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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Trentham seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Die Diskussion hätte noch stundenlang hin und her gehen können, wäre nicht Daphne eingeschritten, um zur Abstimmung zu bitten.
Obwohl Trentham sieben zu drei unterlag, machte die Auseinandersetzung allen deutlich genug, was auf lange Sicht von ihm zu erwarten sein würde. In den vergangenen achtzehn Monaten hatte Trentham mit Hilfe des Geldes seiner Mutter seine Aktien aufgestockt und hatte, nach meiner Schätzung, inzwischen vierzehn Prozent. Das war noch kontrollierbar, aber mir war nur allzusehr bewußt, daß der Hardcastle Trust weitere siebzehn Prozent unserer Aktien besaß – Aktien, die ursprünglich für Daniel bestimmt gewesen waren und die nun nach Mrs. Trenthams Tod automatisch an Sir Raymonds nächsten Verwandten übergehen würden. Gewiß, Nigel Trentham hatte seinen Antrag nicht durchsetzen können, aber es sah gar nicht so aus, als machte ihm das das geringste aus. Er ordnete völlig ungerührt seine Unterlagen. Er war offenbar damit zufrieden, daß die Zeit für ihn arbeitete.
»Punkt Nummer sieben«, sagte ich und beugte mich vor, um Jessica zu ersuchen, Miss Ross hereinzubitten. Als Cathy eintrat, standen alle Herren auf, sogar Nigel Trentham erhob sich halb von seinem Platz.
Cathy stellte zwei Bogen auf die Staffelei, die bereits für sie hergerichtet war. Auf einem waren graphische Darstellungen, auf dem anderen statistische Tabellen. Sie wandte sich uns zu. Ich begrüßte sie mit einem warmen Lächeln.
»Guten Morgen, meine Damen und Herren.« Sie machte eine Pause und überflog ihre Notizen. Auch wenn sie etwas zögernd begonnen hatte, erklärte sie bald flüssig und ging jede Abteilung einzeln durch, erläuterte, weshalb die Personalpolitik der Gesellschaft nicht mehr zeitgemäß war und welche Schritte unternommen werden müßten, die Mißstände so rasch wie möglich abzuschaffen. Dazu gehörten ein vorzeitiger Eintritt in den Ruhestand für Männer ab sechzig und Frauen ab fünfundfünfzig; das Verpachten von Stellfläche, ja ganzen Geschoßflächen an Markenfirmen, die für garantierte Einnahmen sorgen würden, ohne ein finanzielles Risiko für Trumper darzustellen, da jeder Pächter sein eigenes Personal stellen mußte; und einen höheren Preisnachlaß für Firmen, die zum erstenmal ihre Ware an uns verkaufen wollten. Cathy brauchte etwa vierzig Minuten für ihre Ausführungen, und als sie geendet hatte, dauerte es mehrere Sekunden, bis irgend jemand etwas sagte.
Wenn schon ihre Darlegung gut gewesen war, wurde sie noch übertroffen durch ihre souveräne Beantwortung der danach einsetzenden Fragen. Sie wußte Lösungen für alle Bankprobleme, die Tim Newman und Paul Merrick befürchteten, ebenso wie sie Arthur Selwyns Befürchtungen beruhigen konnte, was die Gewerkschaften betraf. Und sie behandelte Nigel Trentham mit einer Ruhe und Sicherheit, die ich nie erreichen würde, wie mir nur allzu schmerzlich bewußt war. Als Cathy eine Stunde später den Sitzungsraum verließ, erhoben sich wieder alle Herren, außer Trentham, der auf die Tischplatte vor sich starrte.
An diesem Abend wartete Cathy vor der Haustür auf mich.
»Und?«
»Und was?«
»Laß mich nicht schmoren, Charlie«, tadelte sie mich.
»Du wurdest zu unserer neuen Personalleiterin ernannt«, sagte ich grinsend. Einen Augenblick war sogar sie sprachlos. »Da du das Personalproblem angeschnitten hast, junge Dame«, erklärte ich, während ich an ihr vorbei ins Haus trat, »ist der Vorstand der Meinung, daß du es auch lösen sollst.«
Cathy war von dieser Nachricht so begeistert, daß ich zum erstenmal dachte, sie hätte Daniels tragischen Tod vielleicht überwunden. Ich rief Dr. Atkins gleich an und erzählte ihm nicht nur, wie es Cathy ergangen war, sondern auch, daß sie aufgrund ihrer Fähigkeiten sogar in den Vorstand aufgenommen worden war. Was ich jedoch weder ihm noch ihr sagte, war, daß ich mich gezwungen gesehen hatte, auch einer von Trenthams Nominierungen für den Vorstand zuzustimmen, um sicherzugehen, daß ihre Ernennung einstimmig genehmigt wurde.
Von dem Tag an, da Cathy mit am Sitzungstisch saß, war es für alle offensichtlich, daß sie eine ernsthafte Anwärterin für meine Nachfolge auf dem Vorsitzendenstuhl war und nicht bloß ein kluges Mädchen aus Beckys Fittichen. Aber mir war außerdem bewußt, daß Cathy nur aufsteigen konnte, wenn es Trentham auch weiterhin nicht möglich war, einundfünfzig Prozent der Geschäftsanteile an sich zu bringen, und das

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