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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Präsidenten zu bekommen, aber wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, war der Herr keineswegs zuvorkommend zu meinen Leuten.«
    »Wieso nicht?«
»Er wurde erst kürzlich ernannt und will jetzt unbedingt beweisen, daß alle, ohne Ansehen der Person, objektiv behandelt werden, ausgenommen ›Pommies‹.«
»Was hat er für einen Komplex?«
»Wie alle Australier der zweiten Generation haßt er die Briten, oder muß zumindest so tun.« Roberts grinste. »Ich glaube allerdings, daß es nur noch einen Menschenschlag gibt, den er noch weniger mag.«
»Verbrecher?«
»Nein, Anwälte«, antwortete Roberts. »Sie verstehen jetzt sicher, wie unsere Chancen stehen.«
»Ist es Ihnen gelungen, überhaupt etwas aus ihm herauszubekommen?«
»Jedenfalls nicht viel. Das meiste, was er schließlich aus dem Sack ließ, kannten wir bereits aus den Gerichtsakten, nämlich, daß Guy Trentham am 27. Juli 1926 in einem Wutanfall seine Frau mit mehreren Messerstichen tötete, während sie ein Bad nahm, und sie dann so lange untertauchte, bis er sicher war, daß sie nicht mehr lebte – das steht alles auf Seite sechzehn in der Akte, die ich Ihnen gegeben habe. Wir wissen auch, daß er dafür am 23. April 1927 gehängt wurde, trotz mehrerer Gnadengesuche an den Generalgouverneur. Wir konnten jedoch nicht herausfinden, ob er Kinder hatte. Die Melbourne Age war die einzige Zeitung, die über die Hinrichtung berichtet hat, und in dem Artikel wurde kein Kind erwähnt. Was jedoch nicht überrascht, denn der Richter hätte eine dahingehende Erwähnung bei der Verhandlung zweifellos nicht zugelassen, außer sie hätte zur Klärung des Verbrechens beigetragen.«
»Und wie steht es mit dem Mädchennamen der Ermordeten? Der ließe sich doch bestimmt verfolgen.«
»Das wird Ihnen nicht gefallen, Sir Charles«, meinte Roberts.
»Lassen Sie hören.«
»Sie hieß Smith – Anna Helen Smith. Deshalb haben wir uns ja auch in der kurzen uns zur Verfügung stehenden Zeit auf Trentham konzentriert.«
»Aber Sie haben bisher noch nichts Konkretes herausgefunden?«
»Leider nein. Wenn es zu der Zeit ein Kind mit dem Familiennamen Trentham in Australien gegeben hat, konnten wir jedenfalls nichts darüber in Erfahrung bringen. Meine Leute haben jeden in Australien registrierten Trentham aufgesucht, sogar einen in Goorabulka, einem Ort mit elf Einwohnern. Mein Sozius brauchte drei Tage mit dem Wagen und zu Fuß, bis er dorthin gelangte.«
»Trotz Ihrer Bemühungen, Roberts, würde ich sagen, daß es bestimmt immer noch ein paar Steine gibt, unter die wir schauen sollten.«
»Möglich. Ich fragte mich sogar, ob Trentham seinen Namen geändert hat, als er in Australien eintraf. Aber der Polizeipräsident sagte, die Akte in Melbourne lautet auf den Namen Guy Francis Trentham.«
»Also wenn der Name nicht geändert wurde, dann müßte ein Kind doch gefunden werden können!«
»Nicht unbedingt. Ich vertrat vor kurzem erst eine Mandantin, deren Mann wegen Totschlags hinter Gitter kam. Sie hat ihren Mädchennamen wieder angenommen und ihn auch ihrem Kind gegeben, und sie machte mich auf eine todsichere Methode aufmerksam, wie der ursprüngliche Name aus den Registern gelöscht werden kann. Und bedenken Sie, daß in unserem Fall das Kind irgendwann zwischen 1923 und 1926 geboren worden sein könnte. Da mag die Entfernung eines einzigen Dokuments genügt haben, jegliche Verbindung zu Guy Trentham zu eliminieren. Wenn das der Fall war, dürfte die Suche nach einem Kind in einem Land von der Größe Australiens mit der nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen vergleichbar sein.«
»Aber ich habe doch nur sechs Tage!« jammerte Charlie.
»Erinnern Sie mich lieber nicht daran«, bat Roberts, während der Wagen in die Einfahrt des Gouvernment House, der Residenz des Generalkonsuls, einbog und nun ein wenig langsamer fuhr. »Ich habe eine Stunde für diese Party abgezweigt, länger geht es beim besten Willen nicht«, fuhr der junge Anwalt fort. »Ich brauche nur sein Versprechen, daß er den Polizeipräsidenten in Melbourne noch vor unserem morgigen Treffen anruft und ihn bittet, uns zu helfen. Aber wenn ich sage, daß wir aufbrechen müssen, Sir Charles, dann müssen wir es wirklich.«
»Verstanden«, versicherte ihm Charlie und kam sich wieder wie ein Rekrut beim Appell in Edinburgh vor.
»Übrigens«, fuhr Roberts fort, »der Generalkonsul ist Sir Oliver Williams, einundsechzig, ehemaliger Guards Offizier, stammt aus einem Ort namens Tunbridge Wells.«
Zwei Minuten später

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