Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
ihn trotz des Klingelns in den Ohren doch sehr deutlich verstehen konnten. Wobei das bessere akustische Verständnis sicherlich nicht der Grund für die lautstarken Worte war.
Dann fügte er in etwas gemäßigterem Ton an: „Die haben vom Torbau genauso viel Ahnung wie wir. Mit der Ader Gold sind doch alle ohne Tore gereist. Nein, wir müssen halt nochmals von vorne anfangen. Und nachdem wir nun wissen, was zu tun ist, wird es auch schneller gehen. An die Arbeit! Ihr bereitet fünf neue Steine vor!“ Und hierbei zeigte er auf Meister Lionas, Eriwen und Harkon. „Ich muss nachdenken“, bedachte sich der Prinz selbst mit einer Aufgabe. „...und du räumst hier auf und richtest den Raum neu ein.“ Das traf natürlich Eryn.
Alle anderen verließen fluchtartig den verwüsteten Raum und Eryn überlegte, wo er überhaupt beginnen sollte. Selbst mit Magie wird es dauern, wieder einen brauchbaren Raum herzustellen.
So verflossen die Stunden, als ihn Meister Raiden in Gedanken zu sich rief. Dass die Laune des Prinzen den Rest des Tages über denkbar schlecht sein würde, war ihm klar, also beeilte er sich, so schnell er konnte.
In der großen Halle traf er dann auf den Schwarzen Prinzen und eine vor ihm stehende, weinende Rhyenna. Eryn hatte noch kein Wort sagen können, da befahl der Prinz bereits:
„Sperr sie sicher weg. Ich habe diesen Unfug satt. Das Gör wird verheiratet und bis ich einen passenden Schweinehirten gefunden habe, wird sie sicher verwahrt.“
Nun warf sich Rhyenna auf den Boden und heulte noch mehr. Es tat Eryn im Herzen weh, sie so zu sehen. Also ging er hin und hob sie vom Boden auf, um mit ihr dann zügig die Halle zu verlassen. Er brachte sie in eines der leeren Zimmer für Gäste und legte sie dort aufs Bett.
Da begann sich Rhyenna bitterlich zu beklagen. Erzählte – immer wieder von tiefem Schluchzen unterbrochen – von dem blöden Ritter, der ihr Kleid ruiniert hatte und den Bann, den sie ganz aus Versehen gezaubert hatte und wie der Mann dann zu ihrem Vater gegangen war und dort nur dummes Zeug erzählt hätte, bis der Prinz den Bann rückgängig gemacht hatte, sie zu sich holen ließ und ihr alle Schuld gegeben hatte. Wie er getobt hatte und all die hässlichen Sachen, die er zu ihr gesagt hatte und das mit dem Heiraten und, und… und. Eryn versuchte sie zu beruhigen.
„Uns ist heute Morgen ein Experiment schiefgelaufen und darum ist er wütend. Wart einfach ab, in ein, zwei Tagen hat er alles vergessen. Er meint es nicht so.“
Aber Rhyenna war keineswegs überzeugt: „Er will mich an einen alten, hässlichen Mann verheiraten. Ich bin eine Prinzessin. Meine Mutter war eine und mein blöder Vater ist auch ein Prinz, also bin ich eine Prinzessin und ich will mindestens einen Prinzen zum Mann, wenn nicht gar einen König und… und schon gar keinen Schweinehirten.“
Eryn redete noch eine Weile auf sie ein, bis er das Gefühl hatte, dass sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Dann ging er und schloss die Tür hinter sich ab. Den Schlüssel nahm er an sich und übergab ihn später einer Wache mit den entsprechenden Instruktionen.
Am Morgen des nächsten Tages standen wieder vier Magier und der Magierschüler in einem neuen Arbeitsraum mit fünf neuen Steinen und begannen noch einmal mit der Prozedur des Bezauberns. Der Zauber war vom ersten Versuch her bereits genauestens dokumentiert und musste nun bis zu einem gewissen Punkt nur noch abgearbeitet werden. Das war eine reine Fleißaufgabe und mit Konzentration folgten sie den Aufzeichnungen.
Über die Arbeit vergaßen sie die Zeit und das Essen und überhaupt alles andere, bis ein Wachposten unliebsam störte.
„Was gibt’s?“, fauchte Prinz Raiden, dessen Laune kaum besser war als am Vortag.
Der Wachsoldat schluckte. Ihm war klar, dass dies kein guter Zeitpunkt zum Überbringen schlechter Nachrichten war: „Mein Prinz, das Mädchen ist weg.“
„Wer???“
„Nun das Mädchen, dass Ihr gestern habt einsperren lassen. Rhyenna heißt sie... glaube ich.“
Scheiße, Rhyenna ist abgehauen, dachte Eryn, als ihn bereits der Prinz anfuhr: „Eryn, du hast sie doch gestern sicher eingesperrt?“
Obwohl er Magierschüler war, nahm Eryn Haltung an: „Jawohl, mein Prinz!“
Da mischte sich der Wachmann wieder ein: „Sie muss Magie benutzt haben, denn die Tür war unbeschädigt und der Schlüssel war die ganze Zeit über beim Offizier der Wache und der hat sie bestimmt nicht hinausgelassen.“
Blitze aus Prinz Raidens
Weitere Kostenlose Bücher