Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
gewettet und nun setzt Ihr auf meinen Sieg?“
„Ich setzte immer auf den Gewinner und heute scheint Ihr mir in besserer Form zu sein als an jenem Tag. Aber nun genug geredet. Konzentriert Euch auf die Aufgabe – unterhaltet die Massen.“
Die zwei ersten Gegner waren schnell besiegt. Der dritte bereitete mehr Probleme und es dauerte seine Zeit, bis Ravenor schließlich sein Schwert an die Kehle des anderen halten konnte und der Kampf somit entschieden war. Den vierten fegte der junge Offizier schnell von den Füßen und stieß ihm die Klinge in den Hals, sodass die Illusion einer Blutfontäne aufspritzte. Ein Aufschrei ging durch die Menge und auch der Gefallene schrie jämmerlich, bis Prinz Raiden den Zauber beendete und die magischen Schmerzen verschwanden. Ravenor wurde zum Sieger erklärt und der Unterlegene fasste sich beständig an den Hals, um zu überprüfen, ob er auch wirklich noch heil war.
„Mäßigt Euch, es sind Damen anwesend“, raunte Prinz Raiden seinem Schützling zu.
„Mein Prinz, ich werde es versuchen, doch ich muss mit meinen Kräften haushalten. Zehn Männer sind eine ganze Menge. Worauf legt Ihr letztendlich mehr Wert, mein Prinz, gewinnen oder die Ästhetik?“
„Gewinnen natürlich und jetzt vergeude deine Kraft nicht schon wieder mit unnützem Gerede. Der Nächste wartet bereits.“
Das war die richtige Unterhaltung für die anwesenden Herren und sie hatten ihren Spaß dabei, ganz im Gegensatz zum Großteil der Damenwelt, die zum Ball gekommen waren, um zu tanzen und sich zu unterhalten. Nicht aber um zuzusehen, wie Männer barbarisch mit Schwertern auf sich einschlugen. Die Königin trat neben ihren Schwager.
„Prinz Raiden, Ihr habt meinen Ball ruiniert mit diesem Spektakel. Schwerterklirren anstatt fröhlicher Musik und blutrünstige Barbarei anstelle von gepflegtem Tanzvergnügen. Ob ich Euch das je verzeihen werde?“
„Lady Ysil, da beschuldigt Ihr den Falschen. Der König selbst wollte unbedingt Sir Ravenors Fähigkeiten in einer Kampfdarbietung sehen. Das hier habe ich nicht zu verantworten.“
Aber Lady Ysil sah das anderes: „Wenn Ihr schon nicht der Anstifter gewesen seid, so unterstelle ich Euch doch zumindest eine Mittäterschaft. Ein Kampf sind nicht gleich zehn Kämpfe und der Vorschlag einer Wette kam sicherlich aus Eurem Munde.“
„Na ja...“
Die Königin war wirklich gekränkt und unterbrach ihn: „Erspart mir Eure Ausreden. Ihr könnt weiterhin Euren barbarischen Augenschmaus hier in der Halle veranstalten und ich werde mit den Musikanten und den Gästen, die Sinn für ein kultiviertes Vergnügen haben, einen anderen Ort finden. Genießt die Eroberung der Halle, die Königin zieht sich unter Protest zurück.“
Kaum war sie weg, tauchte Danian auf: „Dein Junge ist wirklich gut. Er kämpft schon gegen den sechsten Kontrahenten.“
„Mein Offizier, nicht mein Junge. Übrigens, die Königin ist sehr verstimmt. Ihr missfällt diese Form der Unterhaltung.“ Und ich habe böse Schelte eingefahren.
Schelmisch grinste Danian: „Ich weiß, darum bin ich ihr auch aus dem Weg gegangen. Mit etwas Glück hält sie dich für den Schuldigen.“
Gerade besiegte Ravenor Gegner Nummer sechs und die Menge tobte vor Begeisterung. Zumindest die anwesende Menge. Als Applaus und Zustimmungsrufe wieder verebbt waren, antwortete Raiden auf Danians letzte Äußerung:
„Die Königin hält mich tatsächlich für den Schuldigen, obwohl ich das aufs Heftigste abgestritten habe. Dann sagte ich ihr, dass die Idee zu dieser Darbietung direkt vom König käme und ich nur ein ausführender Gehilfe sei.“
„Doch sie hat dir sicher nicht geglaubt“, stellte Danian wissend fest.
„Ich fürchte nein. – Oh verdammt, Ravenor hat einen Treffer kassiert. Das ist der erste wirklich ernst zu nehmende Gegner heute Abend.“ Und sie beobachteten gebannt den weiteren Kampfverlauf.
Der Kampf dauerte lang und zehrte an Ravenors Kräften, doch seine Ausbildung machte sich bezahlt und am Ende konnte er triumphieren.
In der kurzen Pause, die nun folgte, bat Ravenor um einen Schluck Wasser und eine hitzige Diskussion entbrannte darüber, ob das zulässig wäre. Einige der Herren fürchteten nämlich bereits um ihren Wetteinsatz. Das Gezanke verschaffte Ravenor wenigstens eine etwas längere Pause. Und einen Becher Wasser gab es dann auch noch, bevor es weiterging.
Die Vorsätze der Ästhetik warf Ravenor über Bord. Schnell und dreckig ist der Weg zum Sieg. Die Trickkiste der
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