Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
der Meister sonderlich ambitioniert, sich ins Zeug zu legen und hier, in ausreichender Entfernung zum Schwarzen Prinzen, fühlte man sich sicher.
Aus dem Fenster des Raumes konnte das Haupttor eingesehen werden und so entging es ihnen nicht, dass die V. Kompanie ausrückte.
Eine ganze Kompanie, um ein kleines Mädchen zu suchen... und ein Pferd . Eryn wollte nicht darüber nachdenken, welcher Verlust den Prinzen mehr schmerzte. Heute konnte er Ravenor gut verstehen, obwohl der sich mit Bemerkungen über seinen Vater in letzter Zeit weitestgehend zurückhielt – von der unfreiwilligen Plauderstunde beim Bergen des Torsteines einmal abgesehen. Aber daran konnte sich ja nur mehr Eryn erinnern. Eine Geschichte, die ich wahrlich gerne weitererzählen würde. Schweigen kann manchmal eine echte Folter sein.
Schon am nächsten Tag hatte sich der Schwarze Prinz wieder beruhigt und sie arbeiteten weiter, als ob nichts gewesen wäre.
Abends entwischte Eryn dann kurz und ging hinüber zur Garnison. Er wollte wissen, ob es Neuigkeiten bei der Verfolgung gab. Also ging er zu den Quartieren der V. Kompanie. Dort traf er dann die Zugführer Sir Cerdik, Sir Wylfir und Sir Leonas beim Kartenspiel. Er setzte sich dazu und fragte sie aus. Dabei erfuhr Eryn, dass Sir Ravenor die Spur gefunden hatte und als Einziger noch auf der Fährte war. Alle Trupps hatten Magierschüler dabeigehabt, die scannen und telepathieren konnten. Braevens Brut hinterließ für einen einigermaßen ausgebildeten Magier eine doch sehr deutliche Spur. So war es schon nach kurzer Zeit klar, dass Ravenor mit seinen Männern die richtige Fährte verfolgte und der Magier unterrichtete die anderen Züge, die daraufhin die Suche abbrachen und in die Garnison zurückkehrten.
Eine Mischung aus Schweiß und Staub überzog Ross und Reiter des gesamten Zuges.
Grimmig trieb Ravenor sein Pferd vorwärts. Sie ritten ein hartes Tempo, aber das mussten sie auch, wenn sie einem Dämonenpferd auf den Fersen bleiben wollten. Innerlich kämpfte Ravenor mit sich. Einerseits wollte er Rhyenna, seine Lieblingshalbschwester, wiederfinden, andererseits konnte er es ihr auch nicht verübeln, dass sie genug hatte und einfach das Weite suchte. Manchmal war er selbst kurz davor gewesen und hatte mit dem Gedanken gespielt, sich in einem fernen Land als Söldner zu verdingen. Aber dann würde er ein Niemand sein und müsste alles hinter sich lassen und dazu war er nicht bereit. Oder besser gesagt, nicht mehr. In der Garde hatte er einen Rang und auch einen beachtlichen Ruf als Schwertkämpfer und seit er sich selbst dazu durchgerungen hatte, in dem Prinzen nicht mehr als seinen Oberbefehlshaber zu sehen und vor allem sich nicht mehr zu erhoffen, ging es einigermaßen. So zumindest sah Ravenors derzeitige Wahrheit aus.
Von Zeit zu Zeit vergewisserte sich Ravenor bei Magierschüler Kerven, ob die Spur noch da war. Der nickte zustimmend, meinte aber, dass die Distanz größer werde. Rhyenna gönnte sich keine Pausen und sie hatte das weitaus bessere Pferd. Zuerst hatte Ravenor gedacht, dass sie Rhyenna bald finden würden, dann nämlich, wenn ihr die Verpflegung ausgehen würde und sie irgendwo um Hilfe bitten müsste.
Doch am zweiten Tag ihrer Verfolgungsjagd erreichten sie ein großes, stark verbranntes Stück Wiese. Sie stiegen von ihren Pferden ab und untersuchten den Ort. Dabei fanden sie Fellreste und halb abgenagte Knochen zweier Hasen. Der großzügige Feuerzauber war wohl eine etwas unsachgemäße Jagd gewesen, um die Hasen zu erlegen.
Mehr zu sich selbst als zu den anderen bemerkte Ravenor: „Ich wusste gar nicht, dass sie Feuerzauber beherrscht.“
Kerven korrigierte ihn: „Nein, Sir Ravenor, nicht sie war das, sondern Brut. Der Hengst jagt für sie.“
Und Ravenor dachte: Das sieht Rhyenna schon ähnlicher, selbst das Dämonenpferd hat sie in ihren Bann gezogen.
Die Tage vergrößerten Rhyennas Vorsprung noch und sie mied die Siedlungen. Den Grenzfluss überquerte sie noch vor Goldfähr und ritt dann südlich des Arvonsees nach Osten.
Kervens Kräfte reichten bald nicht mehr aus, um Kontakt nach Naganor herstellen zu können und auch die Spur, der sie folgten, wurde immer blasser. Dann begann noch eines der Pferde zu lahmen und Ravenor musste eine Entscheidung treffen.
Die Männer sehen mitgenommen aus. Was aber weitaus schlimmer ist: die Pferde noch viel mehr. Die Spur langsam zu verlieren oder seine eigenen Reittiere opfern, war der Kernpunkt der
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