Archer Jeffrey
wenn ich Mr. Kendrick schon eine Rente bezahlen soll, erwarte ich von ihm, daß er uns, soweit es sein ehemaliges Geschäft betrifft, für einen Rat zur Verfügung steht, wann immer wir ihn benötigen sollten.«
»Ich notiere es.« Mr. Crowther schrieb rasch ihre Bedingung auf.
»Und was können Sie mir über 131 sagen?«
»Das ist ein etwas verzwicktes Problem.« Mr. Crowther schlug einen anderen Ordner auf. »Ich weiß nicht, ob und inwieweit Sie mit den Umständen vertraut sind, Madam, aber…«
Becky beschloß, ihm in diesem Fall nicht zu helfen, und lächelte nur freundlich.
»Hm, nun ja«, fuhr der Juniorteilhaber fort. »Mr. Rutherford ist nach New York gereist, um mit einem Freund ein Antiquitätengeschäft in einem Stadtteil zu eröffnen, der ›The Village‹ genannt wird.« Er zögerte, bevor er fortfuhr: »Und ihre Partnerschaft ist, wie soll ich’s sagen, von etwas ungewöhnlicher Art …«
Da Mr. Crowther ihr nun ein bißchen leid tat, half Becky ihm aus der Verlegenheit. »Mr. Rutherford würde also lieber den Rest seiner Tage in einer Wohnung in New York verbringen als in einer Zelle in Brixton.«
»Durchaus«, bestätigte Mr. Crowther. Auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen. »In diesem besonderen Fall möchte der Besitzer ohne das Inventar verkaufen, da er erwartet, in Manhattan einen guten Preis für die Ware zu erhalten. Es steht demnach nur das leere Haus zum Verkauf.«
»Ich darf wohl annehmen, daß er nicht an einer Leibrente interessiert ist?«
»Ja, ich glaube, das dürfen Sie.«
»Und wenn man den Druck bedenkt, unter dem er steht, können wir gewiß auch erwarten, daß das Objekt etwas billiger ist.«
»Das sieht nicht so aus«, entgegnete Mr. Crowther, »da das Geschäft bedeutend größer ist als die meisten anderen in der Chelsea …«
»Einhundertundzweiunddreißig Quadratmeter, um genau zu sein«, unterbrach Becky, »zum Vergleich mit den dreiundneunzig Quadratmetern von Nummer 147, für das wir …«
»Ein niedriger Preis zu der Zeit, wenn ich so sagen darf, Miss Salmon.«
»Vielleicht, aber in diesem Fall …«
»Durchaus.« Noch mehr Schweißperlen glitzerten auf Mr. Crowthers Stirn.
»Also, da wir nun wissen, daß er keine Leibrente haben will, wieviel will er für das Haus?«
»Sein geforderter Preis«, Mr. Crowthers Blick wanderte zu der Akte zurück, »ist zweihundert Pfund. Aber ich glaube«, fügte er hinzu, bevor Becky ihn unterbrechen konnte, »wenn Sie bereit sind, umgehend zu kaufen, würde er vielleicht auf einhundertundfünfundsiebzig heruntergehen.« Crowther zog die Brauen hoch. »Wie ich es verstanden habe, möchte er so schnell wie möglich zu seinem Freund.«
»Wenn er es so eilig hat, wird er den Preis bei einem umgehenden Kauf bestimmt auf hundertfünfzig senken und, falls es doch ein paar Tage länger dauern sollte, mit hundertsechzig zufrieden sein.«
»Durchaus«, sagte Mr. Crowther automatisch. Er brachte ein Taschentuch zum Vorschein und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ein Blick durchs Fenster zeigte Becky, daß es immer noch regnete. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Madam?« erkundigte sich der Juniorteilhaber und steckte sein Taschentuch wieder ein.
»Ja«, antwortete Becky. »Ich möchte, daß Sie die Augen offenhalten, was die Objekte in der Chelsea Terrace betrifft, und daß Sie sich, sobald Sie von irgendwelchen zum Verkauf stehenden Geschäften hören, umgehend entweder mit Mr. Trumper oder mir in Verbindung setzen.«
»Vielleicht würde es Ihnen helfen, wenn ich eine Schätzung jedes einzelnen Objekts des gesamten Blocks vornähme und eine detaillierte Aufstellung für Sie und Mr. Trumper anfertige?«
»Das wäre sehr nützlich.« Becky konnte ihre Überraschung über diese plötzliche Initiative nicht verbergen.
Sie stand auf und beendete damit die Besprechung.
Während Mr. Crowther sie zum Schalter im Vorzimmer zurückbegleitete, sagte er: »Die Obst- und Gemüsehandlung erfreut sich großer Beliebtheit in Chelsea.«
Damit überraschte er Becky nun schon ein zweites Mal. »Woher wissen Sie das?« fragte sie.
»Meine Gattin«, erklärte Mr. Crowther, »kauft das Obst und Gemüse für uns nur dort ein, obwohl wir in Fulham wohnen.«
»Eine kluge Frau, Ihre Gattin.«
»Durchaus«, sagte Mr. Crowther auch jetzt.
Becky nahm an, daß die Banken mit der gleichen Begeisterung reagieren würden wie der Makler, doch nachdem sie elf Institute aufgesucht hatte, die in Frage kamen, mußte sie rasch feststellen, daß es einen beachtlichen
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