Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
hinüber: „Ich beobachte die beiden schon eine Weile. Sie sind nicht anders als andere junge Männer auch. Der Blonde scheint mir etwas schüchtern. Das ist der Magier.“
„Er ist Magierschüler, das ist noch weit von einem Magier entfernt“, korrigierte Raiden, aber Danian nahm es gar nicht zur Kenntnis und ging darüber hinweg.
„...und der andere, der vom Schmied. Also ich finde, er ist schon eine überaus stattliche Erscheinung und tanzt hervorragend. Gerade tanzt er mit Lady Alvira, der Tochter von Lord Egmond.“
„Was? Das fehlt mir gerade noch.“ Unangemessen schnell fuhr Raiden herum und Danian lachte ihn aus: „Du bist keine Glucke, sondern eine Oberglucke. Beruhige dich, sie tanzen doch nur.“
Ihr Gespräch wurde jäh unterbrochen, als Lord Egmond zurück auf seinen Platz kam. Schweiß stand ihm auf der Stirn und er tupfte ihn mit der Serviette ab.
„Prinz Raiden, Ihr tanzt heute gar nicht? Ungewohnt, Euch ohne schmucke Dame im Arm zu sehen.“
Das fehlt mir gerade noch. Lord Ortens Kommentare. Darauf kann ich getrost verzichten.
„Ich unterhalte mich mit dem König, Lord Orten.“
Und prompt fiel ihm sein Bruder in den Rücken: „Ja, wir reden gerade über Sir Ravenor. Dient nicht auch Euer Sohn mit ihm in der Schwarzen Garde?“
Nicht wir haben über Ravenor geredet, sondern du , lieber Bruder.
„Ja, Askir ist mein Jüngster. Ich hoffe, Ihr nehmt ihn hart ran, Prinz Raiden. Meine Söhne sind alle eine harte Hand gewohnt. Bei den Göttern, ich habe sie bestimmt nicht verweichlicht.“
„Den meisten tut es nur gut, wenn man sie richtig hart anpackt. Darin stimme ich mit Euch voll und ganz überein. Gut gemeinten Worten hört keiner zu. Ich würde sogar behaupten, manche betteln geradezu nach ein paar Hieben...“
So wie Ravenor, der braucht einfach in gewissen Abständen eine Tracht Prügel.
Und wieder lenkte König Danian das Gesprächsthema auf den jungen Offizier: „Der Ruf von Sir Ravenor hat sogar meine Ohren erreicht. Er soll außerordentlich sein mit dem Schwert.“
Danian, kannst du nicht von etwas anderem reden.
Und Lord Orten antwortete dem König von Ardeen: „Das hat Askir auch behauptet. Aber ich glaube eher, er hat das gesagt, damit seine mangelhaften Fähigkeiten mit der Klinge nicht ganz so schlecht aussehen. Ihr wisst schon: Wenn man ständig gegen den Allerbesten verliert...
Wenn mein Sohn das nächste Mal nach Hause kommt, dann lasse ich ihn von früh bis spät den Schwertkampf üben, damit er sich verbessert.“
Da wird mir Lord Egmond ja richtig sympathisch.
Glücklicherweise driftete das Thema dann doch ab, als sich König Danian verwundert fragte: „Sir Askir ist heute gar nicht hier?“
Wohlweislich waren alle anderen Offiziere der Schwarzen Garde zum Dienst eingeteilt. Es gibt Konstellationen, die von vornherein Ärger verheißen, und die wollte Prinz Raiden an diesem Abend tunlichst vermeiden:
„Sir Askir hat Dienst. In der Garde werden keine Ausnahmen gemacht“, bemerkte er.
„Richtig so, Prinz Raiden. Gab es für uns früher auch nicht. Und es wird noch genug Gelegenheiten für die jungen Männer geben, sich zu amüsieren“, pflichtete ihm Lord Orten bei.
„Aber um noch mal auf das Thema von vorhin zurückzukommen, ich würde gerne Sir Ravenor im Kampf sehen“, mischte sich der König wieder in das Gespräch ein und Raiden stöhnte innerlich auf:
Nein! Danian.
„Alle haben mir berichtet, wie schnell er Sir Kain entwaffnen konnte. Und ich hielt Sir Kain immer für einen guten Kämpfer.“
Nein, nicht die Geschichte schon wieder. Aber dann hatte Prinz Raiden eine Eingebung. Warum eigentlich nicht? „Mein König, wenn Ihr Sir Ravenor kämpfen sehen wollt, dann bestimmt einen Gegner und wir sehen uns das Spektakel gleich hier an.“
Nun war König Danian etwas irritiert: „Einen Schaukampf? Auf dem Blumenreigenball?!“
Aber Rückendeckung kam unverhofft von Lord Orten: „Ja, das wäre mal was anderes. Ein zünftiger Waffengang gleich hier auf der Tanzfläche als Zwischenprogramm. Das würde mich auch vor weiteren Tänzen bewahren. Meine Frau liebt dieses höfische Rumgehopse und ich kann ihr doch nichts abschlagen. Aber ein zünftiger Waffengang ist mehr eine Unterhaltung für Männer.
Der König wankte bereits: „Ich wüsste nicht, wen ich auswählen sollte? Mit solchen Dingen habe ich mich nicht so intensiv beschäftigt.“
Nun schürte Prinz Raiden das Feuer: „Warum nur einen? Sucht zehn Männer aus, gegen die er dann
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