Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
einer Linie Aufstellung zu nehmen und brachte sein Pferd ebenfalls zum Stehen. Da löste sich ein Reiter aus der Linie und kam in vollem Galopp auf sie zugesprengt, brachte dann sein Pferd in einer Staubwolke vor Ravenor zum Stehen und stieß seine Lanze in den Boden. Ohne ein Wort riss er sein Pferd herum und preschte wieder davon. Dabei sprang er in vollem Galopp aus dem Sattel und wieder auf den Pferderücken. Das alles unter lauten, anfeuernden Rufen der anderen Krieger.
Angeber. Mit sowas kannte sich Ravenor aus.
„Männer, Ihr wartet hier. Und ich zeige unseren Freunden, dass auch wir reiten können.“ Dann gab er seinem Pferd die Sporen. Zunächst galoppierte er in einem Kreis um seine Männer herum. Wieder vorne angekommen, riss Ravenor dann die Lanze in halsbrecherischem Galopp aus dem Boden und jagte dann den Nomadenkriegern entgegen. Genau vor dem fremden Krieger von vorhin ließ er sein Pferd steigen, bevor er es endgültig zum Stehen brachte.
„Ich glaube, Ihr habt vorhin etwas vergessen. Rein zufällig habe ich Euren Speer gefunden und wollte ihn Euch zurückgeben.“ Dabei drehte er das stumpfe Ende der Lanze nach vorne und reichte sie dem anderen mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Der Krieger nahm seine Waffe mit einem ebenso breiten Grinsen wieder entgegen: „Ich bin Cormak und Ihr scheint mir weit weg von daheim.“
„So ist es. Ich bin Sir Ravenor, Offizier der Schwarzen Garde des Prinzen von Ardeen und ich komme in friedlicher Absicht“, stellte er sich vor, dann fügte er an: „Ich komme als Gesandter des Prinzen von Ardeen und würde gerne mit dem Anführer des Pferdevolkes sprechen.“ Dabei musterte er sein Gegenüber. Haselnussbraune Augen und ein kurzer Vollbart waren unter dem Helm erkennbar. Cormak mochte dasselbe Alter haben wie Ravenor; war vielleicht sogar noch jünger.
Und auch Cormak versuchte Ravenor einzuschätzen: „Für friedliche Absichten tragt Ihr aber viele Waffen bei Euch. Wenn Ihr reden wollt, dann redet mit mir.“ Kurz ließ er die Worte wirken und fuhr dann fort: „Was führt Euch in unser Land? Denn alleine die Grüße des Prinzen werden es wohl kaum sein. Wir hatten schon früher mit Männern der Garde zu tun und kein einziges Mal kamen sie nur um Grüße zu bestellen.“
Ravenor sah keinen Grund seine Mission zu verheimlichen: „Das mag sein. Ich komme auch in eigener Sache. Ich suche meine Schwester Rhyenna. Könnt Ihr mir helfen? Sie ist Euch sicherlich aufgefallen, denn sie reitet ein Dämonenpferd.“
Cormaks Augen verengten sich für eine Sekunde: „Und wenn es so wäre? Vielleicht hatte sie einen Grund, hierherzukommen?“
Die Spur ist wieder heiß. „Das ist eine längere Geschichte und ein weiter Weg liegt hinter uns. Aber ich will mich kurzfassen: Rhyenna ist meine Halbschwester, um genau zu sein. Ihre Mutter Visalla war von Eurem Volk und darum hegte sie den Wunsch, hierher zurückzukehren. Was sie auch getan hat, wie ich annehme“, dabei beobachtete Ravenor die Reaktion des anderen; doch dessen Gesichtsausdruck verriet nichts. So fuhr Ravenor fort: „Denn sie ist klug und beherrscht ein klein wenig Magie. Ihre Spur haben wir an der Grenze verloren. Bis dorthin ist sie unbeschadet gekommen. Aber ich wäre froh, wenn Ihr mich nun zu ihr bringen könntet.“
Nun konnte man sehen wie es in Cormak arbeitete: „Also gut, sie ist hier vor ein paar Tagen angekommen, aber mir sind Eure Absichten nicht ganz klar. Rhyenna steht unter unserem Schutz, denn Visalla hatte einen großen Namen bei unserem Volk.“
Mit weicher, melodischer Stimme sprach Ravenor nun, um die Bedenken seines Gegenübers zu zerstreuen: „Ich komme nicht mit bösen Absichten. Rhyenna ist nur etwas überstürzt abgereist und es gibt noch ein paar Dinge zu klären. Außerdem möchte ich mich vergewissern, ob es ihr hier gut geht, denn ich liebe meine Schwester sehr. Also lasst mich mit ihr reden. Und wenn ich nur alleine und unbewaffnet die Chance erhalte, so würde ich sie ergreifen. Was habt Ihr zu befürchten, ich bin ein einzelner Mann und Ihr seid sehr viele.“ Ravenor hatte absichtlich so gesprochen, denn würde Cormak ihn nun zurückweisen, so könnte es den Anschein erwecken, dass die Krieger der Steppe Angst vor einem unbewaffneten Mann hätten und das wäre ein Unding schlechthin.
Cormak saß in der Falle: „Nun gut, folgt mir!“, dann fügte er an: „Ihr und Eure Leute seid unsere Gäste. Prinz Raiden ist ein Mann von großer Macht und Ansehen, daher
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