Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
wohingegen Eryn bei diesen Reisen nicht das Gefühl gehabt hatte, er dürfte dabei irgendetwas selbst entscheiden.
„Von wegen. Du und Deren, ihr hattet Spaß in Goldfähr. Ich habe in der Mine gearbeitet und das war definitiv ein Gefängnis. An Gahaeris möchte ich mich lieber nicht erinnern. Dort war es im Grunde genommen noch schlimmer als in Naganor... und ich war auch eingesperrt.“ Die Erinnerung an Gahaeris schob er schnell beiseite. „Aber in letzter Zeit kann ich mich nicht beklagen. Es war ungemein interessant mit den älteren Meistern zusammenzuarbeiten und du wirst es nicht glauben, aber vorhin hat mich Meister Raiden für meine Arbeit hier sogar gelobt.“
„Schön für dich“, bemerkte Ravenor etwas säuerlich. „Auf mich ist er gerade gar nicht gut zu sprechen. Ich bin der, dem er die Schuld am Verlust des blöden Gauls gibt. Er selbst kann ja absolut nichts dafür und Rhyenna, die das Pferd gestohlen hat, auch nicht, deinen Part hat er einfach vergessen und da bleibe nur mehr ich übrig. Wirklich toll.“
Zwar tat es Eryn leid, dass Ravenor der Sündenbock war, aber andererseits: „Wenn du es nicht wärst, dann hätte der Prinz mich in der Mangel. Du weißt doch, wie er tickt. Selbst macht er keine Fehler. Er, der große Magier. Rhyenna kann er nicht erreichen. Ich war für ihn recht nützlich in letzter Zeit, also bleibst nur du übrig. Und der Verlust des Hengstes hat ihn schon ziemlich getroffen. Aber nach einiger Zeit wird er sich sicherlich wieder beruhigen, du wirst schon sehen.“
Dabei musste Eryn an neulich denken, als Sir Haerkin über Ravenor gesprochen hatte. Wohlweislich behielt er das aber für sich. Ravenor war so schon in einer recht gedrückten Stimmung. Ihm nun noch unter die Nase zu reiben, dass keiner aus dem Kommandostab ihn leiden könne, war doch nicht ganz fair. Also lenkte er vom Thema ab und fing wieder an, von seinem neuen Auftrag zu reden:
„Ich hoffe, ich kann bald aufbrechen. Das wird eine echt schöne Zeit.“
Da baute sich die Magie im Tor auf. „Achtung, er kommt zurück.“
Sie sprangen auf und taten geschäftig, denn Prinz Raiden hasste es, Leute untätig herumsitzen zu sehen. Kaum trat der Prinz dann in den Raum hinein, salutierten seine Untertanen. Der Herr von Naganor maß dem vorbildlichen Auftreten der beiden keine große Beachtung bei. Schließlich war das selbstverständlich.
Prinz Raiden hatte eine Kiste voller Sachen mitgebracht und wies Eryn nun an: „Räum das ein!“
Ravenor überging er gänzlich, während er sich einen Stuhl mit der Rechten griff und gleichzeitig mit der Linken Schreibzeug und Papier auf den Tisch legte. Er setzte sich und breitete eine Karte vor sich aus.
„Das wird jetzt eine langwierige und langweilige Arbeit. Dummerweise kannst du mir dabei nicht helfen, Schüler. Meister Eriwen ist der Einzige, der mir dabei zur Hand gehen könnte. Darum macht es auch nichts aus, wenn du dich derweil in deinen geliebten Bergen herumtreibst.“ Meister Raiden redete nebenher, während er die Karte kopierte und sich Notizen darauf machte.
Inzwischen leerte Eryn die Kiste und räumte den Inhalt ins Regal: „Meister Raiden, wann darf ich aufbrechen?“
„Von mir aus sofort, wenn du hier fertig bist. Ich gebe dir einen Monat Zeit für deine Erkundungen, dann erwarte ich dich zurück.“ Der letzte Satz war mit dem Seelenbann verwoben und stellte somit die Absicherung dar, dass Eryn sich nicht unerwartet absetzen würde. Unbegrenzt war das Vertrauen des Prinzen wohl doch nicht, aber aus Eryns Sicht war die Frist von einem Monat wirklich eine herrlich lange Zeit.
„Danke, das ist sehr großzügig, mein Prinz.“
„Schon gut. Und nimm den Unmagischen mit. Sir Ravenor reist gerne lange Strecken und schafft es zumindest, selbst heil zurückzukommen, wenn er auch sonst nichts erreicht – wie er kürzlich bewiesen hat.“
Bisher hatte Ravenor übersehen und vergessen im Eck gestanden. Unter anderen Umständen hätte er sich darüber gefreut, auf Reisen gehen zu können, doch der beißende Spott des Prinzen traf ihn. Und auch eine andere Überlegung beschäftigte seinen Verstand: „Mein Prinz, was wird solange aus meinem Zug, wenn ich einen Monat weg bin?“
Der Herr von Naganor fuhr herum und funkelte Ravenor zornig an: „ Euer Zug?“
Er hat es echt auf Ravenor abgesehen .
Der korrigierte sich sofort: „Mein Prinz, verzeiht die unglückliche Wortwahl. Eure Männer, die mir zum Zwecke der Ausbildung unterstellt
Weitere Kostenlose Bücher