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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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schaute. Guy beugte sich vor, hauchte einen Kuß auf Beckys Wange und drehte sich abrupt um. Sie sah ihm nach, als er rasch einstieg, ohne noch einmal zu ihr zurückzublicken, während sie an nichts anderes denken konnte als an ihre nackten Körper, die sich in ihrem schmalen Bett umschlungen hatten, und an Guys Worte: »Ich werde dich immer lieben. Das weißt du doch, nicht wahr?«
    Schließlich pfiff auch noch der Schaffner, und das Abfahrtssignal wurde gegeben. Becky stand ganz allein und fröstelte unter einem kalten Windstoß, während die Lokomotive Richtung Southampton dampfte.
    Als der Zug nicht mehr zu sehen war, ging sie langsam den Bahnsteig zurück zu dem Kiosk an der Ecke von Bahnsteig 7. Sie kaufte sich für zwei Pence die Times, dann überflog sie die Liste der Verlobungen und studierte sie wieder und wieder.
    Von Arbuthnot bis Yelland war weder ein Trentham noch eine Salmon aufgeführt.
     
    10
    Noch ehe der erste Gang serviert worden war, bereute Becky, daß sie Charlies Einladung zum Dinner bei Scallini angenommen hatte, dem einzigen Restaurant, das er kannte. Charlie bemühte sich sehr, aufmerksam zu sein, doch gerade das verschlimmerte ihr schlechtes Gewissen noch.
    »Mir gefällt dein Kleid«, sagte er und bewunderte das pastellfarbige Deux-pieces, das sie sich aus Daphnes Schrank entliehen hatte.
    »Danke.«
Eine längere Pause setzte ein.
»Es tut mir leid«, meinte Charlie schließlich. »Ich hätte
    wissen sollen, daß es keine so gute Idee ist, dich ausgerechnet für den Tag einzuladen, an dem Captain Trentham nach Indien abgereist ist.«
    »Unsere Verlobung wird in der morgigen Ausgabe der Times bekanntgegeben.« Becky blickte nicht von ihrer unberührten Suppe auf.
    »Meinen Glückwunsch«, erwiderte Charlie tonlos. »Du magst Guy nicht, habe ich recht?«
»Ich hab’ mich in der Gesellschaft von Offizieren nie
    sonderlich wohl gefühlt«, wich Charlie aus.
»Aber du kennst ihn vom Krieg, nicht wahr? Du hast ihn
schon gekannt, bevor Daphne ihn mir vorgestellt hat«, sagte
ihm Becky nun auf den Kopf zu. Charlie schwieg, so fügte sie
hinzu: »Ich habe es an dem Abend gespürt, als wir hier
miteinander gegessen haben.«
»Kennen wäre eine Übertreibung«, antwortete Charlie. »Wir
waren im selben Regiment, aber bis zu dem Abend hatten wir
noch nie am gleichen Tisch gegessen.«
»Aber ihr habt im gleichen Krieg gekämpft.«
Charlie ließ sich nicht aus der Reserve locken. »Mit
viertausend anderen vom Regiment«, sagte er nur.
»Aber er war ein tapferer und geachteter Offizier.« Ein Kellner kam ungebeten an ihren Tisch. »Was möchten
Sie zum Fisch trinken, Sir?«
»Champagner«, sagte Charlie. »Schließlich haben wir etwas
zu feiern.«
»Wirklich?« fragte Becky und kam gar nicht auf den
Gedanken, daß er sich dieses Drehs nur bedient hatte, um das
Thema zu wechseln.
»Die Jahresbilanz. Oder hast du etwa vergessen, daß wir
Daphne bereits über die Hälfte des Darlehens zurückbezahlen
konnten?«
Becky gelang ein Lächeln. Während sie sich nur Gedanken
über Guys Versetzung nach Indien gemacht hatte, war Charlie
damit beschäftigt gewesen, ihr anderes Problem zu lösen. Doch
trotz seiner Erklärung kam keine freudige Stimmung auf. Sie
konnte sich kaum ein Wort abringen, und die Bemerkungen
Charlies, die die Stille zwischen ihnen hin und wieder brachen,
erhielten nicht immer eine Entgegnung. Becky rührte den
Champagner kaum an, stocherte in ihrem Fisch, lehnte eine
Nachspeise ab und verhehlte kaum ihre Erleichterung, als
Charlie die Rechnung verlangte.
Er bezahlte und gab dem Kellner ein großzügiges Trinkgeld.
Daphne wäre stolz auf ihn, dachte Becky.
Als sie aufstand, merkte sie, wie der Raum sich um sie zu
drehen begann.
»Fühlst du dich nicht gut?« fragte Charlie und legte rasch
den Arm um ihre Schulter.
»Doch, doch«, versicherte ihm Becky. »Ich bin es nur nicht
gewöhnt, an zwei Abenden hintereinander soviel Wein zu
trinken.«
»Und du hast auch kaum etwas gegessen.« Charlie führte sie
aus dem Restaurant in die kalte Nachtluft.
Arm in Arm gingen sie die Chelsea Terrace entlang, und
man hätte sie leicht für ein Liebespaar halten können. An der
Haustür von Nummer 97 blieb Charlie nichts anderes übrig, als
tief in Beckys Handtasche zu kramen, um die Schlüssel zu
finden. Irgendwie gelang es ihm, die Tür abzuschließen und
gleichzeitig Becky zu stützen. Doch da gaben ihre Beine
plötzlich nach, und er mußte sie festhalten, damit sie nicht auf
den Boden sackte. Er hob sie

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