Archer Jeffrey
entgegnete Becky. »Ich wollte ja Percy haben, aber ich bin ja auch ein Snob.«
Der Baumeister brauchte zwei Jahre, die Zwillingshochhäuser von Trumper sowie den fünfstöckigen Verbindungstrakt fertigzustellen, der über Mrs. Trenthams Grundstück führte. Es erleichterte die Arbeit auch nicht gerade, daß Charlie darauf bestand, daß die übrigen Läden geöffnet blieben, als gäbe es keine Großbaustelle. Es war ein Wunder für alle Betroffenen, daß der Jahresgewinn des Unternehmens während der gesamten Übergangszeit nur um neunzehn Prozent zurückging.
Charlie beaufsichtigte alles, angefangen von der Raumzuweisung für jede der einhundertachtzehn Abteilungen bis zu der Farbe der über hunderttausend Quadratmeter Teppichboden, von der Geschwindigkeit der zwölf Aufzüge bis zur Stärke der hunderttausend Glühbirnen, von den Auslagen der sechsundneunzig Schaufenster bis zu der einheitlichen Kleidung des über siebenhundertköpfigen Verkaufspersonals, dessen Aufschläge ein kleiner silberner Verkaufskarren zierte.
Als Charlie klargeworden war, wieviel Lagerraum er brauchen würde, von den Tiefgaragen ganz zu schweigen, nun da so viele Kunden mit dem Wagen kamen, stiegen die Kosten beachtlich über den Voranschlag. Trotzdem gelang es den Baufirmen, das Ganze zum September 1949 fertigzustellen, was wohl hauptsächlich daran gelegen haben mochte, daß Charlie jeden Morgen um halb fünf am Bau erschien und manchmal nicht vor Mitternacht heimging.
Am 18. Oktober 1949 nahm die Marquise von Wiltshire in Begleitung ihres Gemahls die feierliche Eröffnung vor.
Gut tausend Personen hoben ihre Gläser, nachdem Daphne das Kaufhaus für eröffnet erklärt hatte. Die geladenen Gäste taten daraufhin ihr Bestes, sich durch den zu erwartenden ersten Jahresgewinn zu essen und zu trinken. Doch Charlie bemerkte es kaum, er wanderte glücklich von einem Stockwerk zum anderen und vergewisserte sich, daß alles genauso war, wie er es sich vorgestellt hatte, während er sich gleichzeitig darum kümmerte, daß für seine Hauptlieferanten auch gut gesorgt wurde.
Freunde, Verwandte, Aktionäre, Käufer, Lieferanten, die Presse, Begleiter, Uneingeladene, ja sogar Kunden feierten in jedem Stockwerk. Um ein Uhr war Becky so müde, daß sie beschloß, ihren Mann zu suchen, in der Hoffnung, er würde sich bereit erklären, mit ihr heimzugehen. Sie fand ihren Sohn in der Haushaltsabteilung, wo er einen Kühlschrank begutachtete, der für sein Zimmer im Trinity viel zu groß war. Daniel sagte seiner Mutter, er habe gesehen, wie Charlie das Kaufhaus vor etwa einer halben Stunde verlassen hatte.
»Das Kaufhaus verlassen?« wiederholte Becky ungläubig. »Dein Vater würde doch bestimmt nicht ohne mich heimgehen?« Sie nahm den Fahrstuhl ins Erdgeschoß und eilte zum Haupteingang. Der Portier grüßte zackig, als er ihr die schwere Flügeltür öffnete, die zur Chelsea Terrace führte.
»Sie haben nicht zufällig Sir Charles gesehen?« fragte ihn Becky.
»Doch, M’lady.« Er deutete mit dem Kopf auf die gegenüberliegende Straßenseite.
Becky sah Charlie auf seiner Bank sitzen und sich angeregt mit einem alten Herrn unterhalten. Beide schauten zum Kaufhaus herüber, dann deutete der alte Herr auf etwas, das ihm aufgefallen war, und Charlie lächelte. Becky überquerte die Straße, doch der Colonel war bereits aufgesprungen, lange ehe sie bei ihm ankam.
»Wie schön, Sie wiederzusehen, meine Liebe«, sagte er, während er sich vorlehnte, um Becky auf die Wange zu küssen. »Ich wünschte, Elisabeth hätte es noch erlebt.«
»Wie ich es sehe, erpreßt man uns«, sagte Charlie. »Ich halte es für angebracht, daß wir darüber abstimmen.«
Becky schaute sich im Sitzungsraum um und fragte sich, wie die Abstimmung ausfallen würde. Der erweiterte Vorstand arbeitete nun bereits drei Monate zusammen, seit Trumper das Kaufhaus eröffnet hatte, aber dies war der erste wichtige Punkt, zu dem es echte Meinungsverschiedenheiten gab.
Charlie saß am Kopfende des Tisches und wirkte ungewöhnlich verärgert, weil er seinen Kopf nicht so ohne weiteres durchsetzen konnte. Zu seiner Rechten saß die Schriftführerin, Jessica Allen. Jessica hatte kein Stimmrecht, sie sorgte nur dafür, daß alles korrekt aufgezeichnet wurde. Arthur Selwyn, der während des Krieges mit Charlie im Ernährungsministerium gearbeitet hatte, war vor kurzem aus dem Staatsdienst ausgeschieden, um Tom Arnold, der in den Ruhestand gegangen war, als geschäftsführender Direktor
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