Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Fechtkunst sehr beeindruckt. Ich möchte, dass Ihr meine Leibgarde trainiert. Das sind gute Männer, aber ein zusätzlicher Schliff kann nicht schaden. Prinz Raiden betont immer wieder, dass die Männer bei der Garde noch eine ganz andere Ausbildung genießen. Ihr würdet härter trainiert als jede andere Truppe in ganz Ardeen. Bildet die Leibgarde nun bitte auf dieselbe Weise aus. Ich will mit eigenen Augen sehen, ob sich die Worte meines Bruders bewahrheiten. Meldet Euch bei der Hauptwache am Tor, dort trefft Ihr Sir Lohrat, den Kommandanten der Leibgarde. Von ihm erfahrt Ihr alles Weitere.“ Der König nickte ihnen freundlich zu und sie salutierten stramm zum Abschied.
Es blieb keine Zeit, um miteinander zu reden, doch sie dachten beide dasselbe. Der König ist so nett, verglichen mit Prinz Raiden. Von dem werden wir immer nur gerügt und nie ist etwas gut genug, egal wie sehr man sich auch anstrengt. Dazu die Launenhaftigkeit und der böse Humor. Wie können die zwei überhaupt Brüder sein?
So trennten sich Eryns und Ravenors Wege vorerst.
Wie aufgetragen meldete sich der junge Offizier bei Sir Lohrat, einem schon ergrauten, aber drahtigen Mann. Ravenor fand, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit Sir Galden hatte. Im Aussehen wie im Auftreten. Der Kommandant erklärte in knappen Sätzen, was von Ravenor erwartet wurde. Er sollte zusehen, dass sich die Jungs von der Königsgarde im Schwertkampf verbesserten, und sie körperlich in Bestform bringen. Die Königsgarde bestand aus zwanzig Mann, von denen immer vier Dienst hatten. Sir Lohrat betonte aber auch, dass die Männer keine Anfänger wären und manche schon viele Jahre dienten. Wohingegen Sir Ravenor aber noch sehr jung war. So eine Konstellation mochte zu Problemen führen. Das leuchtete ein und Ravenor versicherte, die Männer respektvoll zu behandeln, solange sie seinen Rang akzeptierten.
Wenig später stand er dann mit sechzehn Mann auf dem Exerzierplatz des Palastgeländes.
„Männer der Königsgarde, ich bin Sir Ravenor von der Schwarzen Garde und persönlicher Adjutant des Prinzen von Ardeen.“
In der Ansprache klang das beeindruckend. In der Realität hingegen war es nicht ganz so erhebend, wie Ravenor inzwischen zur Genüge wusste. Er fuhr fort:
„Sicherlich sind Sie darüber informiert worden, warum Sie nun hier angetreten sind. Und auch warum ich hier bin. Seine Hoheit, König Danian, wünscht, dass ich den Stand Ihrer Ausbildung verbessere. Also wollen wir uns weitere Worte sparen und die Zeit sinnvoll nutzen. Da kein Magier zur Hand ist, der für ausreichenden Schutz vor Verletzungen sorgt, holen Sie bitte einen Satz Übungsschwerter.“
Dabei wählte Ravenor zufällig einen Mann aus, der sich dann auf den Weg machte.
„Der Rest wärmt sich inzwischen auf!“ Während die Männer ihre Muskeln lockerten und sich gymnastizierten, beobachtete Ravenor sie ganz genau und schätzte ihre Fähigkeiten ein. Die Bewegungsmuster verrieten ihm, welche Männer die Besten waren und auch wer unter den Kameraden als Anführer hervorstach. In jeder Gruppe gibt es Menschen, die als Vorbilder für die anderen fungieren und eine Führungsrolle innehaben, auch wenn sie Gleiche unter Gleichen sind. Zeige diesen Leuten, wer der Boss ist und du hast den Rest der Mannschaft.
Die Übungsschwerter kamen und Ravenor ließ sich eines davon aushändigen.
„Nun? Wer will den Anfang machen? Ich kann Ihre Leistung am besten beurteilen, wenn ich sie selbst teste.“ Ein genauer Blick in die Gesichter der Umstehenden zeigte Ravenor die vorsichtigeren und die überheblicheren unter den Männern. Einer verzog sogar die Mundwinkel zu einem Grinsen .
Der ist mir vorhin schon aufgefallen. Er denkt, er sei gut. Na, dann wollen wir mal sehen.
„Sie da, kommen Sie her! Ihr Name?“
Der Mann trat vor. „Sir Torrak, Sir.“
Ah, ein Lordling. Dann gibt es keine Gnade. Ravenor gab das Zeichen zum Beginn des Übungskampfes und sie kreuzten die Klingen, während die übrigen Männer in einem Kreis um sie herumstanden und zusahen. Sir Torrak war gut und schnell, doch Ravenor war besser.
Bereits in der Schmiede seines Stiefvaters hatte Ravenor frühzeitig Schwerter in der Hand gehalten. Er hatte gelernt den Wert einer Klinge einzuschätzen und hatte sogar selbst Schwerter geschmiedet. Schon damals übte er den Schwertkampf. Das waren die wenigen Momente, in denen er sich mit seinem Stiefvater einigermaßen verstanden hatte. Und dann war da noch sein älterer
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