Archer Jeffrey
Schreibtisch. »Gut, und jetzt mal unter uns beiden East End Boys, Mike. Können Sie mir was über Guy Francis Trentham sagen, das er nicht weiß?« Charlie deutete mit dem Daumen zur Tür.
»Ich fürchte, es gibt nicht viel, was Roberts nicht ausgegraben hat, wenn ich fair sein will, Sir Charles.«
»Charlie.«
»Charlie. Sie wissen ja bereits, daß Trentham seine Frau umgebracht hat und später dafür hingerichtet wurde.«
»Ja, aber ich weiß nicht, ob er Kinder ’interlassen ‘at, Mike, und das ist wichtig für mich.« Charlie hielt den Atem an, als der Polizeipräsident zu zögern schien.
Cooper blickte in die Akte, die vor ihm lag. »Hier steht: Ehefrau (verstorben), eine Tochter.«
Charlie mußte sich beherrschen, um nicht aufzuspringen. »Ihr Name steht nicht zufällig dabei?«
»Margaret Ethel Trentham.«
Charlie wußte, daß es sinnlos wäre, den Namen in dem Ordner zu suchen, den Roberts ihm über Nacht überlassen hatte. Es war keine Margaret Ethel Trentham darin erwähnt worden. An die Namen der drei Trenthams, die zwischen 1923 und 1926 in Australien geboren waren, konnte er sich erinnern; alle drei waren Jungen.
»Geburtsdatum?« fragte er.
»Steht nicht da, Charlie«, sagte Cooper. »Es war ja nicht das Mädchen, dem der Prozeß gemacht worden ist.« Er schob seinem Besucher das Blatt über den Schreibtisch, damit er sich selbst überzeugen konnte. »Mit solchen Einzelheiten hat man sich in den zwanziger Jahren kaum abgegeben.«
»Ist vielleicht sonst noch was in der Akte, das einem East End Boy fern von seiner ‘omebase ‘elfen könnte?« Charlie hoffte, daß er des Guten nicht zuviel tat.
Cooper studierte die Akte eine Zeitlang und zuckte schließlich die Schultern. »Da sind zwei Eintragungen, die Ihnen vielleicht was sagen könnten. Die erste stammt von meinem Vorgänger, er hat sie mit Bleistift gekritzelt, und da ist sogar noch eine vor seiner Zeit, die Sie interessieren könnte.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Parker, der damalige Polizeichef, wurde am 24. April 1927 von einer Mrs. Ethel Trentham aufgesucht, der Mutter des Hingerichteten.«
Charlie konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Großer Gott«, murmelte er. »Aber warum?«
»Steht leider nicht da. Es gibt auch kein Protokoll. Bedaure.«
»Und die zweite Eintragung?«
»Betrifft ebenfalls einen Besucher aus England, der sich nach Guy Trentham erkundigte, und zwar am 23. August 1947.« Der Polizeipräsident kniff die Augen zusammen, um den Namen zu entziffern. »Ein Mr. Daniel Trentham.«
Charlie rann es kalt über den Rücken, und seine Hände verkrampften sich um die Sessellehnen.
»Ist Ihnen nicht gut?« Cooper klang ehrlich besorgt.
»Nur zu wenig Schlaf durch die Zeitverschiebung«, log Charlie. »Ist ein Grund für den Besuch von Daniel Trentham angegeben?«
»Nach der Notiz hier behauptete er, der Sohn von Guy Trentham zu sein«, antwortete Cooper. Charlie bemühte sich um ein unbewegtes Gesicht. Der Polizeipräsident lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Jetzt wissen Sie genauso viel über den Fall wie ich.«
»Sie ‘aben mir sehr ge’olfen, Mike«, versicherte ihm Charlie, während er sich aus dem Sessel stemmte und über den Schreibtisch lehnte, um Cooper die Hand zu schütteln. »Und wenn Sie irgendwann einmal Deptford besuchen, müssen Sie mir unbedingt Bescheid geben. Dann zeig’ ich Ihnen mal eine richtige Fußballmannschaft.«
Cooper lächelte, und die beiden plauderten noch, während der Polizeipräsident Charlie zum Fahrstuhl und hinunter bis zur Eingangstreppe begleitete, wo die beiden sich noch einmal herzlich die Hände schüttelten, bevor Charlie zu Roberts ins Auto stieg.
»Sieht so aus, als hätten wir eine Menge Arbeit vor uns«, wandte sich Charlie an den Anwalt.
»Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen, Sir Charles, ehe wir damit anfangen?«
»Schießen Sie los.«
»Wo ist Ihr Dialekt geblieben?«
»Oh, der ist nur für ganz besondere Leute, Mr. Roberts – für die Königin, für Winston Churchill und für Kunden, die ich am Karren bediene. Heute hielt ich es für angebracht, den Polizeipräsidenten von Melbourne ebenfalls auf die Liste zu setzen.«
»Ich möchte lieber nicht wissen, was Sie über mich und meinen Beruf gesagt haben.«
»Sollen Sie aber. Ich habe gesagt, daß Sie ein überbezahlter Pfadfinder sind, der mir die ganze Arbeit überläßt.«
»Und was meinte er dazu?«
»Daß ich untertreibe.«
»Kann ich mir vorstellen«, murmelte Roberts. »Aber ist es Ihnen gelungen, neue Informationen
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