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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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sparen können.«
Statt mir am nächsten Abend Greta Garbo im Cate-Kino am Notting Hill Gate anzuschauen, setzte ich mich auf die andere Seite der Chelsea Terracc auf eine alte Bank und blickte hinüber auf die Reihe beleuchteter Schaufenster. Sir Charles gehörten offenbar sämtliche Läden der Terrace. Ich wunderte mich nur, warum er mitten im Häuserblock ein so großes Grundstück unbebaut gelassen hatte.
Mein nächstes Problem war, wie ich ihn sprechen könnte. Ich hatte nur eine einzige Idee: mit meinem Miniaturkreuz in die Nummer 1 zu gehen, um es schätzen zu lassen – und dann zu horten.
In der nächsten Woche hatte ich Tagesschicht, deshalb konnte ich erst am Montag danach in die Chelsea Terrace 1 gehen. Ich zeigte dem Mädchen hinter dem Ladentisch gleich beim Eingang mein MC und fragte, ob der Orden geschätzt werden könnte. Sie begutachtete ihn, dann rief sie jemanden, den sie bat, sich das Kreuz anzusehen. Ein schlanker Herr, ein Gelehrtentyp, studierte es eingehend, ehe er schließlich sagte: »Ein Miniaturkriegsverdienstkreuz, wie es zur Paradeuniform oder Abendjacke bei Regimentsfeiern getragen wurde. Es ist etwa zehn Pfund wert.« Er zögerte, ehe er fortfuhr: »Aber Spink’s in der King Street 5 in SW 1 könnte Ihnen eine genauere Schätzung geben, wenn Sie sie benötigen.«
»Vielen Dank«, sagte ich. Ich hatte leider nichts Neues erfahren und mir fiel einfach nicht ein, wie ich nach Sir Charles’ Kriegserlebnissen fragen könnte.
»Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?« fragte mich der Herr, als ich wie angewurzelt stehenblieb.
»Wie kann man hier eine Stellung bekommen?« platzte ich heraus und kam mir dabei ganz schön dämlich vor.
»Reichen Sie eine schriftliche Bewerbung ein, geben Sie alle Einzelheiten Ihrer Qualifikationen und Berufserfahrung an, dann werden Sie innerhalb weniger Tage von uns hören.«
»Vielen Dank«, sagte ich noch einmal und ging ohne ein weiteres Wort.
An diesem Abend setzte ich ein langes Bewerbungsschreiben auf, in dem ich mein Examen in Kunstgeschichte herausstellte. Meine Qualifikationen erschienen mir allerdings etwas dürftig, als ich den Entwurf durchlas.
Am nächsten Tag schrieb ich die Bewerbung auf dem besten Briefpapier des Hotels ins reine und adressierte den Umschlag an die »Personalabteilung, Trumper, Chelsea Terrace 1, London SW 7«.
Am Nachmittag gab ich sie selbst im Auktionshaus ab, ohne ernsthaft damit zu rechnen, daß ich eine Antwort bekommen würde. Eigentlich wußte ich gar nicht, was ich tun würde, falls sie mir wirklich eine Stellung anboten, da ich ja in einigen Wochen nach Melbourne zurückzukehren beabsichtigte. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, wie mir die Arbeit dort helfen könnte, ein Treffen mit Sir Charles zuwege zu bringen.
Zehn Tage später erhielt ich ein Schreiben vom Personalbüro, mit der Bitte, mich persönlich vorzustellen. Ich gab vier Pfund und fünfzehn Shilling meines schwerverdienten Lohns für ein neues Kleid aus, das ich mir eigentlich gar nicht leisten konnte, und kam eine Stunde zu früh zum Vorstellungsgespräch, die ich mir damit vertrieb, mehrmals um den Block zu spazieren. Während dieser Stunde stellte ich fest, daß Sir Charles offenbar alles verkaufte, was man sich nur wünschen konnte, sofern man das nötige Kleingeld dafür besaß.
Endlich war die Stunde um. Ich marschierte ins Haus und wurde ein paar Treppen zu einem Büro im obersten Stockwerk hinaufgeführt. Die Dame, die mich zum Vorstellungsgespräch gebeten hatte, sagte, sie könne nicht verstehen, wie jemand mit meinen Qualifikationen als Zimmermädchen in einem Hotel arbeitete. Ich erklärte ihr, daß Jobs dieser Art für jemand ohne Geld die einzige Möglichkeit waren, die Überfahrt nach England bezahlt zu bekommen.
Sie lächelte, dann warnte sie mich vor, daß ich hinter dem Ladentisch anfangen müßte, wenn ich hier arbeiten wollte, wie alle anderen auch. Wer sich als tüchtig erwies, erklärte sie, würde bald befördert werden.
»Auch ich mußte bei Sotheby’s als Verkäuferin anfangen«, sagte sie. Ich hätte sie gern gefragt, wie schnell sie befördert worden war.
»Ich würde sehr gern hier arbeiten«, versicherte ich ihr, »aber mein Arbeitsvertrag für das Melrose Hotel läuft noch zwei Monate.«
»Dann müssen wir eben auf Sie warten«, entgegnete sie ohne Zögern. »Sie können am 1. September als Verkäuferin anfangen, Miss Ross. Sie erhalten die Bestätigung unserer Abmachung gegen Ende der Woche schriftlich.«
Ich

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