Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
viel, aber er war alles, was Eryn als unauffällig genug erschien, um es versuchen zu können.
Die zwei Wochen waren schnell vergangen und der Tag der Tage stand nun bevor. Inzwischen war es klar, dass ‚der kleine Test‘ doch wichtiger war als angenommen, denn Lord Egmond Orten würde für eine Besprechung mit dem Prinzen nach Naganor kommen und als Unterhaltungsprogramm geruhten die hohen Herren sich die Wettkämpfe anzusehen. Was weder Ravenor noch Sir Askir besonders erfreute.
Die Wettkämpfe würden auf einer Wiese nahe der Zitadelle abgehalten werden und die Flächen waren schon am Vortag abgesteckt und präpariert worden. Auch eine kleine, mit Stoff überdachte Tribüne stand nun am Rand und wartete auf die edlen Besucher und die tapferen Recken.
Während Lord Orten den Vormittag über mit Prinz Raiden in einer Besprechung zusammensaß und über die Belange des Landes sprach, saßen die jungen Offiziere über dem theoretischen Teil der Prüfung und zermarterten ihre Köpfe, um Lösungen für die gestellten Aufgaben zu finden. Ravenor hatte noch gehofft, eventuell abschauen zu können, doch Sir Galden und ein Magierschüler hatten Aufsicht und bei der Konstellation war nichts zu drehen. Also schlug er hauptsächlich die Zeit tot, denn zu den Fragen hatte er nicht viel zu sagen und es war befreiend, als sie endlich abgeben durften.
In der Kantine erwartete ihn Eryn: „Und? Wie lief es?“
„Frag nicht. Die Aufgaben waren einfach blöd und ich konnte nicht viel dazu schreiben, während Sir Askir ein ganzes Buch vollgekritzelt hat. Das ging mir echt auf die Nerven. Der elende Schreiberling – warum geht er nicht auf die Verwaltungsschule, wenn er so gerne schreibt.“ Sie saßen direkt am Mittelgang und gerade kam Sir Askir mit Gefolge von der Essensausgabe.
„Sieh an, wenn man vom Tintenteufel spricht... da kommt Sir Askir. Warum isst der nicht drüben bei der III. Kompanie oder in der Offiziersausspeisung?“, mokierte sich Ravenor und tat dann so, als ob er sehr beschäftigt mit seinem Essen wäre. Eryn konnte die nahenden Feinde ohnehin nicht sehen, denn er saß mit dem Rücken zu ihnen, aber die Stimme von Marten Durin drang gerade an sein Ohr.
„Ihr habt sicherlich alles richtig, Sir Askir. Am Ende des Tages werdet Ihr wohlverdient als Sieger glänzen. Ich meine, wer kann Euch den Sieg noch streitig machen, wenn Ihr jetzt schon mit drei Punkten vorne liegt.“
„Der überragende Intellekt gibt letztendlich in allen Bereichen den Ausschlag“, lehrmeisterte Sir Askir, dann hatte er Ravenor erreicht und blieb, zu dessen Leidwesen, unvermittelt stehen.
„Mahlzeit, Sir Ravenor.“
Der tat überrascht: „Oh, Sir Askir, ich hatte Euch gar nicht kommen sehen. Ihr esst nicht drüben bei Eurer Kompanie?“ Belangloses Geplapper übers Essen ist besser, als mit Askir über den Wettstreit zu reden.
Aber Sir Askir wollte nicht über das Essen plaudern: „Nein“, antwortete er nur knapp und kam dann gleich zu seinem eigentlichen Anliegen. „Und wie lief es heute Morgen für Sie? Mir schien, als hätten Sie ein leeres Blatt abgegeben. Aber wir wissen ja, dass Sie aus einfachen Verhältnissen stammen und da wird dem Intellekt sicherlich kein so hoher Wert beigemessen, wie das in meiner Erziehung der Fall gewesen ist. Im Grunde genommen können Sie schon froh sein, dass Sie des Schreibens mächtig sind. Es soll doch tatsächlich noch Leute geben, die das im Erwachsenenalter immer noch nicht beherrschen.“
Blöder Arsch!, dachte Eryn wütend und Ravenors Gedanken waren auch nicht höflicher.
Wichser! „In der Historie sind es stets die wenigen, aber dafür umso gewichtigeren Worte, die in der Erinnerung aller haften bleiben. Wie die berühmten Sätze großer Männer nach einer gewonnenen Schlacht. Abgesehen davon werden Schlachten mit Schwertern gewonnen und nicht mit Worten.“ Wie ich dir später beweisen werde, Arschloch!
„So sehen Sie das, in Ihrem verklärten Weltbild, weil Sie bisher noch nicht über Ihren Tellerrand hinausschauen konnten. Hören Sie auf meine Worte: Große Politik wird mit Papier und Feder gemacht. Und nun entschuldigt mich. Die Zeit ist etwas knapp, bevor ich zu meinem Sieg schreite.“
„Sir Askir!“, grüßte Ravenor, wobei er sich fast auf die Zunge beißen musste. Und als die Delegation nobler Herren entschwunden war, spuckte er Gift und Galle und spottete Askir nach: „Hören Sie auf meine Worte. Pha, dieser elende Angeber. Ich erschlage ihn heute beim
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