Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Bruder Argon gewesen. Mehrere Jahre vor Ravenor diente Argon bereits in der Garde und er zeigte Ravenor weitere Feinheiten des Kampfes, wenn er Ausgang hatte und heim ins Dorf kam. So kam es, dass Ravenor schon über beträchtliche Fähigkeiten mit dem Schwert verfügte, noch bevor er der Garde überhaupt beigetreten war. Dort verbesserte und verfeinerte er seine Fertigkeiten dann noch stetig weiter. Ganz zu schweigen von seinem Talent für diese Art des Kampfes.
So stand Sir Torrak bald entwaffnet und mit Ravenors Klinge an der Kehle da, wobei sein zuversichtliches Grinsen der Enttäuschung eines Verlierers gewichen war.
„Ihr habt gut gekämpft, Sir Torrak, aber Ihr könnt Euch durchaus noch verbessern.“ Lass sie ihre Niederlage nicht zu bitter schmecken und sie werden zu dir aufschauen.
Ravenor hatte seine Erfahrungen im Umgang mit Untergebenen bereits gemacht und dosierte bewusst Lob und Tadel. Noch zwei weitere Männer suchte er sich aus und sie ereilte dasselbe Schicksal wie zuvor Torrak. Damit war die Rangfolge absolut klar und keiner der Männer, ob er nun älter war oder länger gedient hatte, stellte Sir Ravenors Führungsrolle mehr in Frage.
„Gut, Sie sind keine Anfänger mehr und so brauchen wir uns auch nicht mit den Grundübungen aufhalten, den Göttern sei Dank.“
Die Männer lachten verhalten über den Scherz.
„Nehmen Sie paarweise Aufstellung und ich zeige Ihnen eine Kombination.“
Damit begann der Unterricht und die Männer waren ganz bei der Sache. Der junge Offizier hatte sich in der kurzen Zeit ihre Anerkennung gesichert, doch die Soldaten der Königsgarde waren nicht die Einzigen, die Ravenor begeisterte. Am Rand des Platzes hatten sich – rein zufällig – ein paar Hofdamen versammelt, die nun den Übenden und vor allem dem jungen, gut aussehenden fremden Offizier zusahen. Und noch jemand beobachtete das Treiben. Heimlich aus einem Fenster des Palastes heraus. Es war der König höchstpersönlich.
Der Junge hat Ausstrahlung – Führungscharisma. Und die Männer haben ihn schnell akzeptiert. Was Raiden nur immer an ihm auszusetzen hat? Nimmt seine Pflichten nicht ernst genug. Gibt sich nur dem Vergnügen hin. Übernimmt keine Verantwortung. Respektloses Verhalten. Frech und faul. Mein lieber Bruder, ich glaube fast, du tust Ravenor unrecht.
Meister Galbart war der höchste Magier am Hof und Eryn fühlte sich schon bei der ersten Begegnung wohl. Sie lagen auf derselben Wellenlänge und Meister Galbart war sehr interessiert an dem Verfahren, weswegen Eryn herbeordert worden war. Gerade erklärte der Hofmagier ihm, welche Orte mit Tor- und Tunnelsteinen versehen werden sollten, als eine Frau hereinkam und Tee brachte. Der Magieranwärter aus Naganor hatte kurz aufgeblickt und seine Augen blieben an ihrem Anblick haften. Sie hatte das gewisse Etwas, das Eryns Interesse weckte. Ein Gefühl, das er seit Aileen nicht mehr gekannt hatte. Die Unbekannte war schön, mit ihren langen braunen Haaren und den großen blauen Augen. Sie trug ein weißes Kleid, das an den Rändern mit Borten verziert war.
Als Eryn sich bewusst wurde, dass er die Frau so schamlos anstarrte, blickte er schnell weg und merkte, wie seine Wangen erröteten.
Hoffentlich bemerkt sie meine Ungeschicktheit nicht .
Meister Galbart nahm den Tee entgegen. „Danke, Nijada. Das hier ist Eryn, der Schüler von Meister Raiden. Er ist hier um die Torsteine einzurichten. Ich hatte dir ja bereits davon berichtet. Möchtest du zuhören?“
Noch bevor Nijada etwas sagen konnte, platzte Eryn mit einer Frage heraus:
„Sie ist eine Magierin?“ Das kam so plump und falsch rüber, wie es überhaupt nicht gemeint war. Eigentlich war Eryn lediglich erstaunt, ja positiv überrascht, dass es hier in Ardeen eine Frau gab, die sich ebenfalls dem Studium der Magie widmete. Die Frage wirkte aber eher so, als stelle er diesen Umstand infrage und prompt zeigten sich ärgerliche kleine Falten auf Nijadas Gesicht.
„Ich bin Magierin der dritten Stufe und durchaus intellektuell in der Lage, den Ausführungen zu diesen Aufzeichnungen zu folgen.“ Bewusst ignorierte sie Eryn nun, als sie zu Meister Galbart sprach: „Ja, ich will gerne bleiben und zuhören.“
Das ging ja voll daneben. Ein vollkommen verpatzter Anfang. Ich bin ein Idiot. Aber wenigstens bleibt sie.
Inzwischen nahm Meister Galbart den Faden ihres vorigen Gespräches wieder auf. Eryn war bemüht sich im besten Licht zu präsentieren, sodass Nijada doch noch
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