Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
meine Untergebenen nicht wissen, dass man Türen schließt.“
„Entschuldigung, mein Prinz“, antwortete Eryn mechanisch, doch die Wespe in der Blase faszinierte ihn. Wild flog das Insekt gegen die Absperrung, konnte aber nicht entkommen. Langsam bewegte sich die Blase nun zum offenen Fenster.
Er lässt die Wespe frei?, wunderte sich Eryn, doch weit gefehlt. Als die Wespe nach draußen gewandert war, machte es plopp und das Tier zerplatzte in der Kugel, dann flammten die Überreste auf und hinterließen ein paar Aschepartikel, die der Wind davontrug.
Das unerwartete Zerplatzen hatte Eryn erschreckt und mit einem mulmigen Gefühl starrte er gebannt auf den Ascheregen. Uhhh.
„So bin ich zu meinen Untertanen, erspare ihnen Arbeit und entsorge Unrat rückstandslos“, scherzte der Herr von Naganor, dem Eryns Erschrecken nicht entgangen war. „Und du, Nurin, übe deine Schilde fleißig, damit dich später niemand in einer Kugel einfangen kann.“ Mit einer Handbewegung scheuchte er Eryn dann hinaus und der verließ den Raum nur zu gerne.
Wieder in Sicherheit dachte er: Es ist immer wieder unangenehm in der Gegenwart des Prinzen. Besser als am Anfang, als er den Bann wob – das schon, aber Wohlgefühl ist etwas anderes. Früher, draußen in den Bergen, das war schön – und liegt nun schon so lange zurück. Wehmütig dachte Eryn an seine Reise mit Prinz Raiden, als er das erste Mal bewusst das Unhaer betreten hatte. Die Berge, ich werde sie nie mehr wiedersehen. Unhaer. Das ist vorbei. Ein neues Leben hat die Prophezeiung versprochen, ein Martyrium wäre der bessere Ausdruck dafür gewesen. Das mit der Blase hat der Prinz absichtlich getan, um mich einzuschüchtern. Er denkt, ich hätte Angst gehabt, aber das stimmt nicht. Ich habe mich nur durch dieses plötzliche Geräusch erschrocken, weil ich so fasziniert den Zauber betrachtet habe.
Inzwischen war Eryn in der Magie wie ein Kind, das gelernt hatte, die ersten Schritte zu machen und nun herumtapste, um mit großen, staunenden Augen seine neue Welt zu erforschen – wenn ihm der Dienst hierfür die Zeit ließ.
Als ich die Blase mit dem Insekt scannte, sah ich nur Luftmagie verwoben mit etwas Gelb. Scheint mir nicht sonderlich schwer zu sein. Ob ich so etwas auch kann? Ein Tier in eine Luftblase sperren? Und dabei manifestierte sich ein weiterer Gedanke. Das könnte Ravenor helfen, doch ich muss es vorher ausprobieren...
Tatsächlich war es nicht besonders schwer, Insekten auf diese Art und Weise zu fangen. Eryns bevorzugte Versuchsobjekte waren Fliegen, die es wieder einmal zuhauf gab. Diese Biester vermehrten sich beständig, bis die Magierschüler mit einer Säuberung beauftragt wurden und die Garnison reinigten. Doch meist dauerte es nicht lange und die Fliegen waren wieder da. So wie jetzt. Die Luftblase um die Tiere zu schließen, war erstaunlich einfach. Schwieriger wurde es dann, als Eryn versuchte, die Blase gezielt zu bewegen. Fahrig flog das Gebilde hin und her, schoss über das Ziel hinaus und dann wiederum zu weit zurück. Manchmal zerplatzte das Gefängnis frühzeitig und setzte die gefangene Fliege wieder frei. Doch Eryns Pläne waren andere und schließlich bekam er das hin, was er sich vorstellte. So, ein Test steht an.
Dafür passte er Ravenor am Schießstand ab und es war gut, dass sie alleine waren.
„Kein Dienst mehr, Soldat?“, begrüßte ihn Zugführer Sir Ravenor scherzhaft.
„Nö, müsstest du eigentlich wissen. Du schreibst doch die Pläne.“
„Aber nicht die von den Magiern und da bist du ja die meiste Zeit über. Ich plane dich schon gar nicht mehr ein. Mein Zug besteht lediglich aus neunzehn Mann und einem Schattensoldaten.“
Eryn sah sich Ravenors Zielscheibe an und dort steckten doch tatsächlich vier Pfeile im schwarzen Kreis und kein einziger daneben.
„Du wirst besser.“
„Ich übe ja auch wie besessen. Und nachts träume ich schon davon. Nicht mehr von lieblichen Frauen, wie sonst, nein, lauter Albträume vom Bogenschießen und dem Wettbewerb. Gerade heute Nacht war es grässlich, als ich zusehen musste, wie Askir der Siegeskranz übergeben wurde. Da bin ich aus dem Schlaf hochgeschreckt und hab etwas gebraucht, um festzustellen, dass das alles nur ein böser Traum war. Das darf nicht Wirklichkeit werden, also übe ich jede freie Minute.“ Ravenor zog einen neuen Pfeil aus dem Köcher und hakte ihn ein. Eryn musterte seinen Freund von der Seite, als der den Bogen spannte, dann aber ließ Ravenor den
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