Archer Jeffrey
gemacht, Mr. Baverstock«, sagte Daphne. »Ich glaube, ich hätte vielleicht doch die Universität besuchen und Jura studieren sollen.«
Mr. Baverstock zog es vor zu schweigen.
»Wir könnten es noch schaffen«, meinte Charlie. »Immerhin dauert es noch sieben Wochen, ehe das Erbe übergeben werden darf. Also machen wir uns gleich an die Arbeit.«
Er stand auf und ging zum nächsten Apparat. »Als erstes brauche ich den gerissensten Anwalt in Australien.« Charlie blickte auf seine Uhr. »Und am besten einen, dem es nichts ausmacht, schon früh am Morgen aufzustehen.«
Während der nächsten beiden Wochen erschienen ganzseitige Anzeigen in jeder australischen Zeitung mit einer Auflage über fünfzigtausend. Jeder Zuschrift wurde sogleich durch eine Anwaltspraxis in Sydney nachgegangen, die Mr. Baverstock hatte empfehlen können. Jeden Abend wurde Charlie von Trevor Roberts, dem Seniorsozius angerufen, und es dauerte manchmal Stunden, bis er ihm das Neueste mitgeteilt hatte, das er von seinen Büros in Sydney, Melbourne, Perth, Brisbane und Adelaide erfahren hatte.
Als nach drei Wochen die Zuschriften durchgesiebt waren, blieben nur drei Personen übrig, die in Frage kommen konnten. Doch bei einer Befragung durch einen Sozius stellte sich heraus, daß sie keine direkte Beziehung zu irgendeinem Angehörigen der Familie Trentham nachweisen konnten.
Roberts hatte festgestellt, daß siebzehn Trenthams amtlich registriert waren, die meisten in Tasmanien, doch keiner war in direkter Linie mit Guy Trentham oder seiner Mutter verwandt; eine alte Dame aus Hobart, die nach dem Krieg aus Ripon ausgewandert war, konnte einen rechtmäßigen Anspruch auf tausend Pfund geltend machen, da sie eine Kusine dritten Grades von Sir Raymond war.
Charlie dankte Mr. Roberts für seine Tüchtigkeit und Mühe und bat ihn weiterzumachen, und wenn er noch so viele Leute Tag und Nacht einsetzen mußte.
Bei der letzten Vorstandssitzung, ehe Nigel Trentham offiziell in den Besitz der Hinterlassenschaft kam, setzte Charlie die anderen Vorstandsmitglieder von den Neuigkeiten aus Australien in Kenntnis.
»Erscheint mir nicht sehr verheißungsvoll«, sagte Newman. »Denn wenn es noch einen Trentham gäbe, müßte er – oder sie
– mindestens Ende Dreißig sein und hätte sich zweifellos längst gemeldet.«
»Stimmt, aber Australien ist riesig, und möglicherweise ist er nicht mehr dort.«
»Du gibst nie auf, nicht wahr?« sagte Daphne.
»Wie auch immer«, warf Arthur Selwyn ein, »ich finde, es ist höchste Zeit, daß wir zu einer Vereinbarung mit Trentham kommen, wenn wir die Gesellschaft verantwortungsbewußt übergeben wollen. Im Interesse von Trumper und seinen Kunden möchte ich, wenn möglich, erreichen, daß es zu einer gütlichen Übereinkunft …«
»Gütliche Übereinkunft!« rief Charlie. »Die einzige, der Trentham zustimmt, ist die, daß er auf diesem Stuhl sitzt, mit automatischer Majorität im Vorstand, während ich in einem Altenheim Däumchen drehe.«
»Mag sein«, entgegnete Selwyn, »aber ich muß darauf hinweisen, Herr Vorsitzender, daß wir immer noch Pflichten gegenüber unseren Aktionären haben.«
»Er hat recht«, bestätigte Daphne. »Du wirst es versuchen müssen, Charlie, zum langfristigen Besten der Gesellschaft, die du gegründet hast.« Leiser fügte sie hinzu: »So sehr es auch schmerzen mag.«
Becky nickte zustimmend, und Charlie bat Jessica, eine möglichst baldige Besprechung mit Nigel Trentham zu vereinbaren. Jessica kehrte nach wenigen Minuten zurück, um dem Vorstand Mr. Trenthams Antwort zu übermitteln, nämlich, daß er kein Interesse daran hatte, auch nur einen von ihnen vor dem 7. März zu sehen, und dann würde er sich freuen, die Kündigung jedes einzelnen persönlich entgegenzunehmen.
»Der siebte März, auf den Tag zwei Jahre seit dem Tod seiner Mutter«, erinnerte Charlie den Vorstand.
»Und Mr. Roberts ist am anderen Apparat«, sagte Jessica zu Charlie.
Er stand auf und verließ das Zimmer. Als er das Telefon erreichte, griff er danach wie ein Ertrinkender nach dem Rettungsring. »Roberts, was haben Sie für mich?«
»Guy Trentham.«
»Aber der liegt seit vielen Jahren in einem Grab in Ashurst.«
»Aber erst, nachdem seine Leiche aus einem Gefängnis in Melbourne freigegeben wurde.«
»Gefängnis? Ich dachte, er sei an Tuberkulose gestorben!«
»Ich glaube nicht, Sir Charles«, kam es vom anderen Ende der Leitung, »daß man an Tuberkulose sterben kann, wenn man an einem sechs Fuß langen Strick
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