Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Entscheidung.
Ich weiß sowieso, wohin sie geht. „Wir reiten nach Caer Dis und wechseln dort die Pferde.“
Das war leichthin gesagt, aber als Sir Ravenor dann versuchte, brauchbare Tiere zu erwerben, musste er feststellen, dass sein Budget dafür bei Weitem nicht ausreichte. Und da er nicht mehr in Ardeen war, half ihm der Satz „Im Namen des Prinzen von Ardeen“ auch reichlich wenig.
So entschied er sich, die Hälfte seiner Männer zurückzuschicken und vor allem Proviant zu erwerben. Das Tempo werde ich zwar nicht weiter halten können, ohne die Tiere zuschanden zu reiten, aber umzukehren ist gleichbedeutend mit dem Eingeständnis einer Niederlage. Und das schmeckte Ravenor überhaupt nicht.
Jemand wie ich gibt nicht auf. Und zu Prinz Raiden unverrichteter Dinge zurückzukehren, ist eine genauso schlechte Idee. Selbst, wenn ich dem Herrn von Naganor glaubhaft machen kann, dass ich alles versucht habe, werden Seine Gnaden äußerst ungehalten sein.
Dann gab es noch einen dritten Grund, der für Ravenor aber durchaus der wichtigste war:
Und ich will Rhyenna sehen und wissen, dass es ihr gut geht. Mit ihr reden und sie zurückholen. Es ist einfach nicht richtig, dass sie Naganor auf diese Art und Weise verlassen hat.
Nachdem sie Caer Dis wieder verlassen hatten, verlor Kerven die Spur endgültig und Ravenor ließ sich von seinem Instinkt leiten. Als sie auf den nächsten großen Fluss stießen, erhielten sie zumindest einen Hinweis dafür, dass sie noch auf der richtigen Fährte waren. Zufällig nahmen sie dieselbe Brücke über das Wasser wie Rhyenna zuvor.
Der Fluss war die Grenze zu Danenland und es gab eine kleine Wach- und Handelsstation an der Brücke. Die Posten dort erzählten von einem seltsamen Mädchen, welches in der Nacht gekommen war. Natürlich, nachts kann man Bruts Hörner nicht so gut erkennen.
Und dann berichtete der Soldat, wie sie die wachhabenden Männer verhext hatte und diese sie daraufhin ohne Weiteres passieren ließen. Erst ein Magier aus der nächstgrößeren Stadt konnte den auf die Wachleute gewirkten Bann später wieder aufheben.
Das lässt nun keine Zweifel mehr offen. Wir sind auf der richtigen Spur.
Als Ravenor mit seinen Männern Danenland erreichte, wurde die Suche schwieriger. Das Land verwandelte sich in eine riesige Steppe. Flach, so weit das Auge reichte. Bewachsen mit im Wind wogendem Gras. Bäume und Buschwerk waren seltener geworden, wie auch die Wasserstellen.
Auf gut Glück schlug Ravenor eine Richtung ein. Es gab hier keine großen Städte. Die Reitervölker waren Nomaden, die mit Zelten durch die Steppe zogen. Sicherlich hatten sie auch ihre bevorzugten Orte, doch die waren in der Karte, die Ravenor mit sich führte, selbstverständlich nicht verzeichnet.
Fünf Tage streiften sie vergebens durch das Land, denn sie hatten keine konkrete Spur mehr. Die Männer begannen unter vorgehaltener Hand zu murren, dass es keinen Sinn mehr machte und sie besser heimkehren sollten. Vor Ravenor jedoch hielten sie sich zurück, aber ihm blieb die schlechte Stimmung nicht verborgen.
In der Früh des nächsten Tages ließ er dann alle Männer antreten und hielt eine kleine Ansprache. Gekonnt wählte er seine Worte, bis seine Männer sich schließlich dafür schämten, dass sie auch nur ans Umkehren gedacht hatten.
Am selben Tag sahen sie das erste Mal Männer des Pferdevolks. Einzelne Reiter tauchten in der Ferne auf, um dann im Meer aus Gras am Horizont wieder zu verschwinden.
Es war kein gutes Gefühl, so beobachtet und umkreist zu werden, doch Ravenor behielt die Ruhe. Sie kamen in Frieden und Ardeen hatte schon zuvor Kontakt zu den Völkern Danenlands gepflegt, auch wenn diese ganz andere Sitten und Gebräuche hatten.
Die Sonne stand noch zwei Handbreit über dem Horizont, da tauchte eine ganze Reiterschar auf und hielt auf sie zu. Sir Ravenor zügelte sein Pferd und befahl seinen Leuten:
„Bewahrt Ruhe. Auch wenn die Reiter dort auf uns zustürmen sollten. Das tun die nur um uns zu beeindrucken.“ Die älteren Offiziere hatten an geselligen Abenden oft davon erzählt, wie die Nomaden in Danenland durch waghalsige Reiterkunststücke den Mut Fremder auf die Probe stellen wollten.
Die Krieger Danenlands fächerten aus und bildeten in gut zweihundert Metern Entfernung einen Halbkreis um Ravenors Gruppe. Schnell schätzte Sir Ravenor ihre Situation ein.
An die siebzig Krieger in leichter Rüstung und mit langen Lanzen bewaffnet.
Er befahl seinen Männern, in
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