatte so gut wie nie Mädchen mit nach Haus gebracht und wirkte immer geradezu scheu, wenn wir ihn mit Töchtern unserer Freunde bekannt machten. Tatsächlich war er nie auffindbar, wenn sich Clarissa Wiltshire bei uns sehen ließ, was in letzter Zeit häufig vorkam, da die Zwillinge während der Ferien hinter dem Ladentisch in Nummer 1 aushalfen.
    Es dürfte etwa einen Monat nach Daniels Rückkehr von Amerika gewesen sein, da überraschte mich Charlie mit der frohen Botschaft, daß Mrs. Trentham ihren Einspruch gegen unser Vorhaben, die beiden Hochhäuser miteinander zu verbinden, zurückgezogen hatte. Ich machte einen Luftsprung. Als er hinzufügte, daß sie ihren eigenen Plan aufgegeben hatte, die Mietskaserne zu bauen, konnte ich es nicht glauben und mutmaßte, daß die Sache irgendeinen Haken haben mußte. Selbst Charlie gab zu: »Ich habe keine Ahnung, was sie jetzt im Schild führt.« Jedenfalls teilten wir Daphnes Theorie nicht, daß die Dame in ihren alten Tagen noch menschlich wurde.
    Zwei Wochen später bestätigte die Planungsbehörde, daß alle Einwände gegen unser Vorhaben zurückgezogen worden waren und wir mit dem Bau beginnen könnten. Das war das Signal, auf das Charlie gewartet hatte, um öffentlich die Bildung einer AG bekanntzugeben.
    Charlie berief eine Vorstandssitzung ein, damit über die nötigen Beschlüsse abgestimmt werden konnte.
Mr. Merrick, dem Charlie nie vergeben hatte, daß er seinetwegen damals den Van Gogh hatte verkaufen müssen, empfahl uns, die Robert Fleming Bank zu unserer Handelsbank zu machen, und fügte hinzu, er hoffe, daß die Aktiengesellschaft weiterhin Child & Co. als Girobank beibehalte. Charlie hätte ihn gern zum Teufel geschickt, aber er wußte nur zu gut, daß es im Finanzdistrikt eine Menge hochgezogene Augenbrauen geben würde, wenn er in dieser Situation die Bank wechselte. Der Vorstand nahm beide Vorschläge an, und Tim Newman von Robert Fleming wurde eingeladen, sich dem Vorstand anzuschließen. Tim brachte ein bißchen frischen Wind in die Gesellschaft, da er zu einem völlig neuen Schlag von Bankiers gehörte. Doch obgleich ich, wie Charlie, Mr. Newman sogleich mochte, konnte ich mich mit Mr. Merrick nach wie vor nie auf derselben Wellenlänge verständigen.
Als sich der Tag der Aktienausgabe näherte, saß Charlie viel mit den Bankiers beisammen. Inzwischen übernahm Tom Arnold die Gesamtleitung der Läden und die Aufsicht über das Bauprogramm – von Nummer 1 abgesehen, das nach wie vor mein Reich war.
Ich hatte schon vor mehreren Monaten beschlossen, zu der Zeit, da Charlie die Gründung der Aktiengesellschaft bekanntgab, eine größere Auktion abzuhalten. Ich war überzeugt, daß sich die italienische Sammlung, der ich viel Zeit gewidmet hatte, ideal dazu eignen würde, Chelsea Terrace Nummer 1 ins Rampenlicht zu bringen.
Es hatte meiner Spürnase Francis Lawson fast zwei Jahre gekostet, neunundfünfzig Bilder aus der Zeit zwischen 1519 und 1768 zusammenzutragen. Unser Prunkstück war ein Canaletto, die Markusbasilika, ein Gemälde, das Daphne von einer Tante in Cumberland geerbt hatte. Auf die für sie charakteristische Weise sagte sie: »Es ist nicht so gut wie die zwei, die Percy in Lanarkshire hat. Ich glaube trotzdem, daß es einen Batzen einbringen wird. Und wenn nicht, mein Liebes, werde ich in Zukunft zu Sotheby’s gehen«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
Wir katalogisierten es mit einem Mindestpreis von dreißigtausend Guineen. Ich hatte Daphne erklärt, das sei ein vernünftiger Preis, da ich mich erinnerte, daß im vergangenen Jahr ein Canaletto bei Christie’s den Rekordpreis von achtunddreißigtausend Gunieen eingebracht hatte.
Während ich tief in den letzten Vorbereitungen für die Auktion steckte, besuchten Charlie und Tim Newman Banken, Finanzierungsgesellschaften und Großanleger, um ihnen zu erklären, weshalb sie Anteile am »größten Verkaufskarren der Welt« erstehen sollten.
Tim war optimistisch und prophezeite, daß wir mehr Anträge bekommen würden, als wir Aktien ausgeben

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