Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
ihm von früher bekannt war. Eine Wegbiegung, ein Baum, die Gruppe von Sträuchern und natürlich die Gipfel der schneebedeckten Berge. Dazu die kühle, klare Bergluft, die er tief einatmete. Alles schien ihm vertraut zu sein und doch auch wieder fremd geworden. Er dachte an die Prophezeiung in der Hütte der Finngul zurück. Ja, mein altes Leben ist vorbei und das neue kann und will ich nicht mehr missen. Es fühlt sich inzwischen schon sehr eigenartig an, wenn ich jetzt keinen Zugriff auf meine Magie habe.
Sie trabten die Straße entlang und überholten hin und wieder andere Reisende. Meist waren es die Wagen von Händlern, die durch das Tor gekommen waren und nun schwer beladen nach Süden zogen. Dann kam die Stelle, an der sie in den Wald abbiegen mussten. Der Weg war beidseitig eingewuchert und Eryn schloss daraus, dass er kaum mehr benutzt wurde. Sie ritten nun hintereinander, denn der frühere Weg war zu einem schmalen Pfad geworden und nur an wenigen Stellen breit genug, um nebeneinander reiten zu können.
Es dämmerte bereits und bald würde die Nacht hereinbrechen. Eryn deutete auf die Bergkuppe.
„Dort oben werden wir übernachten, da gibt es eine kleine Wasserstelle und der Wald lichtet sich.“
Nach einer nicht allzu langen Zeit erreichten sie die vorgesehene Stelle.
Die Natur hatte sich zwar einen Großteil der Lichtung zurückerobert, dennoch bot sie immer noch einen guten Lagerplatz und schon bald saßen sie an einem wärmenden Feuer und aßen von ihren Vorräten.
„Morgen erreichen wir den Platz, an dem das Haus meiner Eltern stand und wo ich aufgewachsen bin“, meinte Eryn ernst. Ravenor schob mit einem Stock einen halb verbrannten Ast nachdenklich zurück ins Feuer.
„Wie ist das für dich, nach den letzten Jahren hierher zurückzukehren?“
Der Magieranwärter zuckte mit den Schultern: „Es ist irgendwie seltsam. So viel hat sich verändert. Vieles hier ist vertraut, doch es ist nicht mehr so, dass ich das Gefühl habe, heimzukehren. Manchmal frage ich mich, wohin ich überhaupt gehöre?“
Es sind gelegentlich ausgesprochen sinnlose Dinge, die man tut, nur um sich zu beschäftigen. So schob Ravenor weiter akribisch Holzscheite in die Mitte des Feuers, das auch so schon gut genug brannte.
„Weißt du, Eryn, ich kenne nur Naganor. Ich bin in dem Dorf vor der Zitadelle geboren. Es ist meine Heimat, aber in letzter Zeit war ich so satt, dass ich ernsthaft überlegt habe, das Weite zu suchen. Ich bemühe mich, strenge mich an und alles was ich dafür ernte, ist Schimpf und Schande. Der Prinz hackt auf mir rum und alle anderen Vorgesetzten in der Garde auch. Was mache ich falsch? Sag mir das mal.“ Die Reste des Essens wanderten zurück in die Vorratstasche.
„Der Prinz beruhigt sich schon wieder. Erinnerst du dich, wie oft er mich gegängelt hat. Nur ich hatte nie die Chance zu entkommen und nun redet er mit mir wie mit den anderen Magiern. Ich glaube, dass ich ihm anfangs einfach zu dumm und unwissend war. Er ist, was die Magie anbelangt, ein absolutes Genie und ich kann wahnsinnig viel von ihm lernen.“
Der Stock stieß ins Feuer und Funken stoben hoch: „Sehr gut, dann wird der dumme Unmagische weiterhin unbrauchbar bleiben. Heute hat er mir meinen Zug weggenommen. Und wenn wir zurückkehren, dann ist irgendein Lackaffe von der III. neuer Zugführer und was tun sie dann mit mir?“ Ravenor war gekränkt und tief deprimiert.
„Aber er hat auch von einer Beförderung gesprochen und das Geld hat er dir zugeworfen.“ Eryn suchte die kleinsten Anzeichen, die auf ein Wohlwollen des Prinzen hindeuten konnten, damit Ravenor wieder Hoffnung fasste. Doch der war bloß noch destruktiv:
„Er hat mich lediglich verspottet und als er den Beutel warf, hat er sich nichts dabei gedacht.“
Das sah Eryn anders: „Der Schwarze Prinz denkt sich immer was. Bei all seinem Tun. Jetzt sieh nicht alles so schwarz. Sir Haerkin sagt zwar, dass der ganze Kommandostab dich total gefressen hat, aber darauf würde ich nicht allzu viel geben...“
Hier unterbrach Ravenor und fragte überrascht dazwischen: „Sir Haerkin redet mit dir über mich?“
„Nein, natürlich nicht. Er redete mit Sir Askir über dich und ich war doch die Ordonnanz vom Dienst. Sie haben geredet, als ob ich gar nicht da wäre. Übrigens, du hast Sir Askirs Wachdienst übernommen.“
Das hätte er nicht sagen sollen, denn nun regte sich Ravenor erst recht auf. Andererseits war es besser, er war wütend, als wenn er dieser
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