Archer Jeffrey
Colonel und packte ein paar Äpfel in die Einkaufstasche, die er mitgebracht hatte. »Es ist auf dem Weg nach Indien, und zuvor haben sie mich abgehalftert und geben mir jetzt das Gnadenbrot.«
»Tut mir leid, das zu ‘ören, Sir. Das Regiment war Ihr ganzer Lebensinhalt, nicht wahr?«
»Stimmt. Aber um ehrlich zu sein, ich bin Infanterist, war es immer, und mit diesen neumodischen Panzern bin ich ohnehin nicht zurechtgekommen.«
»Wenn wir sie nur ein paar Jahre früher ge’abt ‘ätten, Sir. Sie ‘ätten so manches Leben retten können.«
»Die Dinger haben ihren Teil beigetragen.« Der Colonel nickte. »Aber ich möchte glauben, daß auch ich meinen Teil getan habe.« Er zog am Knoten seines gestreiften Binders. »Lassen Sie sich beim Regimentsabend sehen, Trumper?«
»Ich wußte nicht einmal, daß es so was gibt, Sir.«
»Zweimal im Jahr. Im Januar, ein reiner Herrenabend, und im Mai ein Ball mit den Memsahibs. Gibt den Kameraden die Gelegenheit, sich wieder mal zusammenzusetzen und sich über alte Zeiten zu unterhalten. Wäre nett, wenn Sie kommen könnten, Trumper. Wissen Sie, ich bin in diesem Jahr der Vorsitzende des Ballkomitees, und ich hoffe natürlich, daß sich recht viele alte Kameraden sehen lassen.«
»Dann dürfen Sie mit mir rechnen, Sir.«
»Freut mich. Ich kümmere mich darum, daß Sie Ihre Eintrittskarten umgehend kriegen. Zehn Shilling das Stück, alle Getränke inbegriffen. Sieht nicht so aus, als müßten Sie’s sich vom Mund absparen«, fügte der Colonel hinzu und blickte sich in dem Laden um, in dem reger Betrieb herrschte.
»Kann ich Ihnen noch irgendwas einpacken, Sir?« fragte Charlie, der plötzlich bemerkte, daß sich eine lange Schlange hinter dem Colonel gebildet hatte.
»Nein, danke, Ihr sehr fähiger Gehilfe hat mich bereits gut bedient, und ich habe alles, was mir die Memsahib aufgeschrieben hat.« Er schwenkte einen Einkaufszettel, auf dem alles abgehakt war.
»Dann also auf Wiedersehen am Ballabend, Sir«, sagte Charlie. Der Oberst nickte und verließ den Laden.
Becky ging hinüber zu ihrem Geschäftspartner, da er ganz offensichtlich vergessen hatte, daß sie mit ihm reden wollte. »Du stehst ja immer noch stramm, Charlie«, zog sie ihn auf.
»Das war mein Kommandeur, Colonel Sir Danvers Hamilton«, sagte Charlie großspurig, »‘at uns an die Front geführt, ein echter Gentleman, und er ‘at sich an meinen Namen erinnert.«
»Charlie, wenn du dich nur selbst hören könntest! Er mag ja ein Gentleman sein, aber jetzt ist er arbeitslos, während du ein florierendes Geschäft führst. Ich wüßte, wer ich lieber wäre.«
»Aber er ist der Regimentskommandeur. Verstehst du das denn nicht?«
»Er war«, korrigierte Becky. »Und er hat auch gleich gesagt, daß das Regiment ohne ihn nach Indien gegangen ist.«
»Das ändert für mich nichts.«
»Glaub mir, Charlie Trumper, es kommt noch so weit, daß der Colonel dich ›Sir‹ nennen wird.«
Guy war schon fast eine Woche weg, und manchmal brachte Becky es fertig, eine ganze Stunde nicht an ihn zu denken.
Sie war die vergangene Nacht lange aufgeblieben und hatte versucht, einen Brief an ihn zu schreiben, doch als sie am Morgen zu den Vorlesungen ging, blieb sie nicht am Briefkasten stehen. Den Brief hatte sie immer noch nicht geschrieben.
Sie war enttäuscht gewesen, daß ihre Verlobung auch am Tag nach Guys Abreise nicht in der Times gestanden hatte. Ihre Enttäuschung wandelte sich in Bestürzung, als sie auch die ganze übrige Woche nichts darüber in der Zeitung fand. Als sie in ihrer Verzweiflung am Montag schließlich das Juweliergeschäft Garrard anrief, behauptete man dort, nichts von einem Ring zu wissen, der von einem Captain Trentham von den Royal Fusiliers bestellt worden sei. Becky beschloß, noch eine Woche zu warten, bevor sie an Guy schrieb. Sie war überzeugt, daß es eine ganz einfache Erklärung gab.
Guy spukte ihr immer noch im Kopf herum, als sie die Maklerfirma John D. Wood am Berkeley Square betrat. Sie drückte auf die Klingel am Schalter, der das Büro von den Kunden trennte. Als ein Angestellter sich nach ihren Wünschen erkundigte, fragte sie nach Mr. Palmer.
»Mr. Palmer? Er arbeitet bereits seit einem Jahr nicht mehr bei uns, Miss. Darf ich Ihnen behilflich sein?«
»Ja, könnten Sie mich vielleicht einem der Inhaber melden?«
»Darf ich fragen, in welcher Sache?«
»Ich möchte Näheres über die Objekte Chelsea Terrace 131 und 135 erfahren.«
»Gern. Dürfte ich bitte Ihren Namen wissen?«
»Miss
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