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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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protestieren.
Der Erzbischof erhob sich und verneigte sich vor mir.
»Ich bedaure, daß Sie solche Unannehmlichkeiten hatten, Lady Trumper.« Auch ich stand auf und begleitete ihn zur Tür, wo er sich wieder der gesamten Reporterschar gegenübersah. Die Journalisten blickten ihn in atemlosem Schweigen an und warteten, daß er etwas sagen würde.
»Ist es echt, Exzellenz?« rief ein Reporter schließlich aus der Menge.
Der Erzbischof lächelte gütig. »Es ist in der Tat ein Madonnenbild, aber dies hier ist nur eine unbedeutende Kopie.« Er fügte kein Wort mehr hinzu und stieg in seinen wartenden Wagen ein, der ihn sofort wegbrachte.
»Gott sei Dank!« seufzte ich erleichtert, nachdem der Wagen außer Sicht war. Ich drehte mich zu Charlie um, doch er war verschwunden. Als ich in mein Büro zurückkam, stand er mit dem Bild in den Händen da. Ich schloß die Tür hinter mir, damit wir ungestört waren.
»Ich bin ja so erleichtert«, sagte ich. »Jetzt kann wieder Normalität einkehren.«
»Aber dir ist natürlich klar, daß es der echte Bronzino ist.«
Charlie blickte mich an.
»Ach komm«, sagte ich. »Der Erzbischof…«
»Ja, hast du denn nicht gesehen, wie er es gehalten hat?« rief Charlie. »So hält man keine Fälschung. Und mir sind auch seine Augen nicht entgangen, während er seinen Entschluß faßte.«
»Welchen Entschluß?«
»Ob er für seinen geliebten Bronzino unser Leben ruinieren sollte oder nicht.«
»Also waren wir im Besitz eines Meisterwerks, ohne es zu wissen?«
»Offenbar. Aber mir ist noch unklar, wer das Bild damals aus der Kirche gestohlen hat.«
»Doch nicht Guy …«
»Ich muß zugeben, daß Tommy da eher in Frage kommt, doch ich bin überzeugt, daß er den wirklichen Wert des Bildes nicht kannte.«
»Aber wie ist Guy dahintergekommen, wo es war? Und woher kannte er den Wert?«
»Vielleicht aus Unterlagen aus dem Krieg. Vielleicht hat ihn auch eine zufällige Bemerkung Daphnes auf die richtige Spur gebracht.«
»Doch das erklärt nicht, wie er herausgefunden hat, daß es ein Original ist.«
»Da hast du recht«, bestätigte Charlie. »Ich vermute, daß er es gar nicht wußte und das Bild nur als eine Möglichkeit ansah, mich in Verruf zu bringen.«
»Aber wie …?«
»Mrs. Trentham hatte dagegen mehrere Jahre, um darauf zu stoßen.«
»Großer Gott! Nur was hat Kitty damit zu tun?«
»Sie war bloß eine Ablenkung. Mrs. Trentham benutzte sie, damit wir keinen Verdacht schöpften.«
»Der Frau ist offenbar alles recht, wenn sie uns nur schaden kann.«
»Ich fürchte ja. Und etwas ist sicher, sie wird, gelinde gesagt, gar nicht erfreut sein, wenn sie erfährt, daß ihr so sorgfältiger Plan nicht den erwarteten Erfolg gebracht hat.«
Ich ließ mich neben meinem Mann in den Sessel fallen.
Charlie umklammerte das kleine Meisterwerk, als befürchtete er, man würde es ihm wieder entreißen.
»Uns bleibt jetzt nur eines zu tun.«
    An diesem Abend fuhr ich zum Haus des Erzbischofs und parkte den Wagen vor dem Lieferanteneingang. »Wie passend«, bemerkte Charlie, als er an die alte Eichentür klopfte.
    Ein junger Geistlicher öffnete. Er bat uns ohne viele Worte herein und führte uns direkt zum anglikanischen Erzbischof, der mit seinem katholischen Gast bei einem Glas Wein saß.
    »Sir Charles und Lady Trumper«, meldete uns der junge
    Priester an.
»Willkommen, meine Kinder«, begrüßte uns der
anglikanische Erzbischof und kam uns entgegen. »Welch ein
unerwartetes Vergnügen«, fügte er hinzu, nachdem Charlie
seinen Ring geküßt hatte. »Aber was führt Sie in mein Haus?« »Wir haben ein kleines Geschenk für Seine Eminenz, den
Erzbischof von Reims«, antwortete ich und händigte das
Päckchen aus. Der französische Erzbischof lächelte. Es war das
gleiche Lächeln wie bei seiner Erklärung an den Reporter, daß
das Bild eine Kopie sei. Er öffnete das Päckchen ganz langsam
wie ein Kind, das nicht Geburtstag hat und doch ein Geschenk
bekommt. Er hielt das kleine Meisterwerk ein paar Sekunden in
den Händen, ehe er es dem englischen Würdenträger reichte,
damit dieser es bewundern könne.
»Wirklich wundervoll«, sagte der Erzbischof und studierte
es sorgfältig, ehe er es dem französischen Geistlichen
zurückgab. »Aber wo werden Sie es aufhängen?«
»Über dem Kruzifix der St.-Augustin-Kirche. Und möglicherweise wird irgendwann jemand, der in diesen Dingen sachverständiger ist als ich, feststellen, daß das Bild doch ein Original ist.« Er blickte auf und lächelte, und für

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