Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
Vom Netzwerk:
wollten. Trotzdem fand er, daß Charlie und er nach New York reisen und die Werbetrommel bei amerikanischen Investoren rühren sollten. Charlie plante die Reise in die Staaten so, daß er ein paar Tage vor der Auktion in London zurück sein würde und gut drei Wochen, bevor unsere Aktien öffentlich angeboten werden sollten.
    Es war an einem Montag morgen im Januar, und ich war vielleicht noch nicht ganz wach, aber ich hätte schwören können, daß ich die Kundin von irgendwoher kannte, die auf eine unserer neuen Verkäuferinnen einredete. Ich zerbrach mir den Kopf, wo ich die Frau mittleren Alters einordnen sollte, die einen Mantel trug, wie er in den dreißiger Jahren modern gewesen war, und aussah, als wäre sie in Not geraten und müßte nun ein Familienerbstück verkaufen.
    Nachdem sie gegangen war, trat ich an den Ladentisch und fragte Cathy, unsere jüngste Neuerwerbung, wer die Frau war.
»Eine Mrs. Bennett«, antwortete das junge Mädchen. Der Name sagte mir nichts, deshalb erkundigte ich mich, was sie gewollt hatte.
Cathy reichte mir ein kleines Ölgemälde, ein Madonnenbild. »Die Dame fragte, ob es noch in die italienische Auktion genommen werden könnte. Sie wußte nichts von seiner Herkunft, und bei ihrem Aussehen fragte ich mich, ob es vielleicht gestohlen worden ist. Ich wollte mich gerade deswegen an Mr. Lawson wenden.«
Ich starrte das kleine Ölgemälde an und wußte plötzlich, daß die Frau Charlies jüngste Schwester war.
»Überlassen Sie das mir.«
»Selbstverständlich, Lady Trumper.«
Ich fuhr mit dem Lift ins oberste Stockwerk und marschierte an Jessica Allen vorbei geradewegs in Charlies Büro. Ich streckte ihm das Bild entgegen und erklärte ihm, wie es zu uns gelangt war.
Er schob den Papierkram auf seinem Schreibtisch zur Seite und blickte es wortlos an.
»Etwas ist sicher«, sagte Charlie schließlich. »Kitty wird uns nicht sagen, wie und wo sie das Bild in die Finger bekommen hat, sonst wäre sie damit direkt zu mir gekommen.«
»Was sollen wir also tun?«
»Wir geben es zur Auktion wie angewiesen, denn eines steht fest, niemand wird mehr dafür bieten als ich!«
»Aber wenn sie bloß auf Geld aus ist, warum machst du ihr nicht einfach ein faires Angebot für das Bild?«
»Wenn Kitty nur hinter Geld her wäre, hätte sie sich gleich an mich gewandt. Nein, sie würde nichts lieber sehen, als daß zur Abwechslung ich zu ihr gekrochen käme.«
»Aber wenn sie das Gemälde gestohlen hat?«
»Von wem? Und selbst wenn, so hält uns nichts davon ab, in unserem Katalog die ursprüngliche Herkunft anzugeben. Schließlich muß die Polizei die Anzeige noch in ihrem Archiv haben.«
»Und was ist, wenn Guy es ihr gegeben hat?«
»Guy«, erinnerte mich Charlie scharf, »ist tot.«
    Ich war erfreut über das rege Interesse, das Presse und Öffentlichkeit für die Auktion zu zeigen begannen. Ein weiteres gutes Omen waren die führenden Kunstkritiker, die sich während der Woche vor der Auktion die Gemälde ansahen, die wir in der Hauptgalerie ausgestellt hatten.
    Artikel erschienen, zuerst im Börsenteil, dann im Hauptteil, über Charlie und mich. Mir mißfiel die Bezeichnung »die triumphalen Trumpers«, wie eine Zeitung uns genannt hatte, aber Tim Newman erklärte uns die Wichtigkeit von Public Relations, wenn man Riesensummen auftreiben wolle. Als Beitrag um Beitrag über uns in Zeitungen und Zeitschriften erschien, wuchs die Überzeugung unseres jungen Direktors, daß der Start der neuen Gesellschaft ein Bombenerfolg werden würde.
    Francis Lawson und seine neue Assistentin, Miss Ross, arbeiteten mehrere Wochen an dem Katalog und machten zu jedem Gemälde detaillierte Angaben: seine bisherigen Besitzer sowie die Galerien und Ausstellungen, in denen es gezeigt worden war, ehe es zu Trumper zur Auktion kam. Zu unserer Überraschung galt die Begeisterung des Publikums nicht so sehr den Gemälden selbst, sondern unserem Katalog, dem ersten überhaupt, in dem jedes Gemälde farbig abgebildet war. Sein Druck hatte uns ein Vermögen gekostet, aber wir mußten noch vor der Auktion zwei weitere Auflagen drucken lassen, und da wir ihn für fünf Shilling verkauften, waren unsere Kosten bald gedeckt. Ich konnte dem Vorstand bei unserer nächsten Sitzung mitteilen, daß wir nach zwei weiteren Auflagen sogar einen kleinen Gewinn gemacht hatten. »Vielleicht solltest du die Galerie schließen und einen Verlag aufmachen«, war Charlies hilfreiche Bemerkung.
    Der neue Auktionssaal in Nummer 1 bot bequem Platz

Weitere Kostenlose Bücher