Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
akzeptiert er als Anführer. Ravenor riecht wie Ihr und ist nützlich. Er weiß was Brut mag, wo er ihn streicheln, kratzen oder massieren muss, obwohl Ravenor selbst keine magischen Kräfte besitzt. In Rhyenna erkennt er ein Weibchen, das er beschützen muss und außerdem gibt sie ihm Magiebällchen. Dafür hat er sie lieb.
Mich hält er für einen Tölpel, der seine Magie nicht beherrscht. Meine Adern flackern zu unruhig, wenn ich wirke. Darum ist er in meiner Nähe vorsichtig und auf alles gefasst.“
Alle Blicke ruhten auf Eryn, auf den sich nun Meister Raidens Zorn gnadenlos entlud:
„Mein Pferd hat durchaus eine treffende Einschätzung von dir. Warum erfahre ich nichts davon, wenn jemand mit meinem Hengst reden kann? Ist wohl nicht nötig, dass ich mitbekomme, was in meinem eigenen Haus vor sich geht?“
Eine volle Breitseite an Zaubern traf Eryn nun wirklich heftig. Ist doch alles nicht meine Schuld, beklagte sich Eryn in Gedanken.
Der Herr von Naganor antwortete in seiner Wut laut mit heftigen Worten:
„Wessen Schuld denn sonst? Du konntest sie nicht vernünftig einsperren, sei es aus Unachtsamkeit oder Unvermögen.“
Schweigen und kontrollierte Gedanken waren das Einzige, was zur Beruhigung der Situation führen konnte. Wenn der Prinz einmal diese Stufe des ungerechten Zornes erreicht hatte, waren alle Worte falsch und würden die Lage nur verschlimmern. Und Schuld waren grundsätzlich immer die anderen. Nein, der Prinz von Ardeen war nie selbst an einer Misere schuld. Die Fehler machten stets die anderen. So zumindest war die Logik in der prinzlichen Welt.
Auch die anderen Anwesenden schwiegen betreten, obwohl der Prinz förmlich auf ein unbedachtes Wort lauerte. Aber alle kannten ihn zur Genüge und beherrschten sich.
Schließlich zischte er: „Raus! Alle raus hier! Ich habe genug für heute.“
Unter unauffälligem „Mein Prinz!“-Gemurmel leerte sich der Raum schlagartig.
Sie flüchteten alle in Richtung Garnison. Als sie das Tor der Zitadelle passierten, fragte Meister Lionas mitfühlend: „Alles klar, Eryn? Hat es dich arg erwischt?“
Natürlich tat es noch weh, doch Eryn spielte es herunter: „Geht schon.“
Und sogar Meister Eriwen fand tröstende Worte: „Wenn der Prinz in diesen Jähzorn verfällt, dann ist er unberechenbar. Es ist eine Schande, dass er sein eigen Fleisch und Blut so behandelt. Die kleine Rhyenna hat durchaus Talent, aber er hat sie nie wirklich was lernen lassen.“
„Nie offiziell“, korrigierte Meister Lionas, denn jeder von ihnen hatte Rhyennas Fragen über Magie und Zauberei immer sehr ausführlich beantwortet.
„Jetzt hat er sie vertrieben und ich glaube nicht, dass man sie finden wird, geschweige denn zurückbringen kann“, war Meister Eriwens Meinung.
Jetzt, da sie den Wirkungsbereich des Prinzen verlassen hatten, getraute sich auch Eryn wieder etwas zu sagen: „Sie wird nach Danenland gehen, zu ihrem Volk. Sie weiß, dass sie vom Pferdevolk stammt. Das behauptete sie zumindest immer. Ihre Mutter wäre eine Prinzessin dort und Meister Raiden hat es, glaube ich, auch mal erwähnt.“
„Dort wird es ihr besser gehen bei ihren Verwandten, auch wenn wir sie dann nicht mehr wiedersehen werden.“
Alle hatten Rhyenna mit ihrer heiteren Art ins Herz geschlossen.
Das Gespräch fand ein jähes Ende, als ihnen der Kommandostab der Garde entgegenkam. Sie waren beritten, zügelten aber ihre Pferde und Lord Boron wechselte ein paar Worte mit Meister Eriwen. Über die Ereignisse waren sie bereits informiert.
Mit einer entsprechenden Warnung versehen, schilderte ihnen der Magier die augenblickliche und für jeden anderen äußerst ungute Stimmung des Prinzen.
Eryn blieb den Rest des Tages über in der Garnison. Er hatte absolut keine Lust, Prinz Raiden in den nächsten Stunden über den Weg zu laufen. Man konnte seine Zeit sinnvoller verbringen, da musste man sich nicht opfern um als Sündenbock herzuhalten.
Die anderen Meister deckten ihn, denn keiner von ihnen fand Meister Raidens Verhalten gerechtfertigt. Alleine dieser Umstand baute Eryn auf. Wenigstens die anderen Meister respektierten mich und mein Können. Zumindest das mit der Essenz, da ja sonst keiner die Ader Gold hat.
Meister Lionas und Meister Eriwen erörterten das gestrige Problem mit dem Torstein und die zwei jüngeren Magier hörten zu. Richtiges Arbeiten war das nicht, zumal noch Tee und Gebäck das Ambiente gemütlich gestalteten. Doch nach den Ereignissen in Naganor war keiner
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