Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Arm wieder sinken: „Eryn, du machst mich nervös. Ich bin besser, wenn keiner neben mir steht und zusieht.“
Aber Eryn hatte nicht vor, zu gehen, schließlich wollte er ja etwas ausprobieren: „Beim Wettkampf werden auch Leute um dich herumstehen, betrachte es als Übung.“
Ravenor verzog den Mundwinkel und brummte unwillig: „Ungebetene Belehrungen von einem Regulären. Zum Glück hat das niemand mitbekommen.“
Dann entschied er sich doch, in Eryns Beisein weiterzuüben und der nächste Pfeil verfehlte die Mitte, steckte aber noch auf der Zielscheibe. Inzwischen suchte Eryn Fliegen und fing eine ein. Dann wartete er, bis Ravenor den Bogen wieder spannte und platzierte das Insekt seitlich, dicht an Ravenors Ohr. Nun schießt er gleich. Und Eryn öffnete seine Zauberblase. Die Fliege schwirrte davon, jedoch in die andere Richtung und Ravenors Pfeil traf ins Schwarze. „Ha! Getroffen!“, jubilierte der, während Eryn innerlich fluchte: Mist, daneben! Fliegen, wo seid ihr? Ach, da ist ja eine.
„Dir bleibt wohl die Sprache weg, weil ich so verdammt gut bin.“
Ach herrje, Ravenor, nur weil du einmal was triffst. „Ganz gut – nur weiter so und der Sieg ist dein.“ So schwer mir das fällt, aber wenn ich jetzt einen Spaß mache und ihn demoralisiere, dann werden zum Schluss Träume war und Askir erhält den Siegeskranz. Hoffentlich steigt ihm mein Lob nicht zu sehr zu Kopfe.
„Wenn selbst du das so siehst, dann kann ich ja für heute aufhören.“
Halt! Falsch. Ich muss da noch etwas ausprobieren. „Schieß lieber noch einen Köcher durch.“
„Na gut.“
Oh, so schnell überzeugt. Ravenor ist wirklich sehr unsicher, wenn er freiwillig so versessen mit dem Bogen übt. Inzwischen hatte Eryn seine Fliege gefangen und probierte erneut, das Tier störend vor Ravenors Gesicht zu platzieren. Diesmal öffnete sich die magische Blase zu früh und Ravenor scheuchte das Insekt mit einer Kopfbewegung davon, bevor er dann zum Schuss ansetzte. So sammelte Eryn Pfeil um Pfeil seine Erfahrungen, bis es ihm dann endlich gelang, seine Störfliege im richtigen Augenblick loszulassen. Der Pfeil verfehlte die Scheibe und bohrte sich weit dahinter in den Boden.
„Scheiß Fliegen! Was ist heute bloß los? Die ganze Zeit umschwirren mich die Viecher schon und dabei ist nicht einmal ein Misthaufen in der Nähe!“
Eryn konnte nicht anders und musste lachen, da ging auch Ravenor ein Licht auf: „Das bist du! Die ganze Zeit schon. Haha, du Scherzkeks. Ich bin überhaupt nicht in der Stimmung für solche Albernheiten.“
Uh, ist der aber gereizt: „Das sind keine Albernheiten, sondern unsere Chance auf Erfolg.“
„Du irritierst mich absichtlich, damit ich in jeder Situation lerne zu treffen“, schlussfolgerte Ravenor total falsch und Eryn seufzte: „Nein, ich dachte eher daran, die anderen zu irritieren, aber dazu musste ich es erst einmal in der Praxis ausprobieren. Ist nicht so einfach, die Fliege im richtigen Moment freizulassen.“
„Ach so.“ Und Ravenor grinste teuflisch.
Endlich hat er es kapiert.
„Dann nimm doch gleich einen ganzen Schwarm, damit es sicher funktioniert“, schlug der junge Offizier vor, aber Eryn schüttelte den Kopf: „Zu auffällig. Weißt du, was los ist, wenn sie dahinterkommen? Das kann eine ähnliche Nummer nach sich ziehen wie damals die Sache mit dem Weinkeller.“
Aber Ravenor war optimistisch: „Wer soll das schon merken? Ein kleiner Test. So wichtig ist das auch nicht und außerdem bist du ja sowieso der Liebling des Prinzen. Dir passiert schon nichts.“
Jetzt ist er wieder neidisch, weil sein Vater ihn nicht beachtet. „Ja, ja, glaub das nur – Liebling des Prinzen. So wie heute. Da komme ich zur Tür herein und bekomme als Erstes eine magische Backpfeife. Dafür, dass ich nicht geblockt habe, was ich gar nicht blocken kann. Und dann hat er mich noch verspottet. Fand ich ungemein witzig.“
Aber Ravenors Gesicht zeigte immer noch denselben Hauch von Verbitterung und keinerlei Einsicht.
Er glaubt mir nicht. Trotzdem bin ich vorsichtig. „Maximal zwei Fliegen. Mehr riskiere ich nicht. Und ob es wirklich klappt, kann ich dir auch nicht versprechen.“
In gespielter Traurigkeit verkündete Ravenor nun: „Ich sehe schon Sir Askir als strahlenden Sieger aus diesem Wettstreit hervorgehen. Das wird ein schwarzer Tag im Schatten des Schwarzen Turmes.“
Sie alberten noch eine Weile herum, bevor sie dann in ihre Quartiere gingen. Dieser Fliegentrick war nicht
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