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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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bekannten Käufer saßen, dann schlug er den Hammer auf den Stand.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren«, begann er. »Willkommen bei Trumper, dem Kunstauktionshaus.« Ihm gelang es, das »dem« auf erfreuliche Weise zu betonen. Als er nach Nummer 1 rief, wurde es ganz still im Saal. Ich schaute in meinen Katalog, obwohl ich die Einzelheiten aller neunundfünfzig Gemälde auswendig kannte. Es war der heilige Franz von Assisi, ein 1617 von Giovanni Battista Crespi geschaffenes Werk. Ich hatte das kleine Ölgemälde in unserem Kode mit QIHH notiert, und als Simon den Hammer bei zweitausendzweihundert Pfund aufsetzte, siebenhundert Pfund mehr, als ich erwartet hatte, konnte ich meine Freude nicht verbergen.
    Unter den neunundfünfzig Werken hatte ich dem Canaletto die Nummer 37 gegeben, weil ich eine erwartungsvolle Atmosphäre schaffen wollte, längst ehe das Gemälde auf die Staffelei kam, und andererseits nicht wollte, daß die Leute bereits anfingen, ihre Plätze zu räumen. Die erste Stunde hatte bereits siebenundvierzigtausend Guineen eingebracht, dabei waren wir noch nicht beim Canaletto. Als das eins zwanzig breite Gemälde schließlich ins Rampenlicht gestellt wurde, kam ein ehrfürchtiges Stöhnen aus den Reihen der Zuschauer, die dieses Meisterwerk zum erstenmal sahen.
    »Ein Gemälde der Markusbasilika von Canaletto«, sagte Simon, »aus dem Jahr 1741« – als hätten wir ein halbes Dutzend davon im Lager. »An diesem Werk wurde viel Interesse gezeigt, und ich habe ein Anfangsgebot von zehntausend Guineen.« Er blickte durch die Stille im Saal, während meine Spotters und ich Ausschau hielten, von woher ein zweites Gebot kommen mochte.
    »Fünfzehntausend«, sagte Simon mit dem Blick auf einen Bevollmächtigten der italienischen Regierung, der in der fünften Reihe saß.
    »Zwanzigtausend Guineen hinten im Saal.« Das mußte der Beauftragte der Mellon Collection sein. Er saß immer in der zweitletzten Reihe mit einer Zigarette zwischen den Lippen, die uns zeigte, daß er noch bot.
    »Fünfundzwanzigtausend«, sagte Simon und blickte wieder den italienischen Regierungsbevollmächtigen an.
»Dreißigtausend.« Rauch kräuselte von der Zigarette hoch: Mellon blieb dabei.
»Fünfunddreißigtausend.« Ich entdeckte den neuen Bieter in der vierten Reihe, rechts von mir: Mr. Randall, der Geschäftsführer der Galerie Wildenstein in der Bond Street.
»Vierzigtausend«, sagte Simon, als frischer Rauch hinten im Saal aufstieg. Wir waren über dem geschätzten Preis, den ich Daphne genannt hatte, doch ihr Gesicht war unbewegt.
»Fünfzigtausend.« Das war in diesem Stadium ein zu großer Aufschlag, fand ich. Als ich zum Stand schaute, sah ich, daß Simons Linke zitterte.
»Fünfzigtausend« wiederholte er ein wenig nervös, als ein neuer Bieter in der vordersten Reihe, den ich nicht kannte, heftig zu nicken begann.
Die Zigarette paffte wieder. »Fünfundfünfzigtausend.«
»Sechzigtausend.« Simon hatte seine Aufmerksamkeit erneut dem unbekannten Bieter zugewandt, der mit einem scharfen Nicken bestätigte, daß er dabeiblieb.
»Fünfundsechzigtausend.« Der Vertreter von Mellon stieß ein neues Rauchwölkchen aus, doch als Simon den Bieter in der vordersten Reihe anblickte, erhielt er ein Kopfschütteln.
»Fünfundsechzigtausend von hinten im Saal. Fünfundsechzigtausend, bietet jemand mehr?« Wieder schaute Simon zu dem Mann in der vordersten Reihe. »Dann fünfundsechzigtausend für den Canaletto zum zweiten, und fünfundsechzigtausend zum dritten.« Simons Hammer schlug laut auf, keine ganzen zwei Minuten nach dem ersten Gebot. Ich trug ZI,HHH in meinen Katalog ein, als spontan heftiger Applaus einsetzte – etwas, das ich in Nummer 1 noch nicht erlebt hatte.
Im Saal redeten alle durcheinander, da wandte sich Simon an mich und sagte leise: »Tut mir leid, Becky, mein Fehler.« Da wurde mir bewußt, daß der Sprung von vierzig- auf fünfzigtausend durch die Nervosität des Auktionators geschehen war.
Ich stellte mir die Schlagzeilen in den morgigen Zeitungen vor: »Rekordsumme für Canaletto bei Trumper-Auktion.« Charlie würde sich freuen.
»Glaube nicht, daß Charlies kleines Bild soviel einbringen wird«, sagte Simon, als das Madonnenbild den Canaletto auf der Staffelei ablöste, bevor er sich wieder dem Publikum zuwandte. »Ruhe bitte. Das nächste Gemälde, Nummer 38 in Ihrem Katalog, ist aus der Schule Bronzinos.« Er überflog den Saal. »Ich habe ein Gebot von einhundertfünfzig« – er machte eine kurze

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