Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
doch als Nebeneffekt brach es den letzten Rest an Widerstand, der noch übrig gewesen war. Und selbst als Meister Raiden nach kurzer Zeit begann, abwechselnd in Eryns und Ravenors Köpfen Sticheleien zum Besten zu geben, nahmen diese das schweigend und kommentarlos hin.
Dann wurde Prinz Raiden des Ganzen überdrüssig und beschloss, dass er es nun wagen könne, die beiden wieder unbeaufsichtigt Meister Lovins Obhut zu überlassen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, sollte dieser kleine Aufruhr der letzte Revolutionsversuch gewesen sein. So hatten die tapferen Recken doch zu guter Letzt die Waffen gestreckt und sich bedingungslos ergeben.
Dann kam der Tag der Tage.
„Seid Ihr endlich fertig?“
„Ja, mein Prinz.“ Eigentlich warteten sie bereits seit einer geschlagenen Stunde auf den Prinzen und mussten sich die ganze Zeit über wichtige Instruktionen anhören, die sich auch ständig im Wortlaut wiederholten.
„Ihr bleibt immer in Sichtweite!“
„Ja, mein Prinz.“
„...und haltet Euch zurück. Keine Provokationen – Sir Ravenor!“
„Ja, mein Prinz.“
„...ich will mich nicht mit Euch blamieren.“
„Ja, mein Prinz.“
„Seichte, höfliche Konversation und ein bisschen Tanzen. Mehr nicht. Habt Ihr verstanden!“
„Ja, mein Prinz.“
„Mein Ruf steht auf dem Spiel.“
Wirklich? Der mit den Frauen von Ardeen?
Eryn!!!
„Ja, mein Prinz.“
Schließlich standen sie dann doch vor dem Portal.
„Also lächeln und hindurch.“ Prinz Raiden war erstaunlich nervös.
Das ist schon ziemlich amüsant, fand Eryn . Es ist unser erstes Bankett und er zerbricht sich den Kopf darüber, was alles schieflaufen könnte und seinem hehren Ruf Abbruch tun könnte.
Gleich nach Verlassen des Torraumes in Arvon wurden sie von Dienern in Empfang genommen und durch das Schloss geleitet. Beim Einlass zum großen Saal trennten sich ihre Wege. Prinz Raiden wurde zur Tafel des Königs geleitet, während Eryn und Ravenor an einer der Nebentafeln Plätze zugewiesen bekamen.
Da Prinz Raiden wie immer spät dran war, mussten sie nicht lange darauf warten, dass das Bankett begann und der König mit seiner Gattin erschien. Alle erhoben sich, bis sich das Königspaar gesetzt hatte und der Abend begann mit der Eröffnung durch den Zeremonienmeister und nahm dann den üblichen Verlauf. Zuerst das Mahl, dann das Wort des Königs, dem weitere Ansprachen folgten, bis es schließlich ungezwungener wurde und man zu Tanz und gepflegter Unterhaltung überging.
Am Kopf der Tafel saßen Königin Ysil und König Danian, neben Danian saß Prinz Raiden und ihm gegenüber Lord Egmond Orten mit seiner Frau. Lady Caren, die Dame, die neben Prinz Raiden platziert worden war, fühlte sich vernachlässigt und folgte gerne der Aufforderung eines Edelmannes zum Tanz. Und auch die Ortens empfahlen sich bald, um das Parkett zu betreten.
Das schuf Platz für eine ungestörtere Unterhaltung innerhalb der Königsfamilie.
Lady Ysil bemerkte gerade: „Mein lieber Schwager, Ihr wirkt heute so… nervös und unruhig. Gar nicht so gelassen wie sonst.“
Es stimmte durchaus, denn Meister Raiden beobachtete die meiste Zeit über seine Schützlinge – natürlich unauffällig. „Lady Ysil, Ihr habt mich ertappt. Zurzeit arbeite ich an einer wichtigen Sache und die steht kurz vor dem Durchbruch, das beschäftigt mich über Gebühr. Ich verspreche mich zu bessern und ab jetzt dieses Fest zu genießen.“
Die Königin zwinkerte ihm zu: „Ich nehme Euch beim Wort. Der Blumenreigenball ist eines der schönsten Feste des Jahres, da sollte man seine Sorgen vergessen und nur an das Vergnügen denken.“
Einer der hohen Herren kam und führte die Königin zum Tanz, natürlich in aller Form der Höflichkeit und mit Zustimmung des Königs. Was dann Danian und Raiden ziemlich einsam am Kopf der Tafel zurückließ. „Und wo sind deine Schützlinge?“ Danian traf immer ziemlich genau ins Schwarze. Natürlich war dem König aufgefallen, wie unruhig sein Bruder war und den Grund hatte er spielend auch ohne Wahrheitszauber erraten.
„Sie tanzen“, knurrte Raiden unwillig und sein Bruder grinste:
„Jetzt sei nicht so besorgt. Sie werden dir schon keine Schande machen. Du bist schlimmer als eine Glucke mit einer Schar Küken.“
Raiden dementierte vehement: „Das stimmt nicht. Wenn sie sich jedoch daneben benehmen, dann schmeiße ich sie anschließend in Naganor in den Kerker und vergesse sie dort.“
Der König lehnte sich zu Prinz Raiden
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