Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
versunken, das wogende Gras. Die Landschaft hier war eintönig und trostlos. „Vermisst du Naganor nicht doch etwas?“
„Nein“, brachte Rhyenna trotzig hervor. „Ich bin eine Prinzessin zweier Völker und er hat mich behandelt wie eine Magd. Weißt du, er kann alles in der Magie, aber mir hat er nie etwas gezeigt. Keinen einzigen Zauber.“
„Aber die anderen Magier haben dir alle was gezeigt.“ Und er begann aufzuzählen: „Eryn, Lionas, Harkon...“ und Rhyenna ergänzte: „Eriwen, Calwas, Tumen, Gallin und noch ein paar mehr.“
Calwas und Eriwen? Das wusste ich gar nicht. Stellt sich bald die Frage wer nicht.
„Aber ich wollte immer, dass er es tut. Dass mein Vater es mir zeigt. Und, und...“ Ein Schluchzen ließ ihr die Stimme versagen, dann weinte sie sich an Ravenors Schulter aus: „Als ich mit Brut hier ankam, da habe ich allen erzählt, dass mein Vater mir den Hengst als Geschenk mitgegeben hätte und mich schweren Herzens zurückgeschickt hat. Ich konnte die Wahrheit nicht sagen. Ich habe es so dargestellt, wie ich es gern gehabt hätte und wie es hätte tatsächlich passieren sollen. Und nun bin ich hier und habe zum ersten Mal in meinem Leben eine richtige Familie. Ich gehe nicht mehr weg. Auch nicht mit dir.“ Dann kamen ihr Zweifel: „Du wirst mich doch nicht packen und entführen?“ In ihren großen Augen standen noch die Tränen und Ravenor konnte nicht anders:
„Nein, ich werde dich nicht gegen deinen Willen gewaltsam mitnehmen.“
„Versprich es mir“, forderte sie ihn auf und er seufzte.
So viel zu meinem Plan... „Ich verspreche es. Aber Braevens Brut...“
Doch sie unterbrach ihn hitzig: „Er muss auch bleiben“, dann berichtete sie begeistert: „Hier im Lager haben sie auch zwei Dämonenpferde. Es sind Stuten und Brut ist sehr glücklich und auch dieses Land hier gefällt ihm. Unser Vater kann andere Pferde reiten. Wie oft verlässt er denn die Zitadelle überhaupt zu Pferd? Brut war die meiste Zeit über langweilig alleine auf seiner Koppel... und Pferde sind doch Herdentiere, die einander brauchen, nicht wahr?“
Bei der Bemerkung – der Prinz könne andere Pferde reiten – schluckte Ravenor und malte sich dabei aus, wie er das dem Prinzen beibringen sollte. Aber er konnte Rhyenna und mit ihr Brut nicht zurückbringen und er wollte es eigentlich auch nicht. Das war ihm nun endgültig klar geworden.
„Nun gut, Rhyenna, ich rede mit dem Prinzen von Ardeen und bringe es ihm... irgendwie bei. Ich krieg das schon hin und alles wird gut und, wenn du älter bist, dann kannst du mich mal besuchen kommen. Vielleicht bin ich dann sogar schon Kommandant.“
„Oder ein Lord.“ Sie lachten beide.
„Ja, der Rang eines Lords ist gerade so angemessen, um eine Prinzessin zu empfangen, meinst du nicht auch?“ Rhyenna stand auf und zog Ravenor an der Hand hoch:
„Durchaus, aber komm jetzt mit. Ich zeig dir die Dämonenpferde. Das eine ist so schwarz wie Brut, aber das andere ist weiß. Das gefällt mir fast noch besser, denn in der Sonne schillern seine Schuppen blau und silbrig.“ Ravenor kam auf die Beine und Rhyenna lief ihm in spielerischem Wettstreit davon, sodass er ihr mit langen Schritten nachsetzen musste, um sie einzuholen. Man findet einfach keine Ruhe.
Fünf weitere Tage blieb Sir Ravenor mir seinen Männern noch beim Pferdevolk. Es gab Wettkämpfe, an denen sie sich beteiligten und abends führte er lange Gespräche mit Arak und den anderen Stammesfürsten. Sir Ravenor gab sich als Gesandter von Prinz Raiden aus, was er ja im weitesten Sinne auch war und baute freundschaftliche Beziehungen auf.
Seine Männer und vor allem seinen Kundschaftermagier Kerven warnte er eindringlich davor, ja kein falsches Wort zu sagen. Schließlich ist es ja auch meine Aufgabe, später mit dem Prinzen zu sprechen und mein Tun zu rechtfertigen.
„Genießt die Tage, denn in der Garnison ist es halb so lustig und doppelt so anstrengend, wie ihr wisst.“ Dem konnten sich alle anschließen und befolgten Sir Ravenors Befehl gerne.
In Naganor kamen sie mit dem Erstellen neuer Torsteine viel schneller voran als beim ersten Mal. Und auch das Feld im Unhaer stand nun seit über drei Monaten stetig. Die Feldsteine wurden abgebaut und erst einmal nach Naganor gebracht. Von dort ging es durch ein Tor so weit wie möglich in Richtung Falgars Tal. Von da ab mussten die nicht ganz leichten Steine nun nach Aspentor gebracht werden. Alleine sie durch das Tor zu bringen
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