Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
Fürst der Anarchie – in anderen Kreisen als Marius Calderon bekannt – kam ans Ende der Startbahn, wo Typhon und Big Jesus auf ihn warteten.
Umgeben von den Soldaten der Army of Thieves blickten die drei auf die Stelle hinab, wo die Antonow im Meer versunken war.
»Schofield hatte vier Kugeln bei sich, als er ins Meer gestürzt ist«, sagte Typhon. »Aber bevor die Antonow den Wasserfall erreicht hat, ist es drei seiner Leute gelungen, mit einem Koffer mit zwei Kugeln aus dem Flugzeug zu entkommen und das Südufer des Flusses zu erreichen. Dort hat ihnen dann allerdings eines unserer Strelas den Weg zur Küste abgeschnitten.«
»Sind sie zu Fuß unterwegs?«
»Inzwischen ja.«
»Und sie haben die Kugeln noch bei sich?«
»Soweit wir das feststellen können, ja. Ich habe bereits Bad Willy mit zwei Strelas über den Fluss geschickt, um ihre Verfolgung aufzunehmen.«
Der Fürst der Anarchie blickte nachdenklich auf den Fluss, der sich in die gebirgige Südhälfte von Dragon Island schlängelte. Dort gab es einen kleinen Steinbruch und ein paar unbefestigte Straßen, aber sonst wenige Stellen, wo man sich hätte verstecken können.
»Findet sie und macht sie kalt«, ordnete er an. »Und bringt mir vor allem diese verdammten Kugeln. Wir haben zwar noch Zeit, aber nicht mehr endlos lang.«
»Das hier haben wir auch noch gefunden.« Big Jesus trat zur Seite, damit zwei seiner Männer nach vorn kommen und dem Fürsten der Anarchie eine leblose Gestalt vor die Füße werfen konnten.
Es war Baba, hünenhaft, bärtig und klatschnass.
Es war ihm gelungen, sich im allerletzten Moment durch die Seitentür der Antonow zu werfen, bevor der Betonmischer an die Wand des Frachtraums krachte.
»Er wurde vor wenigen Minuten ans Ufer gespült«, erklärte Big Jesus. »Ein französischer Elitesoldat. Er gehört zu den anderen.«
Der Fürst der Anarchie blickte auf Babas leblose Gestalt hinab.
»Das nenne ich Glück. Er wird uns bei der Jagd nach seinen Kameraden sehr nützlich sein. Wir foltern ihn und übertragen seine Schmerzensschreie an die über die ganze Insel verteilten Lautsprecher, damit seine Gefährten sie hören können, egal, wo sie sind. Nur die wenigsten Menschen können die Schreie eines gefolterten Freundes ertragen, und Sie wissen ja, Big Jesus: Ich habe schon wieder mehr über Folter vergessen, als die meisten Menschen jemals darüber wissen werden. Bringen Sie ihn ins Gaswerk.«
Mother preschte durch das Unterholz am Fuß des Berges, schob eisverkrustete Zweige aus dem Weg und hastete quer über einen Hang. Zack und Emma folgten ihr.
»Mother!«, rief Zack, der den Samsonite-Koffer mit den Urankugeln trug. »Was sollen wir jetzt machen?«
Darüber dachte Mother soeben nach.
»Ich bin gerade am Überlegen!«, stieß sie keuchend hervor. »Normalerweise übernimmt das nämlich Scarecrow für mich! Er ist fürs Denken zuständig und ich fürs Ballern. Dass ich meinen Hirnkasten mal selbst anstrengen muss, kommt nicht allzu oft vor.«
Ihr Verstand arbeitete fieberhaft, während sie weiterhetzte. Ihr gingen immer noch Schofields letzte Worte durch den Kopf. » Diesmal seid ihr auf euch allein gestellt. «
Deshalb fragte sie sich: Was würde Scarecrow in dieser Situation tun?
»Okay«, sagte sie schließlich. »Vor allem müssen wir uns von der Straße fernhalten. Durch das Unterholz kommen sie mit einem Fahrzeug nämlich nicht. Außerdem müssen wir es entweder ans Meer schaffen – was ich im Moment für ziemlich unwahrscheinlich halte –, oder wir müssen versuchen, die Kugeln so gut zu verstecken, dass sie sie auf keinen Fall finden können.«
»Auf der Insel ist das aber nicht möglich«, sagte Zack. »Die Kugeln sind zwar klein und geben kaum Strahlung ab, aber radioaktiv sind sie trotzdem. Selbst wenn wir sie also irgendwo vergraben, lassen sie sich mit einem Geigerzähler problemlos aufspüren.«
»Dann verstecken wir uns eben mit ihnen«, sagte Mother, »und bleiben ständig unterwegs. Wenn wir es lang genug schaffen, diesen Dreckskerlen zu entkommen, trifft vielleicht doch noch rechtzeitig Rettung ein.«
»Ich erinnere mich, in diesem Teil der Insel so etwas wie einen Steinbruch oder ein Bergwerk gesehen zu haben, als wir uns vorher die Karte angesehen haben«, meldete sich Emma zu Wort. »Irgendeine seltene Granitart, die hier …«
In diesem Moment erreichten sie den Gipfel eines Hügels. Dahinter wurde ein Steinbruch sichtbar, dessen nackte Felswände sich tief in den Fuß eines
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