Archer Jeffrey
Apfel Apfel ist, egal, wer hineinbeißt.
Aber der Höhepunkt des Jahres 1961 war für mich die Eröffnung des Dan Salmon Centers in der Whitechapel Road durch Becky – auch dieser Bau halte viel mehr gekostet als veranschlagt. Mir tat jedoch kein Penny davon leid – trotz Merricks ständiger Kritik –, als ich die neue Generation der East End Boys schwimmen, boxen, gewichtheben und Squash spielen sah (mit letzterem hatte ich mich nie recht anfreunden können).
Jedesmal wenn ich West Harn beim Fußball zuschaute, machte ich auf dem Rückweg Rast in dem neuen Club und schaute zu, wie die afrikanischen, westindischen und asiatischen Kinder – die neuen East Ender – sich miteinander maßen, wie wir es zu meiner Zeit mit gleicher Entschlossenheit mit den Iren und Einwanderern aus Osteuropa getan hatten.
The old order changeth, yielding place to new, and God fulfils himself in many ways, lest one good custom should corrupt the world. ›Die alte Ordnung wandelt sich, dem Neuen Raum zu geben, und Gott erfüllt sich auf vielerlei An, daß nicht ein guter Brauch die Welt verderbe‹. Diese Worte Tennysons, die über dem Eingang des Centers in den Stein gemeißelt waren, ließen mich wieder an Mrs. Trentham denken, die für uns allgegenwärtig zu sein schien, vor allem seit ihre drei Vertreter am Sitzungstisch saßen und durchzusetzen versuchten, womit sie sie beauftragt hatte. Nigel, der jetzt in Mrs. Trenthams Haus am Chester Square wohnte, wartete zufrieden darauf, daß ihm alles in den Schoß fiel, damit er seine Truppen sammeln und zum Angriff blasen konnte.
Immer wieder betete ich darum, daß Mrs. Trentham ein hohes Alter beschert sein möge, denn ich brauchte mehr Zeit, einen sicheren Weg zu finden, um zu verhindern, daß ihr Sohn jemals die Möglichkeit bekam, die Gesellschaft unter seine Kontrolle zu bringen.
Daphne war die erste, von der ich erfuhr, daß Mrs. Trentham seit kurzem bettlägerig war und ihr Hausarzt sie regelmäßig besuchte. Nigel Trentham hatte während dieser letzten Monate des Wartens ein stetes Lächeln für jedermann.
Und dann starb Mrs. Trentham am 7. März 1962 im Alter von neunundachtzig Jahren.
»Sanft entschlafen«, berichtete mir Daphne.
43
Daphne nahm an Mrs. Trenthams Beerdigung teil. »Nur um sicher sein zu können, daß das verdammte Weib auch wirklich unter der Erde liegt«, sagte sie später zu Charlie, »obwohl es mich nicht wundern würde, wenn sie eine Möglichkeit fände, von den Toten aufzuerstehen.« Sie warnte Charlie auch, daß Nigel, noch ehe der Sarg unter der Erde war, zu jemandem gesagt hatte, daß wir uns bei der nächsten Sitzung auf etwas gefaßt machen könnten.
An jenem ersten Dienstag des nächsten Monats schaute Charlie sich im Sitzungsraum um und sah, daß alle Mitglieder anwesend waren. Er spürte regelrecht, daß jeder daraufwartete, wer als erster zuschlagen würde. Nigel Trentham und seine beiden Kollegen trugen schwarze Krawatten, als wollten sie damit ihre Zusammengehörigkeit ausdrücken und die anderen darauf aufmerksam machen, daß sie nun etwas zu sagen hatten. Im Gegensatz dazu trug Mr. Baverstock, zum erstenmal, solange Charlie sich erinnern konnte, einen auffälligen pastellfarbenen Binder.
Charlie rechnete damit, daß Trentham bis Punkt 6 auf der Tagesordnung warten würde, ehe er einen Zug machte. Punkt 6 war ein Antrag, den Bankbetrieb im Erdgeschoß zu erweitern. Die ursprüngliche Idee stammte von Cathy, die dem Vorstand, kurz nach der Rückkehr von einer ihrer monatlichen Reisen in die Vereinigten Staaten, einen detaillierten Vorschlag unterbreitet hatte. Die neue Abteilung hatte zwar mit einigen Problemen zu kämpfen gehabt, doch jetzt, gegen Ende ihres zweiten Jahres, erreichte sie bereits die Gewinnschwelle.
Die erste halbe Stunde, während Charlie den Vorstand von Punkt 1 bis 5 führte, verlief ziemlich ruhig. Doch kaum sagte er: »Punkt sechs: Die Erweiterung der…«, unterbrach ihn Trentham.
»Wir schließen die Bank und schreiben unsere Verluste ab.« »Aus welchem Grund?« fragte Cathy herausfordernd. »Weil wir keine Bankiers sind«, entgegnete Trentham. »Wir
betreiben ein Kaufhaus – oder ›schieben einen Karren‹, wie unser Vorsitzender es so gern nennt. Jedenfalls wird die Schließung uns fast dreißigtausend Pfund im Jahr ersparen.«
»Aber die Bank fängt gerade an, Gewinn zu machen«, sagte Cathy. »Wir sollten erweitern statt schließen. Und da schon von Gewinn die Rede ist, was glauben Sie, wieviel von den
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