Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
melancholisch-depressiven Phase erlag.
„Schön, sie sind also über mich hergezogen und was haben sie sonst noch gesagt?“
Eryn gab das Gespräch, so gut er sich erinnern konnte, wieder und Ravenor fluchte laut: „Sir Askir ist eine falsche Ratte.“
Als Eryn dem beipflichtete, warf ihm Ravenor kurz einen verstohlenen Blick zu.
Er weiß nicht, dass ich es weiß, aber ich darf es nicht sagen. Zumindest nicht direkt.
Prinz Raiden hatte zwar den Seelenbann benutzt, um Eryn zu verbieten ein Wort über die Geschichte zu verlieren, aber die Geschichte musste ja auch nicht erzählen.
Vielleicht hilft es Ravenor, wenn er weiß, dass der Prinz ihm das mit der Mogelei beim Wettkampf hat durchgehen lassen . Also fasste Eryn den Entschluss, Ravenor die Wahrheit durch geschicktes Taktieren erraten zu lassen.
„Der Prinz ist dir gewogener als du denkst“, fing er erneut an, doch Ravenor brauste genervt auf:
„Ach hör schon auf damit. Nur weil du dich gerade in seiner Gunst sonnst, siehst du seine angeblich gute und wohlwollende Seite. Ich sage dir: Er hasst mich und lässt mich das andauernd spüren.“
Eryn überlegte, wie er seinen Kameraden darauf stoßen könnte und begann dann vorsichtig, die Dinge zu umschreiben:
„Ich weiß, dass du mir nicht alles erzählen kannst, weil der Prinz zu leicht Zugang zu meinen Informationen hat. Übrigens das ist etwas, was ich wirklich hasse. Stell dir vor, du könntest keine Geheimnisse haben.“
Ravenor grinste, als er sich an seine vielen Regelübertretungen erinnerte: „Das wäre fatal.“
„Du erzählst es mir also nicht – was recht clever ist – und dennoch bin ich informiert.“
Ravenor wurde hellhörig: „Was sollen diese kryptischen Andeutungen?“
Eryn merkte durchaus, wie der Seelenbann sich meldete, aber noch bewegte er sich in der Grenzzone: „Gehen wir zurück zu deinem überaus großartigen Ergebnis bei dem Geländewettkampf. Alle haben versucht dir was nachzuweisen, aber sie konnten nichts finden.“
„Weil es da nichts zum Nachweisen gibt“, behauptete Ravenor vehement und sein Tonfall klang sehr überzeugend.
„Ich versuche dir gerade etwas zu sagen“, begann Eryn erneut seine Andeutungen zu streuen. Dabei wallte gerade Übelkeit in ihm auf und er atmete mehrmals tief durch, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Da begann Ravenor endlich zu verstehen:
„Du versuchst mir was zu sagen, kannst es aber nicht, weil der Bann dich daran hindert.“
Na endlich . „Korrekt.“
„Wenn ich Fragen stellen würde, könntest du dann antworten?“
Ganz sicher war sich Eryn nicht: „Ich denke, das dürfte möglich sein. Zumindest eine Reaktion wird sich zeigen, aus der du dann die richtigen Schlüsse ziehen kannst...“
Ravenor warf seinen Feuerschürstock in die Glut: „Du weißt es also.“
„Ja.“
„Wie?“ Das war keine Frage, die man mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ beantworten konnte.
„Erinnere dich an den Torstein“, wich Eryn aus.
„Ein Scheißtag, wollte ich eigentlich vergessen.“
„Ravenor, wir saßen zusammen beim Essen, erinnerst du dich?“ Das gehörte noch nicht zur eigentlichen Geschichte, die begann ja unmittelbar danach.
Ravenor nickte: „Es war seltsam. Ich hatte das Gefühl kurz eingeschlafen zu sein.“
Eryn rollte mit den Augen: „Glaubst du wirklich, dass der Prinz es hinnehmen würde, wenn du direkt vor seinen Augen kurz mal ein Nickerchen machst?“
Nun begann es auch Ravenor zu dämmern: „Er hat mich verzaubert. So ein Bann, mit dem man die Vergangenheit sehen kann, oder etwas in der Art?“
Diesmal nickte Eryn und Ravenor wurde bleich: „Und er weiß alles?“
Wieder ein zustimmendes Nicken.
Die Worte waren nur gehaucht: „Er bringt mich um.“
„Das hätte er doch schon längst tun können, oder etwa nicht. Er hat es dir einfach durchgehen lassen und nur Askir, Meister Raiden und ich wissen davon.“
Immer noch war Ravenor baff: „Scheiße, Mann. Das ist wirklich hart. Ihr Magier seid echt die letzten Wichser. Mein Plan war so perfekt und ich hätte auch unter Folter nichts gestanden. Dann wird einem so ein beschissener Zauber angehängt und zieht es mir aus der Nase und… und ich ahne noch nicht einmal was davon.“
Das mit der Folter bezweifelte Eryn zwar, sagte aber nichts. Eigentlich hatte er Ravenor helfen wollen, doch nun war er sich nicht mehr sicher, ob die Offenbarung nicht mehr geschadet als genutzt hatte.
„Ach, vergiss es einfach wieder, Ravenor. Lass uns schlafen gehen
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