Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
existiert, Meister Raiden?“, fragte er nebenbei.
„Natürlich. Der Große Graue war kein Idiot. Der hatte einfach nur genug und hat sich abgekapselt vom Rest der Welt. Ich wette sogar, dass er noch lebt. Diese Drachen werden uralt und der Große Graue muss dazu noch unvorstellbar mächtig gewesen sein. Ich hätte mit dem Seelenbann einen Drachen an mich binden können, aber ich musste ihn ja an dich verschwenden.“
Dieses Thema war für Eryn am besten mit Humor zu ertragen: „Finde ich auch, dass das Verschwendung war.“
„Der einzige Trost ist, es beschert mir zumindest einen loyalen Untertanen. Was suchst du denn da schon die ganze Zeit über?“ Meister Raiden hatte eine sehr gute Beobachtungsgabe und war dazu auch noch neugierig, womit ihm fast nichts entging.
Das Thema hätte Eryn nicht freiwillig angeschnitten, doch nun wollte der andere ‚sehen‘ und so musste er die Karten auf den Tisch legen: „Bannsprüche und Bezauberungen der Immobilität.“
„Und wofür?“
Rumdrucksen hilft jetzt nichts : „Ich will es lernen. Das Wirken und Auflösen von Bewegungsbannen.“
Der Fingernägelputzdolch schlug jetzt leicht bedrohlich mit der flachen Seite der Klinge in Prinz Raidens offene Handfläche: „Habe ich dir das erlaubt?“
Schon klar, der Prinz will immer und zu allem gefragt werden . „Nein, Meister Raiden. Aber...“ Weiter kam Eryn nicht, als ihn ein Bann traf. Kreis Silber – Geist, wurde ihm noch kurz bewusst, bevor er dann wie eine Marionette aufstand und sich zum Prinzen umdrehte. Der belehrte ihn nun:
„Meintest du so etwas? Ist schon ziemlich lästig, so gar nicht mehr Herr der Lage zu sein. Oder das hier?“ Und dabei begann Eryn von einem Bein auf das andere zu hüpfen und dabei noch die Arme zu bewegen. Und weil er weder Kontrolle über seine Gliedmaßen hatte noch den Mund bewegen konnte, benutzte er die Telepathie.
Danke, Meister Raiden, für die Lehrvorführung. Wie immer seid Ihr ungemein überzeugend und genial. Würdet Ihr mir erlauben diese Kunst zu erlernen? Ich will mich auch außerordentlich bemühen, diese Magie zu meistern... besonders, wie man sich von den Festhaltebannen befreien kann.
Der Bann verschwand so schnell wie er gekommen war. „Ich will einen willigen Schüler nicht aufhalten. Drittes Regal, unterste Reihe, fast ganz links. Man findet alles gleich, wenn man nur den nötigen Überblick hat und Ordnung hält.“
... Halten lässt. Da ist es wirklich! Reiner Zufall! Besser kommentarlos schlucken.
„Du kannst dich auch von Meister Harkon einweisen lassen“, schlug Meister Raiden vor. „Er ist ganz gut in diesen Dingen und nun darfst du gehen.“
Eryn verbeugte sich leicht und entfernte sich schnell aus der unmittelbaren Nähe des Prinzen.
Ab und weg. So eine Aufforderung muss man mir nicht zweimal sagen .
Die Arbeit an den Torsteinen machte Spaß, aber Meister Raiden fand auch noch andere, weniger interessante Aufgaben und überhaupt gab es Tage, nach denen Eryn nur mehr tot ins Bett fiel, um sich dann in aller Frühe wieder aufzuquälen.
Ein paar Stunden nach eigenem Gutdünken verbringen zu können, war zurzeit recht selten. Von freien Tagen, wie es sie in der Garnison gab, ganz zu schweigen.
Am Tor zur Zitadelle traf Eryn zufällig auf Deren. Der hatte Wache gehabt und die Ablösung war gerade gekommen. Sie unterhielten sich und Deren erzählte den neuesten Klatsch aus der Garnison. Seit Eryn hauptsächlich in der Zitadelle war, bekam er kaum mehr etwas mit. Sie standen so zusammen, als aus dem Süden ein Trupp Reiter auftauchte. Sofort dachte Eryn wieder an Ravenor, der ja nun schon ziemlich lange weg war und bevor man mit bloßem Auge erkennen konnte, wer da kam, hatte Eryn bereits sein Zauberauge vorausgeschickt und sich Gewissheit verschafft: „Es ist Ravenor.“
„Na dann sind wir ja fast vollzählig“, scherzte Deren und sie warteten bis der alte Stubenkamerad heran war. Mit lauter Kommandostimme schickte der seinen Trupp zurück zur Garnison, schwang sich aber selbst vor der Zitadelle aus dem Sattel.
„Hast die Männer ja richtig gut im Griff und diese zackigen Befehle. Daran hast du dich schnell gewöhnt, Sir Ravenor“, frotzelte Deren.
Der junge Offizier war mit einer dünnen Schicht Staub überzogen und durch den langen Ritt bewegte er sich die ersten Schritte etwas steif: „Liegt mir im Blut, Deren. Eryn, wie ist der Alte gerade drauf?“
„Guter Dinge, würde ich sagen. Schlechte Nachrichten? Hast Rhyenna wohl nicht
Weitere Kostenlose Bücher