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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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einem anderen Stockwerk. Sie stellte Fragen, beobachtete oder machte sich Notizen, häufig mit einer Stoppuhr in der Hand, Ich fragte sie nie, was sie tat, und wenn sie mich bemerkte, sagte sie lediglich: »Guten Tag, Herr Vorsitzender.«
An den Wochenenden konnte ich Cathy stundenlang auf der Schreibmaschine tippen hören. Dann, völlig unerwartet, fand ich eines Morgens auf meinem Frühstücksteller statt des erwarteten Spiegeleis mit zwei Stück knusprigem Speck und der Sunday Times einen dicken Hefter.
An diesem Nachmittag begann ich zu lesen, was Cathy für mich ausgearbeitet hatte. Am frühen Abend war ich zu dem Entschluß gekommen, daß der Vorstand die meisten ihrer Vorschläge umgehend billigen mußte, damit gleich etwas unternommen werden konnte.
Ich wußte genau, was ich als nächstes tun wollte, aber ich fand, dazu brauchte ich erst Dr. Atkins’ Segen. Ich rief an diesem Abend noch Addenbrookc an, und die Stationsschwester war so nett und gab mir seine Privatnummer. Wir redeten über eine Stunde am Telefon. Er hatte keine Bedenken, was Cathys weitere Entwicklung betraf, wie er mir versicherte, zumal sie sich an bestimmte Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit erinnern konnte und mittlerweile sogar bereit war, über Daniel zu reden.
Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück hinunterkam, saß Cathy bereits am Tisch und wartete auf mich. Sie sagte jedoch kein Wort, während ich meinen Toast mit Orangenmarmelade kaute und so tat, als wäre ich völlig in die Financial Times vertieft.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich gebe es auf.«
»Lieber nicht«, warnte ich sie, ohne von der Zeitung aufzublicken, »denn du bist Nummer 7 auf der Tagesordnung der Vorstandssitzung im nächsten Monat.«
»Aber wer soll meine Argumente vortragen?« fragte sie besorgt.
»Also ich bestimmt nicht«, antwortete ich. »Und ich wüßte auch niemanden, der dafür qualifiziert wäre.«
Die nächsten vierzehn Tage, wenn ich mich ins Bett zurückzog, fehlte mir das Schreibmaschinengetippe. Ich wurde so neugierig, daß ich sogar einmal durch ihre halboffene Tür spähte. Cathy stand einem Spiegel gegenüber, neben ihr eine Staffelei mit einem großen weißen Bogen darauf, der mit vielen farbigen Stecknadeln und gepunkteten Pfeilen überzogen war.
»Geh weg«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. Da war mir klar, daß ich nichts tun konnte, als bis zur Vorstandssitzung zu warten.
Dr. Atkins warnte mich, daß es zuviel für sie werden könnte, selbst ihre Argumente dem Vorstand vorzutragen, und mahnte mich, sie sofort nach Haus zu bringen, wenn ich irgendwelche Anzeichen von Streß an ihr bemerkte. »Muten Sie ihr nicht zu viel zu!« sagte er abschließend.
»Bestimmt nicht«, versprach ich ihm.
An diesem Donnerstag vormittag saßen die Vorstandsmitglieder drei Minuten vor zehn an ihren Plätzen um den Tisch. Die Sitzung begann ruhig mit Entschuldigungen der Abwesenden, gefolgt von der Bestätigung des Protokolls der letzten Sitzung. Irgendwie kam es dazu, daß wir Cathy über eine Stunde warten lassen mußten, denn als wir zu Punkt 3 der Tagesordnung kamen – einer Routineentscheidung, die Gesellschaftsversicherung bei der Prudential zu verlängern –, nutzte Nigel Trentham die Gelegenheit, mich zu ärgern. Er hoffte offenbar, daß ich die Beherrschung verlieren würde. Dazu wäre es vermutlich auch gekommen, wenn er es nicht so offensichtlich bezweckt hätte.
»Ich finde, es ist an der Zeit für einen Wechsel, Herr Vorsitzender«, sagte er. »Ich schlage vor, daß wir mit der Legal & General abschließen.«
Ich starrte die linke Tischseite hinunter auf den Mann, dessen Anwesenheit meine Erinnerung an Guy Trentham weckte. Ungewollt stellte ich mir vor, daß er im mittleren Alter wohl so ähnlich ausgesehen hätte. Nigel trug einen gutgeschnittenen Doppelreiher, der sein Figurproblem vertuschte, aber es gab nichts, was das Doppelkinn oder die sich vorzeitig ausbreitende Glatze hätte verbergen können.
»Ich muß den Vorstand daraufhinweisen«, begann ich, »daß Trumper seit dreißig Jahren bei der Prudential versichert ist und daß es in der ganzen Zeit nie Schwierigkeiten mit dieser Gesellschaft gegeben hat. Dazu kommt, daß es höchst unwahrscheinlich ist, daß uns Legal & General günstigere Bedingungen bieten könnten.«
»Aber sie besitzen zwei Prozent der Gesellschaftsanteile«, gab Trentham zu bedenken.
»Und die Prudential immer noch fünf Prozent«, erinnerte ich die Vorstandsmitglieder. Das bewies wieder einmal, daß

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