Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Unehrenhaftigkeit wurde geöffnet. Den achten Mann fällte er durch einen Tritt in den Unterleib und ein Raunen ging durch die Menge.
Das war überhaupt nicht gut angekommen, verschaffte Ravenor aber die dringend benötigte Pause. Denn immer noch kämpfte er mit den Nachwirkungen von Kampf Nummer sieben. Der nächste Gegner war unglaublich stark und groß. Er zerhackte Ravenors Schild. Gegen die Größe des anderen spielte Ravenor seine Wendigkeit aus und fällte seinen Gegner mit einem Schlag von hinten in die Kniekehle. Das kostete ihn weitere Sympathien im Publikum.
„Gewinnt den nächsten Kampf ehrenhafter. Ist ja auch schon der Letzte“, so lautete die klare Anweisung vom Prinzen.
Wie leicht sich das anhört. Gewinn halt mal kurz, ganz einfach, ist ja auch nur der zehnte und nicht der hundertste. „Mein Prinz, könntet Ihr einen Erfrischungszauber in Erwägung ziehen“, fragte Ravenor hoffungsvoll, kannte die Antwort aber bereits selbst.
„Nein, das wäre unehrenhaft. Ich habe Wetten laufen. Reißt Euch zusammen, den einen Gegner werdet Ihr ja wohl noch so schaffen.“
„Jawohl, mein Prinz, zusammenreißen!“ Ravenor wechselte das Schwert in die linke Hand und nahm die Reste des Schildes in die Rechte. Nicht weil er angeben und beweisen wollte, dass er den letzten Gegner sozusagen mit links besiegen könne, sondern weil sein Schwertarm einen Schlag auf die Schulter abbekommen hatte und er ihn kaum mehr bewegen konnte. Sein Gegner war nicht der Beste, den er diesen Abend gesehen hatte, aber er war ausgeruht und durchaus geschickt. Zuerst umkreisten sie sich und versuchten die Schwächen des anderen auszuloten. Kurz kreuzten sich die Klingen und dann gingen sie wieder auf Abstand.
Er lauert und wartet auf seine Gelegenheit. Ein Passivkämpfer. Als sie das nächste Mal die Klingen kreuzten, da setzte Ravenor immer weiter nach und wich nicht mehr zurück. Es kostete ihn die letzten Kraftreserven, doch gelang es ihm, dem anderen die Klinge aus der Hand zu schlagen und der Sieg war sein.
Tosender Beifall erfüllte die Halle und Ravenor streckte das Schwert zum Zeichen des Sieges in die Höhe. Der Schild glitt ihm derweil von dem nun gänzlich tauben Arm und fiel klappernd zu Boden. Nur ging das zum Glück im Lärm der Menge unter. Nun trat Prinz Raiden neben ihn und entfernte die Banne und somit auch die magischen Schmerzen. Die Erschöpfung und die verkrampfte Muskulatur jedoch blieben.
„Mein Kämpfer, Sir Ravenor, ist der Sieger dieses Wettstreits.“
Wieder erklang Beifall und Prinz Raiden sprach in Ravenors Kopf. Geh und biete dein Schwert dem König an. So was begeistert die Massen. Na los, genieße den kurzen Augenblick des Ruhmes.
Dann trat Prinz Raiden zurück und Ravenor nahm den Helm ab.
Diener hatten schon zuvor Stühle für die hohen Herren herbeigerückt, sodass der König nun am Rande der Kampffläche saß. Einen Moment lang sonnte sich Ravenor im Beifall der Menge und genoss die Aufmerksamkeit. Dann ging er gemessenen Schrittes vor den König und beugte ein Knie:
„Eure Hoheit, mein König. Der Sieg ist mein, doch mein Schwert ist Euer. Er drehte die Klinge um und legte sie über seinen Unterarm, sodass der Griff nun dem König entgegenragte.
König Danian stand auf und nahm das Schwert huldvoll entgegen: „Sir Ravenor, Ihr habt heute großes Können und große Tapferkeit bewiesen. Eure Geste ehrt mich, doch nicht für mich sollt Ihr das Schwert erheben, sondern für Ardeen, unser geliebtes Land.“
Und dabei erhob nun Danian das Schwert genauso in den Himmel wie es zuvor Ravenor getan hatte. Der Beifall war tosend und hielt sehr lange an, bis er schließlich verebbte.
„Für Ardeen“, brüllte die Menge immer wieder aufs Neue. Diesen glanzvollen Moment zu seinen Ehren genoss Ravenor über alle Maßen. Er liebte es bewundert zu werden und sich als Held zu fühlen.
Als dann der Applaus abebbte, ergriff Prinz Raiden das Wort: „Wir sollten die Tanzfläche wieder für ihren ursprünglichen Gebrauch freigeben, sonst sind wohl alle Damen erzürnt und dann kann nicht einmal Sir Ravenor Ardeen noch retten.“
Der Witz kam gut an und Prinz Raiden wartete ab, bis das Gelächter verstummte.
„Nachdem Sie nun alle heiterer Stimmung sind, vergessen Sie bitte nicht, Ihre Wettschulden zu begleichen. Und Ihr, Sir Ravenor, solltet Euch wieder umziehen. Eure Aufmachung passt nicht so recht zum Motto des Balls.“
„Wie immer habt Ihr mit Eurer Einschätzung der Lage recht, mein
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