Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
sind.“
„Das klingt schon besser“, beruhigte sich Meister Raiden und wandte sich wieder seiner Karte zu. Beiläufig sprach er weiter: „Keine Sorge, da wird sich schon jemand finden. Sir Haerkin hat sicherlich einen fähigen Mann, der der Aufgabe gerecht wird.“
Diesmal bekam es selbst Ravenor nicht hin, seine Gedanken zu kontrollieren. Schön, jetzt bin ich mein Kommando los, halber Sold und degradiert.
Es war nur zu klar, dass sich Prinz Raiden nach seiner bewussten Provokation ansah, wie Sir Ravenor darauf reagierte. Und er trieb sein Spiel auf Kosten Ravenors munter weiter.
„Degradieren. Nein, ich dachte eher an eine Beförderung, da Ihr mich nur mehr die Hälfte des üblichen Soldes kostet. Meister Werge liegt mir immer in den Ohren, wie teuer der Unterhalt meiner kleinen Leibgarde ist. Da wäre es eigentlich eine Überlegung wert: Anstelle einer Bestrafung am Pfahl kürzt man jedem, der sich aus der Reihe benimmt, dauerhaft den Sold. Das würde enorme Einsparungen bringen. Meint Ihr nicht auch?“
„Sicherlich, mein Prinz“, brachte Ravenor gedrückt hervor.
Zum Glück wurde der Herr von Naganor dann seiner Sticheleien überdrüssig und begann mit Eryn ein Gespräch über den magischen Tunnel.
Und schon wieder stand Ravenor vergessen im Raum.
Doch zu fragen, ob er nun gehen dürfte, traute er sich auch nicht. Egal was ich sage, der Prinz nimmt es als Anlass, um auf mir herumzuhacken. So viel steht fest.
Nach einiger Zeit meldete Eryn: „Meister Raiden, ich bin fertig. Mit Eurer Erlaubnis würde ich nun Proviant besorgen und aufbrechen.“
„Ja, tu das.“ Prinz Raiden zeichnete Linien in die Karte ein, versuchte Entfernungen zu ermitteln und war auf seine Arbeit ganz konzentriert.
Als Eryn bereits gehen wollte, gestikulierte Ravenor unmissverständlich hinter Prinz Raidens Rücken. Er rieb Daumen und Zeigefinger zusammen, als Zeichen für Geld, und dann stieß er die gespreizten Finger der rechten Hand über die linke Handkante als Geste für Reittiere. Dazu bewegte er die Lippen zu einem lautlosen FRAG IHN. Als Eryn zögerte, da zeigte Ravenor auf sich und fuhr dann mit ausgestrecktem Zeigefinger über die Kehle. Es war nicht schwer die Zeichen zu deuten.
Frag Prinz Raiden, ob er uns Geld für Pferde gibt, denn wenn ich das tue, dann war’s das wieder . Dies war sicherlich eine treffende Einschätzung der Lage.
„Meister Raiden, könntet Ihr mir noch etwas Geld mitgeben?“
Es hätte einfach sein können, doch der Prinz hakte nach: „Wofür?“
Eryn hielt sich allgemein: „Unerwartete Ausgaben.“
„Und was bitteschön soll das sein? Wasser und Nahrung findest du genügend in den Wäldern. Warst du es nicht, der sich rühmte mit dem Bogen besser zu sein, als mit der Magie? Und ein paar Groschen wirst du ja wohl noch selbst eingesteckt haben?“
„Ja, mein Prinz, doch die reichen nicht für... Reittiere.“ Und da war es wieder, das derzeitige Unwort. „Reittieren wird ein viel zu hoher Wert beigemessen. Es geht auch ohne. Mal abgesehen davon kommt ja Sir Ravenor mit, der kann das Gepäck tragen.“
Ravenor verdrehte die Augen und Eryn unternahm einen letzten Versuch: „Wir kämen einfach schneller voran.“
Da griff Prinz Raiden in seine Gürteltasche und holte einen Lederbeutel heraus, prall gefüllt mit Münzen. Dann drehte er sich um und warf den Beutel Ravenor zu:
„So, und jetzt raus hier, bevor ich meine Großzügigkeit bereue.“
„Jawohl, mein Prinz.“
Kaum eine Stunde später lag Aspentor hinter ihnen. Eryn hatte zwei zähe Bergponys erstanden, auf denen sie nun die Straße entlangritten. „Ganz ehrlich, Eryn, das sind doch keine Pferde. Ich habe das Gefühl, meine Beine schleifen fast am Boden.“
Natürlich waren richtige Pferde stattlicher, doch in den Bergen ziemlich nutzlos: „Richtige Pferde brechen sich in den Bergen schnell die Beine. Abgesehen davon waren die Ponys um einiges billiger.“
„Was macht das aus? Seine Gnaden hat uns doch reichlich Geld mitgegeben.“ Der Prinz war wirklich großzügig gewesen.
„So gesehen, erst mal schon. Aber, wenn wir zurückkommen, dann ist seine erste Frage: ‚Wo ist der Rest des Geldes?‘ Und da möchte ich nicht unbedingt sagen müssen: Mein Prinz, wir haben alles ausgegeben und es uns richtig gut gehen lassen. Er hasst Verschwendung... bei anderen Leuten.“
Eine Weile ritten sie dann schweigend nebeneinander her. Eryn schwelgte in Erinnerungen. Immer wieder traf sein Blick auf etwas, dass
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